Donnerstag, 30.1.2025: UPDATE zu: Museumsdiebe rauben rumänische Leihgaben aus dem Drents Museum in Assen: Die holländische Polizei hat nach niederländischen Pressemeldungen Verdächtige festgenommen. Wollen wir hoffen, dass es wirklich die Diebe sind und noch nichts eingeschmolzen wurde.
Anlässlich der großen archäologischen Sonderausstellung „Dakien - das Reich aus Gold und Silber“ befanden sich mehr als 50 Gold- und Silberobjekte im Drents Museum. Die Einbrecher sprengten nachts die Museumstüren auf und entkommen mit mehreren wertvollen Exponaten.
Darunter befanden sich der goldene Helm von Cotofenesti und drei goldene Armreifen aus dem Nationalmuseum in Bukarest, wie die Polizei mitteilte. Von den Tätern fehlt im Moment noch jede Spur, an der Fahndung ist Interpol beteiligt. Das Museum wurde für Besucher geschlossen. Das Museum wurde bei der nächtlichen Explosion beschädigt, aber niemand wurde verletzt. In der Nähe wurde ein ausgebranntes Auto entdeckt, das eventuell zur Tat verwendet wurde.
Quelle: mehrere deutsche Medien
Donnerstag, 30.1.2025: UPDATE zu den LA Wildfires: Durch die 314 Waldbrände in der Los Angeles Region waren 48.336 Notfalleinsätze insgesamt erforderlich. Es verbrannten 57.529 Acres und 16.255 Gebäude, von denen oft nur noch die Kamine stehen. Zu Tode kamen nach dem Stand 30.1.2025 28 Menschen. Verbrannt sind zudem aber auch mehr als 30 historische Denkmale, Tausende Heimatgefühle, Erinnerungen, historische Quellen, ganze Bibliotheken und zahlreiche Museumsobjekte. Die Getty-Villa blieb verschont.
Quelle: https://www.fire.ca.gov/incidents MORE here
Mittwoch 29. 1.2025: Bei einigen Museen stellen sich derzeit wieder Besucherrekorde ein - als Lohn jahrzehntelanger Imagepflege. So auch im Deutschen Museum: Insgesamt wurden an allen Standorten 1.531.646 Besucherinnen und Besucher gezählt – das ist die höchste Zahl seit 40 Jahren. Nur 1978 (zum 75. Gründungsjubiläum des Museums) und 1984 (mit der Eröffnung der Luftfahrthalle des Museums) war die Gesamtbesucherzahl noch höher. Allein in den Ausstellungen im Haupthaus auf der Münchner Museumsinsel waren 2024 1.070.676 Menschen zu Gast. Das bedeutet eine Steigerung von 5,3% zum Vorjahr. Im Verkehrszentrum betrug die Steigerung im Vergleich zu 2023 zwar „nur“ knapp 3,6%. Die absolute Besuchszahl von 167.592 bedeutet aber einen Allzeitrekord in der Geschichte der Zweigstelle auf der Theresienhöhe. Ins Nürnberger Zukunftsmuseum strömten ebenfalls mehr Menschen als jemals seit Eröffnung: 121.617 BesucherInnen wurden hier 2024 gezählt, knapp 2,8% mehr als 2023. Erfreuliche Zahlen lieferten auch die Flugwerft Schleißheim mit 94.474 Besuchen und einer Steigerungsrate von über 4% und das Deutsche Museum Bonn mit 61.735 Besuchen und einer satten Steigerungsrate von mehr als 9% gegenüber 2023.
Bemerkenswert ist auch die Anzahl der Gäste in Bibliothek und Archiv auf der Museumsinsel: Mit 85.044 Menschen – das sind knapp 37% mehr als 2023 – nutzten so viele Leute wie seit 55 Jahren nicht mehr die Angebote zum Recherchieren. Sicher ist, dass das Deutsche Museum 2025 den hundertmillionsten Gast seit 1906 begrüßen wird: Schon zum jetzigen Zeitpunkt steht der Zähler bei über 99.680.000.
Quelle: Pressemeldung des Museums
Sonntag, 26.1.2025: Muss der Louvre in Kürze geschlossen werden? Seit drei Jahren liegen, einem Bericht der SZ zufolge, Forderungen der Präsidentin und Direktorin des Louvre, Laurence des Cars, auf dem Tisch von Macron, den Louvre generalzusanieren und für die Mona Lisa-Selfietouristen einen eigenen Saal zu bauen: Der Louvre leidet unter Übertourismus, einem undichten Dach, blätterndem Putz, hohen Temperaturschwankungen. Kürzlich musste eine Ausstellung ganz abgebrochen werden, "weil der Saal nach einer mittleren Überschwemmung unter Wasser stand", Aufzüge funktionieren nicht, unter der Fehlkonstruktion Glaspyramide herrschen im Sommer Treibhauszustände und eine Lautstärke "wie in einem Bahnhof". Mehr als zwei Drittel der mehr als 8 Millionen Besucher kommen ausschließlich, um ein Selfie vor der Mona Lisa zu machen. Des Cars fordert auch einen zweiten Eingang für diese Selfianer, eine neue Beschilderung, bessere sanitäre Einrichtungen, Verflegungs- und Ruheeinrichtungen. Nötig dafür sind mind. 600 Mio €, die bei der derzeitigen Finanznot des französischen Staates nur durch eine Macron-Priorisierung wie bei der Notre Dame-Überholung aufgebracht werden könnten.
Quelle: Oliver Meiler: Kollabiert am eigenen Erfolg. In: SZ v. 25./26.1.2025
Sonnabend, 25.1.2025: Basquiat-Fälschungen: Hier wieder einmal ein lesenswerter Artikel von Olga Kronsteiner.
Quelle: Der Standard Morgenausgabe v. 25.01.2025, https://www.derstandard.at/story/3000000254295/basquiat-fakes-beschaeftigen-gerichte. MEHR hier:
Freitag, 10.1. 2025: UPDATE! Massenflucht aus "X" (ehemals Twitter): In einer konzertierten Aktion haben über 60 deutsche Hochschulen Musks "X" verlassen, andere schon vorher. „Der Rückzug ist Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von heute. Dazu gehören große Unis in mehreren Bundesländern wie die in Frankfurt (Main), Heidelberg, Würzburg, Düsseldorf, Münster, Marburg, Dresden und die Humboldt-Universität zu Berlin. Wie die Hochschulen künftig mit den Plattformen des Meta-Konzerns (Facebook und Instagram) umgehen, ist noch offen. Die Entwicklung dieser Plattformen und ihrer Algorithmen werde „weiterhin aufmerksam beobachtet“.
Auch andere Institutionen (Kirchen, Vereine, Justiz, Supermarktketten,...) kehren Elon Musk den Rücken: https://blog-demokratie.de/massenexodus-von-x-deutsche-unternehmen-und-organisationen-kehren-elon-musk-den-ruecken/
Nach dem Tagesspiegel sind auch die DFG und die Leibniz-Gemeinschaft (von den 96 Einrichtungen sind 5 große deutsche Museen) aus X ausgestiegen. SZ und SPIEGEL berichten, dass das Deutsche Museum sogar ein Bild Musks aus seiner Raumfahrtausstellung entfernt hat. Mittlerweile ist auch ICOM Deutschland aus X ausgestiegen (Information via LinkedIn).
Quelle: Tagesspiegel, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Mittwoch, 8.1.2025: Clevere Idee für "kostenlosen Einheimischen-Eintritt": Kunden der Stadtwerke München (SWM) kommen ab sofort das ganze Jahr über jeden Montag kostenlos in die Ausstellungen des Deutschen Museums, und zwar nicht nur auf der Museumsinsel, sondern auch im Verkehrszentrum und in der Flugwerft Schleißheim. Beide Institutionen feiern Jubiläen, die Stadtwerke München haben im vergangenen Jahr ihr 125. Jubiläum begangen, das Deutsche Museum steuert heuer im Mai auf den 100. Geburtstag seines Ausstellungsgebäudes auf der Museumsinsel zu. Gemeinsam laden die SWM und das Deutsche Museum für das ganze Jahr zum neuen Museums-Montag mit freiem Eintritt ein - allerdings nicht unbegrenzt: Pro Montag stehen beim Deutschen Museum 250 Tickets für KundInnen der SWM zur Verfügung.
Genau genommen geht das Angebot sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus. Denn einige Dienstleistungen der SWM gibt es im ganzen Bundesgebiet. Über die konkrete Kompensation wurde Stillschweigen vereinbart.
So funktioniert es für Kundinnen und Kunden der SWM:
1) SWM-Kunden mit Smartphone
Einfach die München-App (https://muenchen-app.swm.de/) aufs Handy laden, dann auf das Deutsche Museum und dort auf die Ticketauswahl tippen. Kundinnen und Kunden der SMW können hier bis zu vier kostenlose Montagstickets buchen. Sie müssen bei der Buchung lediglich die letzten fünf Ziffern Ihrer Kundennummer eingeben. Kunde/Kundin ist, wer einen Energievertrag (Strom, Erdgas, Fernwärme) mit den SWM und/oder ein Abonnement der MVG (auch Deutschlandticket) hat, sowie alle Mitglieder der M-Fitnesscenter der Münchner Bäder. Die SWM-Montagstickets können bis spätestens zum letzten Montag des Jahres 2025 eingelöst werden.
2) SWM-Kunden ohne Smartphone
Sollte jemand kein Smartphone haben, so kann sich die Person einfach per Mail an marketing@swm.de wenden. Die Kolleg*innen werden dann eine individuelle Lösung finden und den Eintritt unkompliziert ermöglichen.
Quelle: Deutsches Museum und Stadtwerke München
Mittwoch, 8. 1.2025: Die kürzlichen politischen Entscheidungen von Mark Zuckerberg haben endgültig dazu geführt. dass Dr. Christian Müller-Straten, Verlagsleiter und Herausgeber von MUSEUM AKTUELL, EXPOTIME! und KONSERVATIVe, aus Facebook ausgestiegen ist. Das Konto wird zum 7.2.2025 gelöscht.
Näheres zu den Gründen: https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/meta-moderation-trump-100.html
Dienstag, 7.1.2025: Tanz nach deutscher Art: Mit Unterstützung öffentlicher und privater Förderer hat das Bonner Beethoven-Haus 200 Jahre nach seiner Niederschrift das einzige Originalmanuskript des 4. Satzes von Beethovens Streichquartett opus 130 aus Privatbesitz erworben. Es handelt sich um die letzte bekannte große Beethoven-Handschrift, die sich noch in Privatbesitz befand. Es ist auch die einzige handschriftliche Quelle Beethovens zu dem Satz, die jahrzehntelang unter Verschluss war. Der Ankauf wurde durch eine konzertierte Aktion von der Kulturstiftung der Länder, des Landes NRW, der NRW-Stiftung, der Kunststiftung NRW, der Berthold Leibinger-Stiftung sowie seitens engagierter privater Spender und der Stiftung Beethoven-Haus möglich. Das Autograph des 4. Satzes Alla Danza tedesca aus Beethovens spätem Streichquartett ergänzt in idealer Weise die vorhandenen Sammlungsbestände. Dazu gehören mehrere Musikmanuskripte, die sich wie die jüngste Erwerbung einst im Besitz des Wiener Rechtsanwalts und Sammlers Heinrich Steger befanden und nun in Bonn wieder komplett vereint werden. Zudem bewahrt und erforscht das Beethoven-Haus wesentliche Quellen speziell zu den späten Streichquartetten und zu Beethovens Spätwerk im Allgemeinen. Für die Schaffensprozess-Forschung ergeben sich insofern ganz neue Ansätze.
Die Handschrift befand sich wohl seit den 1920er Jahren in Händen der Familie Petschek in Aussig (Tschechien). Die Petscheks wurden als Juden von den Nazis verfolgt und verließen 1938 ihre Heimat. Ihr Mobiliar, ihre Wertgegenstände und ihre Kunstsammlung wurden von den NS-Behörden beschlagnahmt. Als sich 1942 die deutschen Behörden mit der Verwertung der Kunstsammlung befassten, gelang es dem als Gutachter herangezogenen Leiter der Musiksammlung des Mährischen Museums in Brno, die Handschrift für das Museum zu sichern. Nach dem Krieg suchte die Familie Petschek nach der Handschrift – zunächst ohne Erfolg. Als sie endlich gefunden war, verweigerte die kommunistische Regierung der damaligen Tschechoslowakei die Herausgabe des Autographs. 2022 erfolgte die Restitution an die Nachkommen Petscheks, die sich Ende 2024 bereit erklärten, die Handschrift an das Beethoven-Haus zu verkaufen und wieder dauerhaft der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich zu machen.
Die Handschrift wird nun unter konservatorisch optimalen Bedingungen im Beethoven-Haus aufbewahrt und soll ins Digitale Archiv eingebunden werden. So wird sie wissenschaftlich erschlossen und online öffentlich für jedermann weltweit zugänglich sein. Von Juni bis August 2025 ist sie Thema einer Sonderausstellung und am 17. Dezember 2025 Gegenstand des traditionellen Tauftagskonzertes im Beethoven-Haus.
Quelle: Beethoven-Haus, Bonn
Mittwoch 25.12.2024: LVR-Landesmuseum Bonn geschlossen: Am Weihnachtstag verbreitete das Museum die Nachricht, dass es bis zum 1. Januar 2025 geschlossen wird. Grund hierfür sei eine "technische Störung". Ab dem 2. Januar 2025 werde das Museum voraussichtlich wieder zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden können. Die Schließung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, da die Sicherheit der BesucherInnen oberste Priorität habe. In der eMail der Presseabteilung wurden zwar tagesaktuelle Informationen auf der Website und den Social-Media-Kanälen des Landesmuseums angekündigt, doch konnten weder telefonisch, per eMail noch auf der Website, bei Meta, Instagram, Xing oder Linkedin Einzelheiten gefunden werden. Näheres war auch nicht beim LVR in Köln zu erfahren. Die seit Jahren geschlossene archäologische Sammlung des Museums wird ohnehin erst wieder 2026 zu sehen sein.
Quelle: Website des Museums, Pressemitteilung A. Zens v. 24.12.2024
Dienstag, 24.12.2024: Es ist wahrscheinlich, dass die KI das Ende der Menschheit bringt. Laut einer Studie von KI-Forschern aus Oxford (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/aaai.12064) könnte genau das eintreten. Deren Prognose: Eine existenzielle Bedrohung durch KI ist nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Michael K. Cohen, der Hauptautor der Studie, fasst zusammen: Wenn "fortgeschrittene künstliche Agenten" in die Bereitstellung von Belohnungen eingreifen, habe das sehr schlechte Konsequenzen. Sein Kollege Michael Osborne und - pikanterweise - der leitende Senior Scientist von Google Deepmind, Marcus Hutter, nennen dies als ein Szenario für den Overkill der Menschheit. Hutter handelte dabei nicht im Auftrag von Google, sondern im Rahmen seiner Position an der Austrialian National University (https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Hutter)
Michael Cohen schrieb auf X: "Bostrom, Russell, and others have argued that advanced AI poses a threat to humanity. We reach the same conclusion in a new paper in AI Magazine, but we note a few (very plausible) assumptions on which such arguments depend. " KI könnte Strategien entwickeln, um auf effizientere Weise Belohnungen zu erhalten. Sollte sie mit der Außenwelt agieren, seien „unendlich viele Möglichkeiten“ zur Manipulation gegeben. t3n faßt zusammen: "Sie könnte etwa den Menschen austricksen, damit der ihr heimlich hilft. Sie könnte unzählige, unbemerkte Helfer installieren, die sich der Kontrolle des Menschen entziehen. Nicht zuletzt dürfte der Anreiz bestehen, die Fähigkeit des Menschen zu „beseitigen“, den Rechner, auf dem die Hauptinstanz läuft, zu kontrollieren oder zerstören. Je mehr Erfolg die KI mit ihren Betrügereien hätte, desto mehr Belohnungen würde sie einheimsen. Das könnte ihren Ehrgeiz wecken." Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass KI versucht, alle (Energie-)Resourcen für sich zu nutzen: KI-Robots könnten versuchen, alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um sich ihre Belohnung zu sichern und „sich vor unseren ... Versuchen zu schützen, sie aufzuhalten.“
Bereits jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass KI betrügt und fälscht. Mal stimmen die Antworten, mal nicht. Und wenn's hart auf hart geht, werden sogar Worte erfunden, die es gar nicht gibt. Ein interessantes Beispiel ist die Übersetzung des EU-Terms Γεωϊκανότητα Εδάφους durch Google Translate bzw. DeepL aus dem Neugriechischen ins Deutsche/Englische: die sog. Künstliche Intelligenz von Google Translate bildete dabei den nicht existierenden deutschen Begriff „Bodengekapazität“ sowie den nicht minder falschen englischen Term „Soil capacity“. DeepL, „der präziseste Übersetzer der Welt“, machte daraus „Geohazardousness des Bodens“. Alle drei Übersetzungen sind falsch, richtig wäre allein der Term „Geospatialität“ (gemeint sind vermutlich jedoch Geodaten). (vgl. Müller-Straten, Christian: Golem oder Frankenstein? Wissenschaft und Künstliche Intelligenz ergänzen sich nur bedingt. In MUSEUM AKTUELL, 299+300, S. 18-23)
https://t3n.de/news/ki-ende-der-menschheit-oxford-studie-finstere-antwort-1500285/
Hinweis: Der Artikel in t3n erschien unter dem Autornamen "Raimund Schesswendter", derselbe Artikel in der Frankfurter Rundschau unter dem Namen "Jan-Frederick Wendt".
Mittwoch, 18. Dezember 2024: Die EU genehmigt Österreich den Einsatz von Sauerstoffentzug bei der Schädlingsbekämpfung. Österreich hatte den Antrag gemeinsam mit dem Rathgen-Forschungslabor - Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (für Deutschland) konnte der Bescheid zur Nutzung von "in situ generiertem" Stickstoff erreicht werden! Damit können nun alle österreichischen Museen die Methode der Sauerstoffreduktion zur Erhaltung unserer Kulturgüter rechtskonform nutzen. Bedanken wir uns bei Österreich, ICOM Österreich und Pascal Querner!
Freitag, 13.12.2024: Gestohlenes Keltengold: Vor dem Landgericht Ingolstadt beginnt am 21. Januar der Prozeß gegen vier Männer aus Norddeutschland, die seit Juli in Untersuchungshaft sitzen. Ihnen wird vorgeworfen, neben zahlreichen anderen Einbrüchen im November 2022 das Manchinger Kelten Römer Museum beraubt zu haben.
Quelle: SZ v. 13.12.2024
Freitag, 13.12.2024: UPDATE 2: Vorsicht, Vertrauenseinbußen drohen in mehrfacher Hinsicht
Schon seit einigen Monaten geistert durch die südwestdeutschen Medien die Story vom früheren Landesarchäologen von Rheinland-Pfalz, der bewußt mindestens 21 Schädel nicht nur falsch datiert, sondern auch falsche Fundorte angegeben haben soll. Der Archäologe der GDKE war bereits seit November 2021 von seinen Funktionen freigestellt worden, weil er einem anderen Mitarbeiter unwissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen hatte, was sich aber als falsch herausstellte. Dieses dienstrechtliche Verfahren wird nun erweitert. Innenminister Michael Ebling (SPD) erläuterte im Innenausschuss, dass die Untersuchungen sich durch den krankheitsbedingten Ausfall des Beschuldigten und die komplexe Lage hinziehen. Mindestens 21 gefundene Schädel oder Schädelfragmente seien falsch datiert worden, wie naturwissenschaftliche und anthropologische Überprüfungen eines Mannheimer Labors Anfang dieses Jahres ergeben hätten. Bei zwei Fragmenten habe die Datierung ins 5. Jh. v. Chr. ungefähr gepasst. Die anderen seien erheblich jünger gewesen, stammten entweder aus dem Mittelalter oder aus der Neuzeit. An der Aufklärung sind als Ombudsleute die ausgewiesenen Experten Dr. Ulf Ickerodt, Landesarchäologe von Schleswig-Holstein, sowie Prof. Dr. Silviane Scharl, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln, beteiligt.
1997 hatte der spätere Landesarchäologe von Rheinland-Pfalz in einem Vulkankrater nahe der Ortschaft Ochtendung Schädelfragmente gefunden. Er machte die Knochen zu Neandertalknochen, was andere Wissenschaftler schnell zur Sensation erklärten. Der angebliche Neandertaler ist nach bisherigen Erkenntnissen aber nur die Spitze des Eisbergs. Er ist C14-Untersuchungen zufolge 160.000 bis 170.000 Jahre jünger als angenommen und stammt aus dem frühen Mittelalter. Dass der Schädel überhaupt noch einmal wissenschaftlich untersucht wurde, liegt an der Summierung der Vorwürfe.
Ein weiterer Verdachtsfall betrifft das vermeintliche „Schlachtfeld von Riol“ im Moseltal. Hier soll sich im 1. Jh. nach Angaben des Beschuldigten eine Schlacht zwischen einem germanisch-keltischen Stamm und römischen Legionären zugetragen haben. Als Beweis präsentierte der Beschuldigte den Helm eines Legionärs, in dem ein rostiger Nagel steckt. Er deutete sie als Trophäe der Kelten. Eine Überprüfung durch einen Schlachtfeldexperten hatte jedoch ergeben, dass es für einen größeren Kampf in der Gegend keine ausreichende archäologische Datenbasis gebe.
Auslöser der Überprüfungen war früheren Angaben zufolge eine vertrauliche Anfrage einer nicht genannten Universität aus dem vergangenen Jahr. Dort seien Zweifel an der schon viele Jahre alten Dissertation des Mannes aufgekommen. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll der Beschuldigte auch dort manipuliert haben und auf angebliche Funde der Landesbehörde verwiesen haben, die gar nicht existieren. „Da stimmte so gut wie nichts“, zitiert der „Spiegel“ den stellvertretenden Landesarchäologen Ulrich Himmelmann.
Die vermeintlich archäologisch herausragenden Funde, insbesondere ein Schädel, seien unter anderem in Koblenz und auch außerhalb von Rheinland-Pfalz ausgestellt worden, berichtete das Innenministerium. Der Schädel sei auch Teil einer Ausstellung im Jahr 2017/18 zum 70-jährigen Bestehen des Bundeslandes im Landesmuseum Mainz gewesen.
Sollte sich gezielt manipulatives Verhalten nachweisen lassen, so ist das Motiv noch unklar. Gegenüber über dem „Spiegel“ ließ der Archäologe jedenfalls alle Vorwürfe über seinen Anwalt zurückweisen. Der Beschuldigte selbst sieht die [viel zu - MA] lange Verfahrensdauer als Beweis dafür, dass die Anschuldigungen haltlos seien. In einer schriftlichen Erklärung wies er darauf hin, dass bislang weder eine Kürzung seiner Bezüge noch die Dienstenthebung erfolgt sei.
Quellen: SWR, STERN, Tagesspiegel, SPIEGEL, GDKE. https://egqsj.copernicus.org/articles/50/56/2000/egqsj-50-56-2000.pdf
Bilder: https://news.artnet.com/art-world/archaeologist-axel-von-berg-accused-fake-discoveries-2581741
Interessanter Zusammenhang: https://de.wikipedia.org/wiki/Reiner_Protsch
Sonnabend, 23.11.2024: Kritische Künstler und Museen: Erneut (vgl. unsere Meldung vom 10.3.2024 weiter unten) hat ein deutsches Museum die Zusammenarbeit mit einer kritischen Künstlerin beendet: Wie unlängst im Saarland, haben die Träger/Leitung eines deutschen Museums erneut eine Ausstellung einer kritischen Künstlerin platzen lassen. In diesem Fall kam es zu einer "Einvernehmlichen Aufhebung der Zusammenarbeit" der Günther-Peill-Stiftung und des Leopold-Hoesch-Museums mit der mexikanischen Künstlerin Frieda Toranzo Jaeger (geb. 1988, MFA der Hochschulde der bildenden Künste in Hamburg). Der Hintergrund: Aufgrund ihrer künstlerischen Arbeiten hatte die Günther-Peill-Stiftung die Künstlerin für ein zweijähriges Förderstipendium 2024-26 ausgewählt, das mit einer Ausstellung im Leopold-Hoesch-Museum verbunden sein sollte. Stiftung und Museum wurden daraufhin "von extern" darüber informiert, dass die Künstlerin den pro-palästinensischen Aufruf "Strike Germany" * unterzeichnet hat. In dem Aufruf werden Kulturschaffende dazu aufgerufen, deutsche Kulturinstitutionen zu bestreiken und ihnen Arbeit und Präsenz zu verweigern. Obwohl die Künstlerin Stiftung und Museum mitgeteilt hatte, dass die Forderungen des Aufrufs nicht das Stipendium und die Ausstellung beträfen und dass sie - trotz ihrer Unterschrift - nicht diese Forderungen gegenüber der Stiftung und dem Museum erhebe, obwohl sie insgesamt hinter dem Aufruf stehe, kam es zu einer Auflösung der Zusammenarbeit.
Quelle: PM der Stadt Düren, https://www.leopoldhoeschmuseum.de/de/links/presse
Freitag, 22.11.2024: Weimarer Verwaltungsgericht stärkt die politische Arbeit von Museen und Gedenkstätten: Politische Einordnung ja, Wahlempfehlungen nein: Die Thüringer AfD ist weitgehend vor Gericht gescheitert, dem Direktor der Gedenkstätte des ehemaligen sog. "Konzentrationslagers" Buchenwald, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, und damit allen Gedenkstätten verbieten, sich politisch zu äußern. Vor der Landtagswahl in Thüringen hatte der Landesverband der AfD versucht, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora gerichtlich zu untersagen, auf geschichtsrevisionistische Äußerungen von Parteivertretern hinzuweisen, die die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus beschädigen. Wenn die Stiftung diesbezügliche Aussagen nicht unterlasse, solle sie ein Ordnungsgeld von 250.000 € zahlen.
Ein Urteil des Verwaltungsgerichts Weimar stärkt nun jedoch die Gedenkstätten in ihrer Rolle als Orte der historischen und politischen Bildung. Sie dürfen politisch einordnen und informieren, allerdings keine konkreten Wahlempfehlungen abgeben. Dies ermöglicht es ihnen, weiterhin wichtige Bildungsarbeit zu leisten und gegen Geschichtsrelativierungen vorzugehen.
Das Verwaltungsgericht Weimar stellte nun in seinem Beschluss vom 5. November 2024 fest: Die Stiftung sei "berechtigt, in aktuelle Diskussionen zu den Opfern, deren in den Gedenkstätten der Antragsgegnerin gedacht wird, einzutreten und selbst zu allen Fragen im Zusammenhang mit den Opfern und zu der Gestaltung der Erinnerungsarbeit Stellung zu nehmen. Dabei darf die Antragsgegnerin auch Äußerungen Dritter, die das Gedenken und Erinnern an die Opfer berühren, bewerten und einzuordnen. Eine solche Einordnung kann nicht neutral erfolgen, sondern setzt das aktive Eintreten für die Opfer voraus...Aus dem Stiftungszweck ergibt sich die Befugnis der aktiven Ausgestaltung des Gedenkens in Form der sachlichen Einordnung und Bewertung politischer Äußerung, die einen Bezug zu der Würde der Opfer haben. [Die Stiftung] ist die Stimme der Opfer, die selbst nicht mehr aktiv an der Erinnerungsarbeit teilnehmen können.“
Zur eigentlichen Postwurfsendung führt das Gericht aus: „Der Brief bietet keinen Anlass zur Beanstandung. Die in ihm mitgeteilten Tatsachen sind zutreffend und die Wertungen und Interpretationen beruhen auf einem jeweils sachgerecht gewürdigten Tatsachenkern.“ Und: Die Stiftung „darf auch im Hinblick auf eine bevorstehende Wahlentscheidung konkrete Tatsachen mitteilen und bewerten.“
Quellen: BR, rbb, radio1, https://www.museum-zwangsarbeit.de/newsroom/aktuelle-meldungen
Sonntag, 17. 11.2024: USA retourniert abermals 10 Kunstwerke mit Kapoor-Kontext: Am 3. Juli 2016 hatte ich an den investigativen Journalisten und Herausgeber des "Chasing Aphrodite" Blogs, Jason Felch, geschrieben:
"For all interested in fighting illicit travel, your website is a globally important landing page. As shown recently in the Kapoor case, it can help to make a world a bit better and museums a bit more reliant.
Dr. Christian Mueller-Straten, art historian, editor EXPOTIME!, author of “Fälschungserkennung” [Fake detection] , 2 vols. Munich, Germany and blogger of “The Fake Blog”."
Mittlerweile gibt es den Fake Blog nicht mehr, denn alle wichtigen Erkenntnisse des Fake Blogs wurden in die 2. Aufl. der nun auch farbig bebilderten "Fälschungserkennung" integriert (MEHR hier: https://www.shop-museumaktuell.de/shop/Kulturgeschichte-c141701031). Jason Felchs unermüdliche Arbeit geht noch weiter und sein riesiger gut belegter Blog kann immer wieder erstaunliche Tatsachen ans Licht bringen - aber auch über gute Ergebnisse berichten. So konnte er bereits Mitte August eine X-Nachricht verbreiten, über die THE ART NEWSPAPER erst Mitte November berichtete: dass nämlich die US-Regierung erneut 10 Kunstwerke im Wert von mehr als 1 Mio. US$ an Indien zurückerstattet. Sie waren nach vorausgegangenen Recherchen über den einsitzenden Kunsthändler Subhash Kapoor (https://en.wikipedia.org/wiki/Subhash_Kapoor_(art_dealer) durch Jason Felch von Strafverfolgungsbehörden der USA bei der Nancy Weiner Gallery, der Maitreya Gallery und Christies nach Ermittlungen des Manhattan District Attorney's Office und der US-Zollbehörde beschlagnahmt worden. Kapoor war 2011 auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet, nach Indien ausgeliefert und dort verurteilt worden. Der neuerlichen Rückgabe vorangegangen waren:
Freitag 15. 11.2024: Carabinieri zerschlagen europäischen Fälscherring:
Die italienische Polizei hat in Zusammenarbeit mit europäischen Kollegen in der Operation Cariatide seit März 2024 einen sehr großen europäischen Fälscherring ausgehoben. Beschlagnahmt wurden mehr als 2000 Fälschungen sowie 450 gefälschte Echtheitszertifikate und 50 Stempel, gegen 38 Personen wurde Haftbefehl erlassen. Gefälscht wurden: Piet Mondrian, Francis Bacon, Wassily Kandisky, Marc Chagall, Vincent van Gogh, Jackson Pollock, Henry Moore, Paul Klee, Pablo Picasso, Joan Miró, Salvador Dalí, Andy Warhol, Klimt, Kandinsky, Giacometti, Modigliani, und vor allem "Banksy". Die sechs Fälscherwerkstätten in Norditalien hatten ein Netzwerk von Mittätern in Spanien, Frankreich und Belgien, darunter mehrere kleinere Auktionshäuser, welche die Fälschungen zu auffallend niedrigen Preisen angeboten hatten. Die beschlagnahmten Werke sind derzeit im Palazzo Toscanelli in Pisa ausgestellt.
Quelle: SZ, artnet (https://news.artnet.com/art-world/banksy-warhol-and-picasso-forgery-network-uncovered-in-italy-2568050 mit mehreren Abbildungen)
Montag, 28.10.24: Das Ende kostenlos verbreiteter Stellenanzeigen:
Deutsche Verleger haben sich beim BGH gegen die öffentliche Hand durchgesetzt: diese darf keine kostenlosen Stellenanzeigen mehr veröffentlichen. Dies ist eine wettbewerbswidrige "geschäftliche Handlung", die zudem gegen das "Gebot der Staatsferne der Presse" verstößt, wie der Bundesgerichtshof in einem am Donnerstag in Karlsruhe veröffentlichten Urteil entschied.
Im Streitfall hatte der niedersächsische Landkreis Grafschaft Bentheim in seinem Onlineportal eine Jobbörse eingerichtet und Arbeitgebern die Möglichkeit zu kostenlosen Stellenanzeigen gegeben. Dagegen hatte der Verlag der örtlichen "Grafschafter Nachrichten", der auch ein Anzeigenblatt vertreibt. Wie schon das OLG Oldenburg gab nun auch der BGH der Klage statt. Die Verbreitung kostenloser Anzeigen seien eine unzulässige "geschäftliche Handlung", mit welcher der Landkreis in Konkurrenz zu privaten Unternehmen trete. Diesen würden so notwendige Einnahmen entgehen, wogegen der Landkreis nicht auf Einnahmen seines Onlineportals angewiesen sei. Daher verstoße das Angebot kostenloser Stellenanzeigen auch gegen das "Gebot der Staatsferne der Presse".
Das bedeutet in der Praxis auch, dass öffentliche Museen, Bibliotheken, Zoos, Botanische Gärten, Archive etc. Stellenanzeigen weder in eigenen Portalen, über eigene Blogs noch durch weitergereichte ("shared") Postings in von Dritten betriebenen, kostenlos veröffentlichenden Portalen, Blogs, eMail-Listen, in sog. sozialen Netzwerken (Text, Bild, Video), mehr veröffentlichen dürfen. Stellenanzeigen ("Stellenausschreibungen") der öffentlichen Hand müssen wieder kostenpflichtig über die (einschlägigen) Medien veröffentlicht werden, die dafür bezahlt werden müssen.
Quelle: https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&nr=139393&pos=0&anz=1
Donnerstag, 24.10.24: BGH erläßt Urteil zu Luftaufnahmen von Kunstwerken: Fotos von Kunstwerken dürfen honorarfrei gemacht werden, wenn sie auf dem Boden, etwa von der Straße aus oder in einem Park aufgenommen werden ("Panoramafreiheit"). Schon wer eine Leiter an eine Mauer stellt, um Kunstwerke aus der Luft in einem Garten zu fotografieren, erst recht jemand, der Kunstwerke aus höheren Stockwerken umliegender Häuser oder mithilfe von Dronen fotografiert, verstößt aber gegen deutsches Urheberrecht. Geklagt hatte die VG Bild-Kunst zusammen mit einem Künstler aus Castrop-Rauxel, der in einem Reiseführer fürs Ruhrgebiet ein Dronenfoto der "Sonnenuhr" auf der Halde Schwerin in Castrop- Rauxel entdeckt hatte. Das Urteil betrifft aktuelle, geplante und sogar frühere Veröffentlichungen in sozialen Medien wie YouTube oder TikTok. Deswegen ist mit einigen Abmahnungen, Schadenersatzforderungen und Anwaltskosten zu rechnen, falls Rechteinhaber auf der Basis des BGH-Urteils gegen die Veröffentlichungen vorgehen.
Quelle: NDR; WDR
UPDATE 16.10.24: Hiermit rufen wir diese Nachricht zurück:
Freitag, 4.10.2024: Niederländische Studie: Museumsoriginale stimulieren das Gehirn viel stärker als deren Reproduktionen:
In einem Artikel in The Guardian (*) wird berichtet, dass in den Niederlanden der physiologische Beweis erbracht werden konnte, dass Originale ganz anders auf Menschen wirken als deren Reproduktionen:
"Scientists in Netherlands using eye-tracking and MRI scans found ‘enormous difference’ between genuine works and posters...A neurological study in the Netherlands has revealed that real works of art in a museum stimulate the brain in a way that is 10 times stronger than looking at a poster. Commissioned by the Mauritshuis Museum in The Hague, home to Johannes Vermeer’s Girl with a Pearl Earring, the independent study used eye-tracking technology and MRI scans to record the brain activity of volunteers looking at genuine artworks and reproductions. Scientists found the 20 volunteers had a response that was 10 times stronger when looking at the former.
“A factor of 10 is an enormous difference, and this is what happens when you look at a reproduction compared to a real work,” said Martine Gosselink, director of the Mauritshuis, on Wednesday. “You become [mentally] richer when you see things, whether you are conscious of it or not, because you make connections in your brain.” Gosselink said she had been convinced of the power of the real before the study but had wanted her hunch to be formally investigated. “We all feel the difference – but is it measurable, is it real?” she said she had asked her colleagues a year ago. “Now, today we can really say that it is true.”
Martin de Munnik, a co-founder of Neurensics research institute, which carried out the research with other neurological specialists, said that the study had had two elements.
The volunteers, aged between 21 and 65, were attached to an electroencephalogram (EEG) brain scanner and eye-tracking equipment and asked to look at five paintings in the museum, plus posters of them in the museum shop. Researchers also looked at the effects of images of real works versus reproductions flashed on to volunteers’ goggles, inside a University of Amsterdam functional MRI scanning machine. “If you want to know what people think, it is better to measure it than to ask them,” he said. “The results were extraordinary.”
The real artworks evoked a strong positive response in the precuneus, part of the brain involved with consciousness, self-reflection and personal memories, researchers said. Gerrit van Honthorst’s The Violin Player gave a positive “approach” stimulus of 0.41 out of 1 in real life, for instance, but just 0.05 in poster form.
The research also analysed Girl with a Pearl Earring. The popular work attracted most overall attention and drew the eye in what researchers described as a “sustained attention loop” – a triangle between the girl’s highlighted eye, mouth and pearl earring. Erik Scherder, a professor in clinical neuropsychology invited to comment on the results, said the study underlined the importance of culture, particularly when the rightwing government in the Netherlands was imposing public cuts. “It shows what it does for your brain when you see an artwork,” he said. “This is a rich environment that really makes a difference … particularly for children in the growth phase.”
(*)Senay Boztas in The Hague: Real art in museums stimulates brain much more than reprints, study finds. In The Guardian v. 3.10.2024, https://www.theguardian.com/science/2024/oct/03/real-art-in-museums-stimulates-brain-much-more-than-reprints-study-finds
Eine anschliessende Überprüfung dieser Angaben hat ergeben, dass es sich hierbei um eine Auftragsarbeit zum Zwecke des Marketing handelt. Das beauftragte "Neurensics research institute"
(https://www.neurensics.com/en/)
ist eine Firma, die neuronale Untersuchungen für Marketingzwecke erstellt. Wir haben das Mauritshuis und das beauftragte Institut um die eigentliche Studie angeschrieben und vom Mauritshuis den 26seitigen englischen "Abschlussbericht" (übersetzt von "Nichtfachleuten") erhalten. 5 Seiten dieser 26 Seiten sind werbliche Bilderseiten. Auf den verbleibenden 21 Seiten finden sich etliche sehr allgemeine Abschnitte, wenige Literaturhinweise und ein Glossar. Zur Repräsentativität: Die eigentliche "Studie" wurde lediglich an 20 nicht näher bezeichneten Probanden durchgeführt.
Sie wurden beim Betrachten sehr weniger Werke des Mauritshuis untersucht.
Die eigentlichen Analysedaten und nähere Angaben zur Konfrontation mit den Kopien, die eine Überprüfung und Wiederholung der Ergebnisse ermöglichen könnten, finden sich im Anhang nicht.
Auf Anfrage an verlagcms@t-online.de stellen wir unseren Lesern gerne den Abschlussbericht zur eigenen Beurteilung zur Verfügung.
Dienstag, 15.10.24: Die British Library erholt sich nur langsam von Ransomware-Angriff, bei dem nicht nur personelle Daten entwendet, sondern auch Digitalisate massenhaft zerstört wurden. Die Financial Times hatte berichtet, dass seinerzeit die Angreifer Benutzer- und Mitarbeiterdaten gestohlen hatten, Bilder von Pässen der Bibliotheksmitarbeiter veröffentlicht und im Darknet eine Auktion für einen nicht genannten Satz von Dokumenten eröffnet hatten. Die Bibliothek hat jedoch erklärt, dass sie keinerlei Zahlung an die für den Angriff verantwortlichen kriminellen Akteure geleistet oder in irgendeiner Weise mit ihnen zusammengearbeitet habe.
Mitarbeiter der British Library teilten einem Bericht des Art Newspaper zufolge mit, dass nach einem katastrophalen Cyberangriff auf die digitalen Systeme der Institution im vergangenen Oktober wichtige Dienste erst allmählich wiederhergestellt werden können: Erst 1000 digitalisierte Manuskripte sind jetzt wieder online zugänglich. Der Ransomware-Angriff war übrigens kein Einzelfall, sondern Teil typischer Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen britischer Kultureinrichtungen (ähnliches gilt auch für andere westliche Kultureinrichtungen). „Die Zeit, die wir brauchen, um unsere Dienste wiederherzustellen, ist ein genaues Maß für die Zerstörungskraft des ursprünglichen Angriffs, der direkt auf unsere zentrale Computerinfrastruktur abzielte“, schrieb Roly Keating, der Geschäftsführer der Bibliothek, im Juli.
Die Kosten des Angriffs werden noch berechnet. Als Reaktion auf eine Anfrage des gemeinnützigen Unternehmens Civil Society Media nach dem Freedom of Information Act (FOI) im Juni 2024 sagte ein Sprecher der Bibliothek jedoch, dass der geschätzte Verlust bis zum 31. März diesen Jahres bereits 1,6 Mio. britische Pfund beträgen habe. Simon Bowie, ein ehemaliger Systembibliothekar, schrieb unterdessen in den sog. sozialen Medien: "Most UK university libraries are currently at risk. As they have stripped their in-house systems team to the bone or got rid of tech staff entirely, library systems are largely outsourced creating vulnerability.”
Dienstag, 15.10.24: 7. Europäischer Restaurierungstag „Restaurieren Morgen“: Den Europäischen Tag der Restaurierung gibt es bereits seit 2018; er wurde vom Europäischen Dachverband der Restauratorenverbände (E.C.C.O.) ins Leben gerufen. Die 24 europäischen Restauratorenverbände betonen dabei die hohen internationalen Qualitätsstandards und die Bedeutung restauratorischer Expertise für Kulturerbeforschung und nachhaltigen Tourismus. In Deutschland organisiert der VDR den Aktionstag am 20.10.24. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes und die Rolle der RestauratorInnen zu sensibilisieren sowie Einblicke in deren komplexes Arbeitsfeld zu geben.
Unter dem Motto „Restaurieren Morgen“ gewähren RestauratorInnen im ganzen Land Einblicke in ihre facettenreiche Arbeit und sprechen über Zukunftsperspektiven. An diesem Tag öffnen europaweit zahlreiche Restaurierungsateliers ihre Türen. In Museen, Schlössern, Denkmälern und freien Werkstätten haben Besucher die seltene Gelegenheit, den Restauratoren über die Schulter zu schauen und zu erfahren, welche Herausforderungen RestauratorInnen in Zukunft erwarten.
Angesichts der letzten Hochwasserereignisse und Dürreperioden wird schnell klar: Der Klimawandel betrifft auch unser Kulturerbe. RestauratorInnen registrieren heute vermehrt Klimaschäden an Gebäuden und Inventar. So sind etwa an Altären massive Trocknungsrisse zu beobachten, die auf extreme Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit zurückzuführen sind. Immer häufiger retten Fachleute flutgeschädigte Objekte wie Schriftstücke, Fotografien, Textilien, Gemälde und Möbel und sorgen für deren Konservierung. Da Naturkatastrophen häufiger auftreten, haben sich in den letzten Jahren Netzwerke formiert, mit dem Ziel im Notfall schnell agieren zu können. RestauratorInnen spielen in diesen Netzwerken eine zentrale Rolle, da sie das umfassende Fachwissen besitzen, um gefährdete Objekte zu sichern und schützen, bevor sie unwiederbringlich verloren gehen.
Neben der Schadensbewältigung rückt auch der Umweltschutz in den Restaurierungsateliers stärker in den Fokus. Restaurieren ist zwar per se eine nachhaltige Aufgabe, da es um die Erhaltung von Objekten statt um Wegwerfmentalität geht, RestauratorInnen entwickeln aber darüber hinaus ressourcenschonende Konzepte: Museumsgebäude und Depots werden auf ökologische Sicht geprüft, Kunsttransporte umweltfreundlicher gestaltet, und bei der Materialauswahl wird verstärkt auf Recycling und umweltfreundliche Methoden und Lösungen wie „Green Solvents“ geachtet.
Auch technologische Neuerungen werden das Arbeitsfeld künftig weiter verändern. So erleichtert die Digitalisierung bereits heute die Erfassung und Dokumentation von Kulturgütern. Auf Europaebene wird derzeit daran gearbeitet, neue Potenziale zur Wissensgenerierung auszuschöpfen und Datenbestände aus der Restaurierungswissenschaft systematisch zu erschließen. An dreidimensionalen Werken ermöglichen Oberflächenscans die passgenaue Rekonstruktion. Auch die sog. Künstliche Intelligenz kommt allmählich zum Einsatz. Zu den Einsatzgebieten von KI könnte z.B. gehören, Farbzusammensetzungen von Gemälden noch präziser zu analysieren.
Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt die Einzigartigkeit jeden Objekts, der direkte Umgang mit den Objekten und das direkte Handanlegen für die Restauratoren von zentraler Bedeutung.
Quelle: VDR. Das deutschlandweite Programm sowie das digitale Angebot findet sich HIER.
Sonnabend, 12. 10.2024: Drei Van Gogh-Aberkennungen und eine El Greco-Fälschung erkannt: Kürzlich identifizierte das Van Gogh Museum in Amsterdam in einem Artikel im Burlington Magazine drei „Van Goghs“ in Privatsammlungen als Fälschungen oder Kopien (1). Zum ersten Mal in den letzten 50 Jahren hat damit das Museum seine Politik aufgegeben, Diskussionen über Nachahmungen generell zu vermeiden. Es stufte damit Werke herab, die im maßgeblichen Werkverzeichnis des belgisch-niederländischen Kunsthistorikers und Juristen Jacob-Baart de la Faille aus dem Jahr 1970 als authentisch anerkannt wurden. Laut Martin Bailey im ART NEWSLETTER (2) gehören zu den Aberkennungen folgende Gemälde:
1) Ein Gemälde einer Bäuerin, das zuvor vom Museum authentifiziert und daraufhin 2011 von Christie’s verkauft wurde. Nachdem es für fast 1 Mio US-$ verkauft wurde, wird es nun als Fälschung bezeichnet. Es stammte aus dem Nachlass von Gerbrand Visser, einem umstrittenen Teilzeit-Kunsthändler, der 2007 starb. Im folgenden Jahr wurde das Gemälde vom Van Gogh Museum authentifiziert und als das im de la Faille-Katalog erfasste Bild akzeptiert.
2) Jahrzehntelang galt das Gemälde „Interieur eines Restaurants“ als zweite Version des authentischen Gemäldes, „Interieur des Grand Bouillon-Restaurants le Chalet, Paris“ (Privatsammlung, November-Dezember 1887). Es tauchte in den 1950er Jahren auf und wurde nun untersucht, nachdem sein Besitzer es zur Echtheitsprüfung eingereicht hatte. Die Museumsspezialisten entschieden, dass der „breite, grobe und skizzenhafte Pinselstrich“ nicht dem Stil des Originals entsprach und die Farben nicht zu Van Goghs Palette aus seiner Pariser Zeit passten. Die Farben enthielten auch Manganblau, ein synthetisches Pigment, das erst 1935 patentiert wurde. Im Originalgemälde können die roten Blumen als Herbstbegonien identifiziert werden, die vermutlich im November oder Anfang Dezember 1887, als das Bild fertiggestellt wurde, die Tische des Restaurants zierten. Der Künstler der zweiten Version arbeitete nach einer frühen Schwarzweißfotografie und interpretierte sie als gelbe Sonnenblumen (!), die Ende September verblüht sein sollten. Nach technischen Untersuchungen (die die Leinwand, den weißen Grund unter der Farbe des Künstlers und den Farbauftrag umfassten) wurde klar, dass das Gemälde von Christie’s „von einem Kopisten angefertigt worden war, der mit ziemlicher Sicherheit vom Original ausging und sein Bestes tat, um Van Goghs Gemälde so genau wie möglich zu reproduzieren“. Es ist wahrscheinlich, dass die Kopie bereits 1902–09 angefertigt wurde, obwohl sie erst rund hundert Jahre später auftauchte. Die Museumsprofis kamen zu dem Schluss, dass es „unklar“ sei, ob die Kopie mit der Absicht angefertigt worden sei, sie als eigenhändiges Werk von Van Gogh auszugeben.
3) Das dritte Werk ist ein Aquarell eines Mannes aus Nuenen, der in dem Ölgemälde "Holzsammler im Schnee" (August–September 1884) auftaucht. Auch dieses Aquarell, das erstmals 1912 erschien, wurde später in den Katalog von de la Faille aufgenommen. Festgehalten wurde darin, dass es 1957 bei Sotheby’s verkauft und vom britischen Geschäftsmann Earl of Inchcape (Kenneth Mackay) gekauft worden war.
Als das Aquarell 2020 dem Museum vorgelegt wurde, wurde es als Fälschung zurückgewiesen. Die Fachleute kamen zu dem Schluß, dass der Künstler anhand einer Fotografie des vollständigen Gemäldes gearbeitet hatte, das erstmals 1904 veröffentlicht wurde. Die Kopie muß daher in den Jahren 1904-12 angefertigt worden sein. Zu den belastenden Beweisen gehört, dass der Kopist den langen, vertikal gehaltenen Stock übersehen hatte, den die Brabanter Bauern benutzten, um Holzbündel auf dem Rücken zu tragen, ein Merkmal, das auf frühen Fotografien des Originalgemäldes nur schwer zu erkennen ist. Auf diesen Schwarzweißfotografien ist auch das schneebedeckte Dach des Bauernhauses im Hintergrund nicht deutlich zu sehen, sodass dem Nachahmer dieses Detail entgangen war.
Ein gefälschtes Ölgemälde von El Greco mit dem Titel „Porträt eines betenden Ritters“ wurde von der Abteilung für historisches Kulturerbe der spanischen Policia Nacional beschlagnahmt, kurz bevor es für 1,3 Mio. € verkauft werden sollte: Während der Eigentümer den Beamten mitteilte, dass er das Werk von einem Händler auf dem Madrider Flohmarkt für nur 200 € gekauft hatte, bestätigte ein Labor in Madrid, dass es sich um eine Fälschung handelte, die im späten 19. Jh. mit dem ausdrücklichen Ziel hergestellt wurde, es als Original auszugeben. Der Fälschung war ein Echtheitszertifikat und eine Schätzung beigefügt, in denen der Wert des Gemäldes mit 1,35 Mio. € angegeben war. (3)
Quellen:
(1) Meedendorp, T.; van Tilborgh, L.; van Oudheusden, S.: Authenticity issues with works by Vincent van Gogh. In: The Burlington Magazine, October 2024, vol. 166 | no. 1459, S. 1045–1055
(2)
https://www.theartnewspaper.com/2024/10/04/van-gogh-museum-exposes-three-early-fakes
(3) Trelinsky, A.: FAKE EL GRECO PAINTING IS SEIZED IN SPAIN JUST BEFORE SELLING FOR €1.3M: OWNER CLAIMED HE BOUGHT ‘GENUINE’ PIECE FOR €200 AT A FLEA MARKET. In: The Olive Press, October 2, 2024,
https://www.theolivepress.es/spain-news/2024/10/02/fake-el-greco-painting-is-seized-in-spain-just-before-selling-for-e1-3m-owner-claimed-he-bought-genuine-piece-for-e200-at-a-flea-market/
Montag, 7.10.2024: Das Mainzer Gutenbergmuseum wird neugebaut: Das Mainzer Gutenberg-Museum ist eine der bedeutendsten Touristenattraktionen der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Bislang war es in einem Bau des Architekten Rainer Schell aus den 1960er Jahren untergebracht. Die Zukunft des Schell-Baus hatte über Jahre hinweg für kontroverse Debatten gesorgt, da eine Instandsetzung als unwirtschaftlich galt. Das Museum wird nun für den Abriss geschlossen und neu gebaut. Die wichtigsten Schätze der bisherigen Dauerausstellung, darunter die Originalbibeln aus Johannes Gutenbergs Druckerwerkstatt, werden bis zur Fertigstellung des Neubaus in einer „Schatzkammer“ im Naturhistorischen Museum gezeigt. Dort soll vom 22. November an auch die neue Ausstellung „Gutenberg-Museum Moved“ eröffnet werden.
Der Standort am Liebfrauenplatz, gegenüber vom Mainzer Dom, bleibt also. Dort soll bis 2026 ein neues, modernes Museum gebaut werden. Die Kosten für das Bauprojekt sind auf 108 Mio. € veranschlagt, wovon den größten Teil die Stadt Mainz übernimmt. Der Bund hat bereits einen Zuschuss zugesagt, die Stadt hofft aber auch noch auf finanzielle Unterstützung vom Land Rheinland-Pfalz.
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/mainzer-gutenberg-museum-wegen-abriss-geschlossen-106.html.Siehe hierzu vertiefend:https://cdn.website-editor.net/s/6f6e8d277a724258aa60d71b16478c1c/files/uploaded/d_106.pdf?Expires=1730898901&Signature=quAGH22Agr2cRn1JDknA4DkU1DiuR~5oiykNlnC61RjKmYS0T3NvMUZLUnRNFnLfnMBBYS0LK-9hler4LY57Ua2Pr4L3lPMDblJfsOu5fYiyI6xcvBw9U2X6m5ATGUr6lMGykklacNHtOL0ezEbP2RzpA~7sLIy5sWywAx7MT5hVWVzwZOiHagIjEgl5oXc3Lh1GgfFT2ova6BmIDBRqXn2d3hrUVoxYlE2wOJlJcakkuFbKUZFOWsLvKj1UzKT0vqzGeizSW2T33N4BJgfTC02a2irIwAKqsJqK3fP5Vh5qcuEgJoNgVRW6YSdB4GHMbnOqAM4TVJfzzRMFGF9A6Q__&Key-Pair-Id=K2NXBXLF010TJW
und
Samstag, 21. September 2024: Wichtige Tipps von MUSIS zur Notfall-Vorsorge von Museen: Es bleibt zu befürchten, dass wir weitere extreme Wetterereignisse erleben werden. Das bedeutet, das Museen für den Notfall gewappnet sein müssen. Doch was tun im Katastrophenfall, wie etwa bei einem Brand oder einer Überschwemmung? Hier eine Zusammenstellung von nützlichen Links, Checklisten und Publikationen zum Thema:
Quelle: https://www.musis.at/de/70/563/937/Notfall-im-Museum
Information und Kontakt:
Mag.
a Margit Horvath-Suntinger, T. +43 660 39 20 626,
margit.horvath@musis.at
Dienstag, 17. September 2024: DMB veröffentlicht erste Langzeitstudie zu Museen:
Quelle: DMB. Zu den Ergebnissen geht es hier: https://loeildupublic.com/wp-content/uploads/2024/09/Kulturbesuche-und-Museumsbesuche-in-Deutschland_Sept-2024.pdf
UPDATE: Donnerstag, 5. September 2024: Anschlag auf NS-Dokumentationszentrum und/oder das Israelische Generalkonsulat vereitelt: Ein 2006 geborener Österreicher mit bosnischem Hintergrund, der auch in Österreich wohnt, hat sich nach ersten Erkenntnissen in der Münchner Innenstadt im Bereich Karolinenplatz/Brienner Straße heute vormittag einen Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Er fuhr mit einem Fahrzeug vor dem NS-Dokumentationszentrum vor, stieg mit einer Langwaffe mit Bajonett aus und eröfffnete das Feuer auf einen Sicherheitsbeamten. Dieser schoß zurück, Zeugen lösten einen Großalarm aus. Der Täter soll versucht haben, die Scheiben des Generalkonsulats einzuschlagen, das an diesem Tage geschlossen war. Die Beamten erschossen den mit einem Gewehr bewaffneten Mann. Die fünf beteiligten Polizisten wurden nicht verletzt. Hinweise auf weitere Verdächtige gebe es derzeit nicht. Nach FOCUS-Informationen soll es sich bei dem Mann um jemanden handeln, der "bei der Staatsanwaltschaft Salzburg wegen des Verdachts der Mitglied in einer terroristischen Vereinigung (§278b StGB) angezeigt worden. So heißt der Paragraph im österreichischen Strafgesetzbuch, der sowohl das Anführen, als auch die Mitgliedschaft in einer solchen Vereinigung unter Strafe stellt. Das berichtet die Nachrichtenagentur APA.
Im Frühjahr 2023 soll es in Salzburg zudem eine Anzeige gegen den Mann gegeben haben, weil auf seinem Handy Propagandamaterial der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gefunden worden war. Das berichten unter anderem „Standard“ und „Kronen Zeitung“. Das Verfahren sei allerdings eingestellt worden."
Ministerpräsident Markus Söder sagte, es gebe einen "schlimmen Verdacht" - nämlich dass die Tat in einem Zusammenhang stehe mit dem Olympia-Attentat von 1972, das sich an diesem Donnerstag zum 52. Mal jährt.
Derzeit wird auch geprüft, ob es einen Zusammenhang mit Schüssen auf die S-Bahn bei Geltendorf gibt, die in der vergangenen Nacht aus der Deckung beschossen worden war.
Quelle: BR; Tagesschau; SZ
Donnerstag, 5. September 2024: Der DMB startet sein neues Projekt „Zertifizierung ‚Nachhaltige Museen‘ – Vom Wollen zum Machen“: In Zusammenarbeit mit Museumsver-treterInnen und weiteren ExpertInnen wird bis Ende 2025 eine museumsspezifische Nachhaltigkeitszertifizierung entwickelt und implementiert. Diese soll auf die besonderen Anforderungen der Museumslandschaft eingehen und die Museen bei ihren vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Nachhaltigkeit wirkungsvoll unterstützen.
Empfehlungen zum Klimaschutz für Museen bietet der 2023 vom DMB veröffentlichte Leitfaden „Klimaschutz im Museum”. Durch eine museumsspezifische Nachhaltigkeits-zertifizierung sollen diese Aktivitäten nun weiter gestärkt und systematisiert werden.
„Die Entwicklung einer eigenen Zertifizierung für Museen ist notwendig, um auf die Besonderheiten und spezifischen Bedürfnisse der vielfältigen Museumslandschaft optimal eingehen zu können. Bisherige Zertifizierungsverfahren für Umwelt- und Energiemanagement, wie beispielsweise ISO 14001 oder EMAS, berücksichtigen diese Anforderungen nicht oder nur unzureichend. Mit einer museumsspezifischen Nachhaltigkeitszertifizierung können wir die Museen noch wirkungsvoller bei ihren vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten unterstützen,“ so Sylvia Willkomm, Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes. Ziel der Zertifizierung ist es, den Museen eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Zertifizierung anzubieten und Nachhaltigkeit dauerhaft und messbar in der Museumsbranche zu verankern. Abgerundet wird das Projekt durch eine spezielle Sprechstunde für Klimafragen.
Das durch Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Projekt wird in Kooperation mit dem Rathgen-Forschungslabor durchgeführt.
Quelle: DMB
Dienstag, 3. September 2024: Der Österreichische Museumsbund veröffentlicht seine Wunschliste an die kommende Regierung: Er nimmt dabei Bezug auch auf die Arbeit von Freiberuflichen und eine Veröffentlichung des DMB. Vielleicht auch mal eine Idee für den DMB zu den anstehenden Wahlen, Koalitionsverhandlungen und Koalitionsverträgen? Zum lesenswerten vollen Wortlaut geht es hier: https://www.museumsbund.at/museumspraxis/kulturpolitische-wuensche-an-eine-zukuenftige-regierung
Sonntag, 1. September 2024: "Das Museum und seine Anwälte haben mich bedroht":
Einer Meldung des Art Newsletter zufolge hat am 28. August 2024 der ehemalige Direktor des Brauer Museum of Art der Valparaiso University, In. seine Klage zurückgezogen, mit der er den Verkauf von Kunstwerken zur Finanzierung von Reparaturen an studentischen Wohnheimen verhindern wollte. Richard Brauer, der mittlerweile 97-jährige Gründungsdirektor des Kunstmuseums und Direktor des Museums von 1961 bis 1997, wollte zunächst die Universität daran hindern, mehrere wertvolle Werke aus der Sammlung des Museums zu verkaufen, um völlig andere Bedürfnisse der Universität zu finanzieren. Im Zentrum stehen drei Gemälde: Georgia O’Keeffes Rust Red Hills von 1930, Frederic E. Churchs Mountain Landscape von 1865 und Childe Hassams The Silver Veil and the Golden Gate von 1914. Sie werden auf einen Wert von 10-15 Mio. US-$ geschätzt.
In einer Erklärung seines Anwalts Patrick McEuen bezeichnete Brauer, die Rücknahme der Klage als „sehr schwierige Entscheidung. Die Universität drohte mir und meinem Anwalt, der mich unentgeltlich vertrat, mit Sanktionen, falls das Gericht meinen Antrag auf Intervention nachkommen sollte. Der Gedanke an diesen Kampf machte mich krank. Ein 97-jähriger Mann und ein Anwalt, der kostenlos arbeitet, und mit Sanktionen und Bußgeldern in Höhe von Tausenden von Dollar konfrontiert? Das war eine Situation, die ich mir nicht leisten konnte. Ich wollte auch nicht, dass meine Erben der Valparaiso Universität Bußgelder zahlen müssten, nur weil ich versucht hatte, das Museum zu retten, das meinen Namen trägt.“
Die 17-monatigen Bemühungen, die Verkäufe der Universität zu stoppen, brachten Brauer Verbündete ein, darunter die Association of Art Museum Directors, die American Alliance of Museums, die Association of Academic Museums and Galleries und die Association of Art Museum Curators sowie Mitglieder des Lehrkörpers und der Studentenschaft der Universität. Vor Gericht scheiterten die Bemühungen jedoch: Eine Zivilklage von Brauer und verschiedenen Unterstützern mit dem Ziel, den geplanten Verkauf zu stoppen, wurde 2023 mangels Klagebefugnis der Kläger abgewiesen und vom Generalstaatsanwalt des Staates Indiana zurückgewiesen.
Es gibt zahlreiche Präzedenzfälle für das Vorgehen der Valparaiso University. Im Herbst 2006 versteigerte das Rockford College in Rockford, Ill. bei Leslie Hindman Auctioneers in Chicago rund 2.000 Werke – darunter mehrere Holzschnitte des japanischen Künstlers Ando Hiroshige, eine Radierung von Francisco de Goya und verschiedene ägyptische und römische Altertümer – und erzielte einen Erlös von 1,1 Mio. US-$. Der Verkauf war so erfolgreich, dass das College später Werke aus seiner Sammlung seltener Bücher anbot und im Frühjahr 2007 bei Leslie Hindman mehr als 100.000 $ einnahm. Ebenfalls 2006 versuchten das Randolph-Macon Woman’s College in Lynchburg, Virginia, und die Fisk University in Nashville, Tennessee, Löcher in ihren Budgets zu stopfen, indem sie Werke aus ihren Museumssammlungen versteigerten: George Bellows’ Men of the Docks (1912), Edward Hicks’ A Peaceable Kingdom (um 1840–45), Ernest Martin Hennings’ undatiertes Through the Arroyo und Rufino Tamayos Troubador (1945) bei Randolph-Macon; und Marsden Hartleys Painting No. 3 (1913) und O’Keeffes Radiator Building (1927) bei Fisk. In beiden Fällen kaufte allerdings das Crystal Bridges Museum of American Art die Werke. Das Rose Art Museum der Brandeis University stand 2009 kurz vor dem Aus, als die finanzielle Notlage der Universität zu einem Plan führte, die gesamte, 7100 Werke umfassende Sammlung des Museums zu verkaufen, was jedoch gestoppt wurde. Im selben Jahr erwog das National Academy Museum in New York, das für die Deckung der Betriebskosten auf seine 10 Mio. US-$ große Stiftung zurückgreifen musste, den Verkauf seines Gebäudes, entschied sich dann aber dafür, mehrere wertvolle Werke aus seiner Sammlung zu vermarkten, darunter Churchs „Scene on the Magdalene“ von 1854 und Sanford Robinson Giffords „Mount Mansfield, Vermont“ von 1859, was der Institution 13,5 Millionen Dollar einbrachte. Jeder dieser Pläne zum Ausverkauf rief Widerstand hervor, aber alle außer dem der Brandeis University wurden letztlich umgesetzt.
Quellen: The ART NEWSPAPER v. 31.8.2024;
EXPOTIME! Jan./Feb. 2023,
https://museumaktuell.de/home/eTime/ExpoTime!-2023-02/index.html , p. 18.
Donnerstag 29. August 2024: Die Museumsmesse EXPONATEC setzt nicht nur einmal aus: Wie die Koelnmesse auf Anfrage mitteilte, wird die Messe nicht nur einmalig aussetzen, sondern in der bisherigen Form vorerst nicht mehr stattfinden. Das "intensive Nachdenken" über ein neues Konzept halte noch an.
Quelle: eMail Karen Schmithüsen, Public & Media Relations Managerin ART COLOGNE und EXPONATEC COLOGNE
UPDATE: Mittwoch, 28. August 2024: Kulturschaffende in ganz Europa schließen sich dem internationalen Protest gegen die Entlassungen im slowakischen Kulturbereich an: Bereits seit März diesen Jahres versucht die rechtsgerichtete Regierung in der Slowakei, die Führungen im Kulturbereich mit eigenen Kräften auszutauschen. Am 25. März waren zunächst Zuzana Liptáková, die Direktorin des Internationalen Hauses der Kunst für Kinder (Bibiana), und Katarína Krištofová, die Direktorin der Slowakischen Nationalbibliothek, entlassen worden.
Tausende Demonstranten haben in den letzten Tagen an Kundgebungen in der slowakischen Hauptstadt Bratislava teilgenommen, um gegen die Maßnahmen der rechtsnationalistischen Kulturministerin des Landes, Martina Šimkovičová, die der Slowakischen Nationalpartei SNS angehört, zu protestieren. Šimkovičová hatte am 6. und 7. August Matej Drlička, den Direktor des Slowakischen Nationaltheaters, und Alexandra Kusá, die Direktorin der Slowakischen Nationalgalerie, entlassen. Zuerst waren es nur Mitarbeiter der beiden Institutionen, welchen die entlassenen Direktoren trotzig unterstützten. Von der Resonanz ermutigt, traten Drlička und Kusá geschlossen öffentlich auf einer Pressekonferenz auf sowie danach auf einer von der Bürgergruppe Open Culture! Platform organisierten Protestkundgebung in Bratislava, an der rund 9000 Menschen teilnahmen. Einen Tag später nahmen rund 20.000 Demonstranten an einer von Oppositionsparteien organisierten Protestkundgebung teil. Kusá bezeichnete die Entlassungen öffentlich als "Beleidigung unserer Professionalität, Kompetenz und unseres Geschmacks.“
Mittlerweile haben sechs ehemalige slowakische Kulturminister eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie Šimkovičová verurteilen. Die ehemaligen Minister erklären, dass sie aus unterschiedlichen politischen Lagern stammen, und sind sich darin einig, „Kultur als einen Raum der Freiheit, Vielfalt, Toleranz und Zusammenarbeit“ zu betrachten. Sie fügen hinzu: „Wir lehnen die Maßnahmen der derzeitigen Kulturministerin ab, mit denen sie versucht, Kultur in normal und abnormal zu teilen, ihre außenpolitische Bedeutung zu schmälern, Kontinuität zu zerstören, Professionalität zu degradieren, Einzelpersonen einzuschüchtern, und die Gesellschaft zu manipulieren.“
Zudem haben nach Angaben mehrerer Medien mindestens 360 internationale Kunstfachleute und -organisationen einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie Kusás Wiedereinsetzung fordern, da dies „die Unabhängigkeit“ der Kultur in der Slowakei untergraben und das Vertrauen in das Land international beschädige. Zu den Unterzeichnern gehört auch der Vorstand von ICOM Deutschland und Karola Kraus, die Generaldirektorin des mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Am Montag hatten bereits mehrere Tausend Demonstranten den Rücktritt der Ministerin gefordert. Zudem haben Hunderttausende Menschen eine Online-Petition für die Absetzung Simkovicovas unterschrieben.
Martina Šimkovičová fiel zur Verteidigung der Entlassung Kusás der angebliche Interessenkonflikt im Zusammenhang mit der Rolle ihres Vaters, des Architekten Martin Kusý, bei der Renovierung des SNG-Gebäudes ein. Kusá hielt dagegen, dass das Architekturbüro, in dem ihr Vater Partner ist, den Zuschlag für das Renovierungsprojekt 2005 erhalten hat, fünf Jahre bevor sie Direktorin wurde. Alle früheren Überprüfungsprozesse hätten keine Anzeichen für einen Interessenkonflikte ergeben.
(Quellen: Der Standard; Art Newsletter; FAZ)
Zum Protestbrief:
Sonnabend, 17. August 2024: 40 große französische Museen gehackt: Museen und Bibliotheken mit ihren großen Objekt-, Nutzer- und Käuferdatenbeständen sind schon seit längerem Angriffsziele von Cyberkriminellen, wobei nicht immer sicher ist, ob es sich im Einzelfall nur um Erpressung mit Ransomware handelt oder bereits um virtuelle Kriegsführung. Hier sind es vor allem große besucherstarke Einrichtungen und deren Netzwerke, die gefährdet sind. Ransomware ist eine bösartige Software, die dazu dient, Computersysteme lahmzulegen und Daten unbrauchbar zu machen. In ihrer häufigsten Form verschlüsselt sie Dateien auf den Computersystemen eines Opfers. Anschließend nehmen die Cyberkriminellen Kontakt mit dem Opfer auf und verlangen ein Lösegeld. Als Gegenleistung für die Zahlung geben sie vor, einen digitalen „Schlüssel“ zur Verfügung zu stellen, mit dem das Opfer seine Dateien wieder nutzbar machen kann. Die Polizei kennt jedoch keine Fälle von Entschlüsselung nach Zahlung der Erpressungssumme und rät deswegen, nicht zu zahlen und sofort Kontakt mit der Polizei aufzunehmen. In einigen Fällen erstellt der Täter auch eine eigene Kopie der betroffenen Dateien und droht, diese zu verkaufen oder öffentlich zu machen, wenn die Lösegeldforderung nicht erfüllt werden.
Wir hatten auf solche Fälle schon mehrfach hingewiesen, vor allem in EXPOTIME!, zuletzt über die Angriffe auf das Naturkundemuseum in Berlin und die National Library in London. Aus den USA sind Fälle von Angriffen auf Orchester und Opern bekannt, und im vergangenen Winter gab es einen heftigen Angriff auf "eMuseum" und Museen, die mit dem Museumsverwaltungsprogramm Gallery Systems/TMS arbeiten, so das Museum of Fine Arts in Boston, das Rubin Museum of Art in New York und das Crystal Bridges Museum of American Art in Arkansas.
Nun sind nach französischen Agenturmeldungen am Ende der Olympischen Spiele rund 40 Museen des Réunion des Musées Nationaux (RMN)-Netzwerks mit Ransomware angegriffen worden. Näheres ist noch nicht bekannt.
Freitag, 9.8.2024: Ende Juni wurde die neue Dauerausstellungshalle des wohl bedeutendsten Pfahlbaumuseums in Deutschland, des "Pfahlbauten Freilichtmuseum und Forschungsinstitut" in Unteruhldingen am Bodensee (Baden-Württemberg) eröffnet. Das ohnehin starke Publikumsinteresse ist hierdurch nochmals gewachsen. Interne Ziele waren hierbei die Ökologisierung des Betriebs, Saisonverlängerung und die zeitgemäße Darstellung des UNESCO Weltkulturerbes "Pfahlbauten" für alle interessierten Bevölkerungsschichten.
Der einem umgewendeten Schiff ähnelnde Holzspantenbau mit einer Nutzfläche von 1300 qm bietet einen neuen Eingangsbereich mit kleinem Shop, eine einführende Ausstellungsfläche mit zahlreichen Originalfunden, Schließfächer und Sanitärbereiche und ein konzeptionell vertiefendes, auch mit Lift erreichbares Galeriegeschoss. Bevor die Besucher guidegeführt die einzelnen Pfahlbauten-Rekonstruktionen betreten, werden sie in zwei Multimediaräumen mit hohem Erlebniswert ins Thema eingestimmt. Da in den letzten Jahrzehnten auch das Außengelände laufend erweitert wurde, bietet sich hier die Möglichkeit, sich umfassend nicht nur in die Pfahlbaukultur, sondern auch in die Museumsgeschichte zu vertiefen.
Die Kosten für diesen Neubau beliefen sich lediglich auf etwas mehr als 14 Mio. €. Hiervon hat der Trägerverein (700 Mitglieder) alleine über 12 Mio. € gestemmt, der Rest sind verschiedene Zuschüsse von Bund, Land und EU, Landesbank und vom Deutschen Verband für Archäologie. Der ästhetisch und ökologisch anspruchsvolle Bau wurde von a+r Architekten entworfen und von Jangled nerves (bei Stuttgart) inszeniert. Die weiteren Planungen sehen für die Zukunft ein gleich großes Parallelgebäude für Sonderausstellungen, Tagungen etc. vor. In den nächsten Ausgaben von MUSEUM AKTUELL und EXPOTIME! werden wir auf dieses beispielhafte Projekt ausführlicher eingehen.
Basisinformationen und Foto: Museum
Sonnabend, 27.7.2024: Nun ist auch Schwerin Welterbe-Stadt: Jetzt gehört das Schweriner Schloss auch zum UNESCO-Welterbe – als Herzstück des Residenzensembles Schwerin, zusammen mit mehr als 30 weiteren Gebäuden und Gärten in der Stadt. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) gab die Entscheidung auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt.
Damit ist nun der "außergewöhnliche universelle Wert" des gesamten Residenz-Ensembles bestätigt worden. Den Mittelpunkt des ausgezeichneten Ensembles bildet das Schweriner Schloss, das auf einer Insel im Schweriner See steht. Weltweit einmalig ist jedoch vor allem das Gesamtensemble, das Mitte des 19. Jahrhunderts rund um das Schloss entstanden ist: Prunkbauten in unmittelbarer Nähe wie das Theater, das Museum und Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser, Gebäude der ehemaligen Hoflieferanten, eine Wäscherei, der Marstall oder das Hofgärtnerhaus, in denen bis heute gelebt und gearbeitet wird. Diese Gebäude sind bis heute weder Kriegen noch Modernisierungen zum Opfer gefallen und daher sehr gut erhalten.
Quelle: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-deutschland/welterbestaetten-deutschland
Karte: https://www.ndr.de/kultur/Das-Residenz-Ensemble-Schwerin-ist-UNESCO-Welterbe,welterbe306.html
Schöne Bilderstrecke von 127 Bildern zum deutsche Natur- und Kultur-Welterbe: https://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/panorama/Alle-deutschen-Welterbestaetten-auf-der-UNESCO-Liste-article24403613.html?slide=0
Freitag, 26.7.2024: Zahi Hawass fällt auf eine Geschichtsfälschung herein: In einem längeren Beitrag in Art Newspaper erinnert Michael Kemp daran, dass die Mona Lisa völlig rechtmässig Frankreich gehört und Hawass den unwahren Erzählungen des Mona Lisa-Diebs Vincenzo Peruggia aufgesessen ist:
"The modern would-be repatriator, Zahi Hawass, has chosen to go down the political and media route. As The Art Newspaper reported, he said in an interview last weekend: “I will talk to the minister [Gennaro Sangiuliano] when I see him in Italy and I can join together to return Italy’s stolen artefacts. The Gioconda [as the Mona Lisa is also known] is the most important thing. It has to come back to Italy.”
Peruggia and Hawass’s shared premise is that there were illicit transactions before the painting joined the collection of Francis I in 1550, when it is recorded by the artist and chronicler Giorgio Vasari, or even that it was part of the Napoleonic war plunder.
What do we know about its actual acquisition? The painting, which depicts the Florentine bourgeois woman Lisa del Giocondo, was underway in 1503, but was almost certainly unfinished when Leonardo left Florence in 1507. The next we hear is in 1517, when the biographer Antonio de’ Beatis recorded the Cardinal of Aragon as visiting Leonardo in Amboise, central France. The painting is described by de’ Beatis as “a certain Florentine woman portrayed from life at the behest of the late Giuliano de’ Medici”. It seems that Giuliano, Leonardo’s patron in Rome, fancied Leonardo’s portrait as a wonderful picture, independently of the identity of the sitter. The Mona Lisa was the first portrait to transcend its function as a likeness to become a free-standing work of art.
Leonardo’s committed patron, Francis I, accorded him a huge salary and the grand manor house of Clos Lucé. The precise route by which the Mona Lisa entered Francis’s collection is still quite tangled, but he hardly had to indulge in some kind of illegitimate appropriation of a painting by his own artist. Leonardo was buried in France in 1519. There is no case for thinking that the Mona Lisa was literally “stolen” by the French king.
We may feel that the naïve Peruggia can scarcely be blamed for jumping to the wrong conclusion. Hawass has less excuse. If we are to have a measured discussion of restitution, we need to get the history right. Is Leonardo’s rightful heritage Florentine or Milanese (given that “Italy” was not an entity at this point)? It’s not quite Roman, but there is strong French dimension, and the French have more or less claimed him. Or is the great artist beyond such parochial localising?"
Die ganze Peruggia-Geschichte findet sich in C. Müller-Straten: Fälschungserkennung - Fake detection, 2. Aufl., https://www.shop-museumaktuell.de/shop/Christian-Muller-Straten-Hg-Falschungserkennung-Aktualisierte-und-erweiterte-2-Aufl-des-Handbuchs-p507823071
Donnerstag, 25. Juli 2024: UNESCO warnt vor verfälschter Darstellung des Holocausts durch KI: Nach einem Beitrag von Kimberly Hatfield in Art Newspaper v. 24.7.2024 warnt die UNESCO davor, dass rechte Kräfte weltweit versuchen, geschichtliche Fakten zu verdrehen - und zwar mit Hilfe von KI:
"A new report from Unesco warns that ... AI threatens Holocaust memory, as AI-generated content can fabricate or distort historic records and magnify biases. Malicious individuals and hate groups will continue to exploit these weaknesses to spread disinformation, and young learners are especially vulnerable, because they increasingly rely on generative tools to search the web and complete assignments. “If we allow the horrific facts of the Holocaust to be diluted, distorted or falsified through the irresponsible use of AI, we risk the explosive spread of antisemitism and the gradual diminution of our understanding about the causes and consequences of these atrocities,” Unesco Director-General Audrey Azoulay said in a statement. Azoulay urges governments and AI collaborators to adopt ethics guidelines."
"Unesco warns that these ... technologies can be used to amplify messages of hate and disinformation or oversimplify a complex history. It cites how leading chatbots have responded to prompts about the Holocaust with historically incorrect responses. And it explains how algorithms that instruct search engines and social-media platforms to favour attention-grabbing and engagement-focused content may perpetuate lies and reinforce regional biases. The report found that generative AI can “hallucinate” and completely invent false narratives and sources.
In the wrong hands, generative tools can become agents of deceit and hate in the form of deepfakes and deceptive digital images, videos or sound recordings that can promote harmful ideology. Well-publicised examples include the controversial app that simulated conversations with historic figures including Adolf Hitler and a widely circulated fake of the actress Emma Watson reading Mein Kampf.
These abuses are not going unnoticed by the general public. In 2023, an Anti-Defamation League study found that 84% of Americans are concerned that generative-AI tools will be used to spread false or misleading information and that 70% think it will make extremism, hate or antisemitism worse in the US.
The Unesco report, published in partnership with the World Jewish Congress, implores tech companies to work closely with Holocaust survivors and their descendants, as well as experts in antisemitism and historians, when developing AI tools, and for AI collaborators and policymakers to establish ethical guidelines."
What can museums and heritage institutions do about disinformation powered by artificial intelligence?
"The answer may be more data. The Unesco report tasks these institutions with continuing to digitise and expand historical collections and partnering with technology companies in training AI models and providing context on the sensitivities and risks of using this data.
Until policymakers and developers adopt ethical standards, the burden of determining the legitimacy of Holocaust content rests with educators and individuals — including school-aged children."
Dienstag, 23.7.2024: In der Nacht auf den 23. Juli wurden die Billboards des Kunsthauses Bregenz der deutschen Künstlerin Anne Imhof an der Bregenzer Seestraße in einem Vandalismusakt mutwillig zerstört. Die sechs von Imhof gestalteten Flächen an der Bregenzer Seestraße, der meistfrequentierten Straße der Stadt, sind seit 1997 fester Bestandteil im KUB Programm. Sie erweitern die jeweilige KUB Ausstellung in den öffentlichen Raum und wurden von namhaften KünstlerInnen wie Jenny Holzer, Jeff Koons, Miriam Cahn, Gilbert & George und VALIE EXPORT bespielt.
Entdeckt hat den Schaden frühmorgens der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch. Ritsch, die Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink, das Team des Kunsthaus Bregenz und Direktor Thomas D. Trummer reagierten entsetzt. Bürgermeister Michael Ritsch erklärte: „Die Landeshauptstadt Bregenz steht für Vielfalt und Toleranz. Solche Akte von Vandalismus und Hate Crime greifen nicht nur die Kunstfreiheit, sondern auch die Werte einer offenen und toleranten Gesellschaft an. Hier sprechen wir dieselbe Sprache: Nein zu Hass, Ausgrenzung, Diskriminierung und Homophobie!“
Die zerstörten KUB Billboards werden so schnell wie möglich ersetzt.
Quelle: Kunsthaus Bregenz. Foto: KUB Direktor Thomas D. Trummer beim Lokalaugenschein,
Foto: Angela Lamprecht © Kunsthaus Bregenz
Sonnabend, 20. Juli 2024: Feministische Künstlerin fälscht Gemälde als Belege für ihre Thesen: Am 10. April 2024 berichteten wir hier darüber, dass das Museum of Old and New Art (Mona) in Tasmanien auf Grund einer gerichtlichen Anordnung des Tasmanian Civil and Administrative Tribunal die feministisch ausgerichtete Abteilung "Ladies Lounge", ein nur für Frauen zugänglicher Bereich, entweder schließen oder auch für Männer öffnen müsse. Das Museum, kurz MONA, entschied sich dafür, die Abteilung zu schließen, und die dort befindlichen Werke wegzuräumen. Die dort befindlichen Picassos wurden beispielsweise in einzelne Damentoiletten verfrachtet und dort aufgehängt. Dahinter steht bis heute die ironische Idee aus dem Gerichtsurteil, dass Damentoiletten ja ein geschützter Ort für Frauen sind. Jetzt aber stellt sich heraus: Diese Picassos waren gar keine Picassos, sondern Fälschungen der museumseigenen Kuratorin Kirsha Kaechele, die die Gattin des Museumsbesitzers David Walsh ist.
Nach zahlreichen Anfragen des Guardian Australia rückte nun das Museum mit der Wahrheit heraus: vor ein paar Tagen veröffentlichte Kaechele, nachdem sie von Guardian Australia und separat von der Picasso-Verwaltung kontaktiert worden war, eine Erklärung auf Instagram, in der sie zugab, dass die Gemälde nicht von Picasso stammen, sondern vor dreieinhalb Jahren von ihr selbst gemalt worden waren.
Das Museum hatte zuvor behauptet, Kaechele habe die Gemälde von ihrer Urgroßmutter geerbt, die ihrer Aussage nach eine Geliebte Picassos gewesen sei und mit ihm Urlaub gemacht habe. Kaechele gab auch zu, dass auch andere in der "Ladies Lounge" ausgestellte Werke nicht echt waren, darunter Speere, die als alt beschrieben wurden, und ein Teppich, der einst Königin Maria von Dänemark gehört haben soll. Zur Begründung gab Kaechele an, sie habe sich entschieden, die Werke zu fälschen, um die Ladies Lounge "so opulent und prächtig wie möglich erscheinen zu lassen". Männer sollten den Eindruck bekommen, eben nicht wichtige Werke der Weltkunst sehen zu dürfen. Zudem wollte sie Versicherungskosten für Leihgaben sparen. Kaechele sagte weiterhin in einem Blog, sie habe die Picasso-Werke heimlich gemalt und behauptete, sogar die eigenen Mitarbeiter getäuscht zu haben. Sollte tatsächlich der Ehemann nichts davon gewusst haben, dass seine Frau die Agitprop-Abteilung mit falschen Bildern ausgestattet hatte, die sie selbst zuvor monatelang gemalt hatte?
Es stellt sich natürlich die Frage, mit welchen Fälschungen dieses private Kunstmuseum noch seine Besucher hereingelegt hat. Auf jeden Fall werden dadurch auch die echten Werke des Museums in Zweifel ausgesetzt. Dadurch, dass die fälschende Aktivistin mit dem Museumsbetreiber verheiratet ist, wurde das gesamte Museum zum Verdachtsfall.
So zerstört man Vertrauen in Museen und Feminismus.
Quelle: Kelly Burke: Fake Picassos. Mona admits Ladies Lounge paintings were forged by Kirsha Kaechele. In: The Guardian v. 10. Juli.2024, https://www.theguardian.com/artanddesign/article/2024/jul/10/mona-tasmania-fake-picassos-ladies-lounge-exhibit-forged
Freitag, 19. Juli 2024, 10.57 h: Internetausfall: große Teile des westlichen Internets sind ausgefallen. Die Ursache ist noch unbekannt. Weltweit melden Fluggesellschaften, Krankenhäuser, Banken und Medienorganisationen große Probleme: Unter anderem in Spanien, den Niederlanden, Indien, Australien, Neuseeland, den USA. Microsoft-Nutzer konnten nicht mehr wie gewohnt auf ihre Rechner zugreifen. Nachrichtensender in Australien - darunter ABC und Sky News - konnten ihre Fernseh- und Radiokanäle nicht ausstrahlen und meldeten plötzliche Abschaltungen von Windows-basierten Computern. Die Website DownDetector, die von Nutzern gemeldete Internetausfälle verfolgt, verzeichnet zunehmende Ausfälle bei Diensten von Visa, ADT Security und Amazon sowie bei Fluggesellschaften wie American Airlines und Delta.
Quelle: BR24
UPDATE 11.31 h: Vermutung der SZ: "Das Problem liegt in Software des IT-Sicherheitsunternehmens Crowdstrike. Viele Unternehmen lassen von dieser ihre Computer überwachen. In der Nacht zu Freitag wurde nun ein fehlerhaftes Update einer Funktion namens „Falcon Sensor“ auf viele PCs aufgespielt. Diese Funktion soll eigentlich IT-Angriffe erkennen. Nun legte der Fehler in diesem virtuellen Sensor die Computer lahm."
UPDATE Sonnabend, 20. Juli 2024: Wie die Medien weltweit berichten, war Auslöser des Rechnerausfalls in der westlichen Welt ein schlampig gemachtes kleineres Update von "Falcon Sensor" des Security-Anbieters Crowdstrike. Das relativ teure Programm wird vor allem von größeren Firmen eingesetzt und soll sogar das Recht besitzen in Windows-Programme einzugreifen. Möglicherweise kommen auf die Firma, aber auch auf Microsoft, demnächst erhebliche Schadenersatzforderungen zu. Denn "höhere Gewalt" war das eher nicht.
Freitag, 19. Juli 2024: 85 arrests and over 6,400 objects recovered during Pandora VIII: Operation Pandora, which was first launched in 2016, is an annual law enforcement operation. It is carried out in the framework of the European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats (EMPACT). Participating countries in 2024 were: : Albania, Austria, Bosnia and Herzegovina, Bulgaria, Czechia, Croatia, Cyprus, France, Germany, Greece, Ireland, Italy, Latvia, Malta, Montenegro, Netherlands, Norway, Poland, Portugal, Romania, Spain, Serbia, Sweden, Ukraine, United Kingdom. Led by Spain (Guardia Civil), with the support of Europol and INTERPOL, the operation led to the arrest of 85 persons and recovery of over 6 400 cultural goods.
During Pandora VIII, several thousand checks were carried out at countless airports, ports and border crossing points, as well as in auction houses, museums and private residences. Law enforcement also patrolled the web and conducted over 6 000 online checks, which led to the recovery of 580 stolen goods. Across the involved countries, around 113 criminal and 137 administrative cases are still ongoing, with more arrests and seizures anticipated.
Operational highlights
Pandora VIII led to the recovery of the following stolen artefacts, among others:
Quelle: EUROPOL
Sonnabend, 13. Juli 2024: Wassereinbruch im Kunsthaus Bregenz: Am Freitagabend, den 12. Juli, kam es nach Schließung des Kunsthauses Bregenz gegen 19 h durch Starkregen zu einem Wassereintritt. Davon betroffen waren das 1. und 2. Untergeschoss. Es entstand erheblicher Sachschaden, denn diese Kellergeschosse wurden ganzflächig geflutet - und sie beinhalten Depots und Werkstätten. Dennoch konnte der Schaden durch den entschlossenen und umsichtigen Einsatzes der Feuerwehr Bregenz und der tatkräftigen unmittelbaren Mithilfe der Teams von KUB und KUGES begrenzt werden: In weniger als 24 Stunden gelang es, erste dringend notwendige Aufräumarbeiten durchzuführen. Dabei halfen auch zwei Baustellenpumpen und ein Wassersauger, die das Kunsthaus aus Sicherheitsvorsorge angeschafft hatten.
Die Trocknung der Kellerräume und die Schimmelbekämpfung wird sich noch lange hinziehen, aber das kurzfristig geschlossene Kunsthaus kann am Montag wieder öffnen. Es wird zudem zu klären sein, welche baulichen Maßnahmen Derartiges in Zukunft verhindern können. Quelle: Museum
Sonnabend, 13. Juli 2024: Noch ein neuer Gründungsdirektor: Hartwig Fischer, der im August 2023 nach dem verheerenden Diebstahl von mehr als 1.500 griechischen und römischen Grabungsfunden aus dem British Museum als Direktor zurücktreten musste, ist nach einer Meldung des Art Newspaper nach saudischen Angaben vom 10.7.2024 zum Gründungsdirektor eines neuen Museums der Weltkulturen in Riad ernannt worden. Unklar ist bislang noch sein Eintrittsbeginn, soll doch das neue Museum bereits 2026 eröffnet werden. Das im Bau befindliche, großartige (110 m hohe) Gebäude wurde vom spanischen Architekten Ricardo Bofill entworfen und befindet sich im Royal Arts Complex im King Salman Park. Ziel soll es sein, „ [to] exhibit Saudi and Arabian Peninsula heritage and highlight the cultures that have emerged and expanded over time from Africa across Asia, Europe, Oceania and the Americas”. Was zunächst eher nach einer Ausstellungshalle ohne eigene Objekte klingt. Quelle: newsletter@theartnewspaper.com
Freitag, 12. Juli 2024: Weitere Abgänge in Berlin und Dresden: Nach sieben Jahren beim DMB verließ David Vuillaume Deutschland, um in die Schweiz zurückzukehren. Er übernimmt die Geschäftsstelle des Schweizer Heimatschutzes/Patrimoine suisse, der sich für 27.000 Mitglieder und Förderer, 25 Regionalstellen, drei Stiftungen und ein Museum in Zürich engagiert. Neue Geschäftsführerin des DMB ist Sylvia Willkomm.
Nach achteinhalb Jahren verlässt auch Paul Spies, der 2016 aus Amsterdam nach Berlin gekommen war, die Spitze des Berliner Stadtmuseums.
Laut einer Mitteilung der SKD vom Donnerstag wird Léontine Meijer-van Mensch die SKD noch in diesem Jahr verlassen. Erst am Montag war bekannt geworden, dass die SKD-Chefin Marion Ackermann ab 2025 nach Berlin zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz wechselt. Léontine Meijer-van Mensch kehrt nach knapp sechs Jahren als Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen in ihre niederländische Heimat zurück, um dort ab Oktober 2024 den Posten der Gründungsdirektorin für das neue Stadtmuseum Rotterdam zu übernehmen. Meijer-van Mensch stand in den vergangenen Jahren als SES-Direktorin den drei sächsischen Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden und Herrnhut vor und führte inhaltlich die Arbeit ihrer Vorgängerin, die nach Köln wechselte, fort. Quelle: rbb24; mdr; DMB
Freitag, 12. Juli 2024: In Deutschland nimmt die Nutzung der sog. sozialen Medien ab: Die Nutzung sozialer Medien in Deutschland hat erstmals seit dem Beginn der Corona-Pandemie einen Rückgang zu verzeichnen. Laut der neuesten Ausgabe des „Social-Media-Atlas 2024“, durchgeführt von der in Hamburg beheimateten Per Agency und Toluna in Zusammenarbeit mit dem Institut für Management- und Wirtschaftsforschung nutzen aktuell zwar noch 80% der deutschen Internetnutzer ab 16 Jahren irgendwelche Plattformen, Blogs und Foren – doch mit einem Rückgang von 4% gegenüber Vorjahr. Unterschiedliche Entwicklungen auf den Internet-Plattformen sind laut einer aktuellen Studie ausschlaggebend für diesen Rückgang – dazu gehört auch der oft hasserfüllte Ton, dubiose Offerten, banale Inhalte und Fakenews. Lediglich jüngere Altersgruppen schildern noch Glücksgefühle.
Der Studie zufolge verbringen die Nutzer zudem viel weniger Zeit auf "sozialen" Plattformen, nämlich durchschnittlich erhebliche zwei Stunden weniger pro Woche. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei den 40- bis 49-Jährigen, deren wöchentliche Nutzungsdauer um 6,4 Stunden auf 16,3 Stunden fiel. Auch die berufliche Nutzung von Social Media hat deutlich abgenommen. Hier liegt der durchschnittliche wöchentliche Aufwand bei 9,3 Stunden, was einem Rückgang von 4,4 Stunden gegenüber 2023 entspricht. Bei der unternehmungslustigen und kaufkräftigen Gruppe der 40- bis 49-Jährigen sank die Nutzung besonders stark: um 12,7 Stunden auf nurmehr 7,6 Stunden pro Woche. Roland Heintze, geschäftsführender Gesellschafter der Per Agency: „Wir erleben eine Trendwende in den sozialen Medien. Nutzer verbringen weniger Zeit auf den Plattformen, einige haben sie sogar ganz verlassen." Heintze empfiehlt deswegen Unternehmen, ihren Medienmix zu überdenken.
Quelle: Die Welt v. 11.7.2024
Mittwoch, 10. Juli 2024: Gross-Bericht liegt vor: Seit Oktober 2021 werden die Werke der Sammlung Bührle im Chipperfield-Bau des Kunsthauses Zürich als Dauerleihgabe gezeigt. Der Leihvertrag zwischen der Stiftung Sammlung E. G. Bührle und der Zürcher Kunstgesellschaft (Trägerverein des Kunsthauses Zürich) sieht eine feste Vertragsdauer bis Ende 2034 vor. Stadt und Kanton Zürich und die Zürcher Kunstgesellschaft hatten im Mai 2023 dem Historiker Prof. Raphael Gross mit einer unabhängigen Überprüfung der bestehenden Provenienzforschung zur Sammlung Bührle beauftragt. Sie folgten damit den Empfehlungen des Runden Tischs, der von ihnen für die Vorbereitung der Evaluation eingesetzt worden war. Die Überprüfung sollte insbesondere klären, ob es substantiierte Hinweise gibt, dass sich unter diesen Werken NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter befinden. Gemäss dem im März 2023 vom Stadtparlament beschlossenen Subventionsvertrag zwischen der Stadt Zürich und der Zürcher Kunstgesellschaft dürfen keine solchen Werke im Kunsthaus gezeigt werden.
Der Gross-Bericht liegt mit 167 Seiten seit Ende Juni 2024 vor. Er kommt u.a. zum Schluss, dass erheblicher weiterer Forschungsbedarf mit Fokus auf die Klärung jüdischen Vorbesitzes besteht. Die Zürcher Kunstgesellschaft und die Eigentümerin der Werke, die Stiftung Sammlung E. G. Bührle, haben Gespräche vereinbart, um zukunftsfähige Lösungen zu finden. Zum Bericht: https://kunsthausrelaunch8251-live-a33132ecc05c-1c0f54b.divio-media.net/documents/bericht-ueberpruefung-provenienzforschung-buehrle.pdf
Dienstag, 9. Juli 2024: Das Graz Museum wird mit dem Österreichischen Museumspreis 2024 ausgezeichnet. Das hat Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer soeben bekanntgegeben. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und wird jährlich durch den Museumsbeirat des BMKÖS für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Museumsarbeit vergeben.
Dienstag, 9. Juli 2024 (UPDATE): Nun endlich mit Fortune? Dr. Marion Ackermann (SKD Dresden) hat ihren letzten Karrieresprung erreicht. Die umstrittene Managerin (59) soll Nachfolgerin von Dr. Hermann Parzinger (SPK) werden. Unter Fachkollegen und in der deutschen Presse gibt es erhebliche Vorbehalte gegenüber Frau Ackemann: zu der längeren Liste zählen u.a der Bilderstreit über den Umgang der SKD mit Werken der Ostmoderne, die Folgen des Einbruchs ins Grüne Gewölbe und der gescheiterte Versuch Ackermanns samt anschließender Rüge des Sächsischen Rechnungshofs, gestohlene Juwelen von einem windigen Diamantenhändler gegen Geldzahlung zurückzubekommen. Der Wechsel findet allerdings erst im Sommer 2025 statt. Offensichtlich wird für die paar Monate noch der Vertrag bei der SKD verlängert.
Quellen: div. Medien, u.a. Monopol; Tagesspiegel; https://www.saechsische.de/dresden/kultur/verlaesst-marion-ackermann-dresden-6020041-plus.html ; https://www.tag24.de/dresden/kultur-leute/haengepartie-um-skd-generaldirektorin-marion-ackermann-3221141#google_vignette
Montag 24.6.2024: Der deutsche Kunsthistoriker Dr. Eike Schmidt bleibt vorerst Direktor im Museo Capodimonte. Mehr als ein Achtungserfolg wurde es nicht bei den Florenzer Kommunalwahlen: 60% der Stimmen holte die linke Gegenkandidatin Sara Funaro.
Quellen: Tagesschau, SPIEGEL, Zeit onli98ne, vgl. auch https://taz.de/Kommunalwahlen-in-Italien/!6019003/
Freitag, 21.6.2024: Falsche Leo Putz, falsche Edward Cucuels: Am Landgericht München II hat der Prozess gegen zwei Münchner italienischer Abstammung, Vater und Sohn, begonnen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft malten die beiden Händler die Fälschungen selbst auf alte Leinwand, brachten auf Bilder anderer Maler die Signaturen von Putz und Cucuel auf und beauftragten eine Kunstmalerin damit, Werke mit einer gefälschten Cucuel-Signatur zu versehen. Auch beauftragte "Kunstsachverständige" sollen mitgewirkt haben. Der Vertrieb erfolgte 2017-2019 über Auktionshäuser.
Quelle: BR, Süddeutsche Zeitung, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/freising-gefaelschte-kunst-betrug-edward-cucuel-leo-putz-lux.EdspmNmYCeNnChVYnPtwnk
Dienstag, 11.6.2024: Gedenken an Martin R. Schärer: Erst vor wenigen Tagen, durch einen Nachruf von Katharina Korsunsky in der Ausgabe 23 der Schweizer Museumszeitschrift (am 11.6. noch nicht auf der Website von VMS/AMS), erfuhr die weitere Museumswelt vom Tod vom Dr. Martin R. Schärer, der bereits am 21. Dezember 2023 verstorben war. Lediglich besonders engagierte ICOFOM-Mitglieder hatten 2023 von Schärers Tod durch einen Nachruf von Francois Mairesse erfahren.* Der 1945 geborene Schärer war mit seinem Bestseller "Die Ausstellung" auch einer unserer einflussreichsten Autoren. Sein glasklares Denken, sein Humor und seine autoritative Art, Museologie als angewandte Wissenschaft semiotisch zu betreiben, werden uns unvergesslich sein.
C. Müller-Straten
Links: * https://icofom.mini.icom.museum/homepage/obituaries/obituary-martin-r-scharer/
Sonnabend, 8.6.2024: Vandalistischer Angriff auf ungeschützten Monet: Eine Klimaaktivistin hat am 1. Juni im Musée d’Orsay ein selbstklebendes Plakat mit einer kahlen roten Landschaft auf das Gemälde "Mohnfeld bei Argenteuil" von Claude Monet aus dem Jahr 1873 geklebt. Das Werk des französischen Impressionisten zeigt eine Frau mit Sonnenschirm und ein kleines Mädchen, die durch ein blühendes Mohnfeld streifen.
Die junge Frau gehört der Gruppe "Riposte Alimentaire" an, die sich der nachhaltigen Lebensmittelproduktion als Reaktion auf die Klimakrise verschrieben hat. Die Gruppe greift seit Jahren Kunstwerke in Museen in ganz Europa an, zuletzt im Louvre im vergangenen Monat. Ein Video auf X zeigt die Aktivistin, wie sie völlig ungehindert aus einer großen, über die Schulter gehängten Umhängetasche das Plakat entnimmt, eine Schutzfolie abzieht, brutal das selbstklebende Plakat auf das ungeschützte Gemälde klebt, die Jacke auszieht und auf der Hosentasche einen Kleber holt, mit dem sie eine Hand an die Wand klebt. Laut Guardian sagte anschließend: „Dieses alptraumhafte Bild erwartet uns, wenn keine Alternative geschaffen wird.“ Die Frau wurde festgenommen. Quelle: ARTnews; The Guardian
Montag, 27.5.2024: Zwei seit Anfang 2023 im Kunsthaus Zürich vermisste private Dauerleihgaben sind wohlbehalten wieder aufgetaucht und werden in Kürze wieder im 1. Stock des Moser-Baus zu sehen sein. Seit Anfang 2023 wurden dort zwei kleinformatige Altmeister-Gemälde vermisst: "Soldaten im Lager" von Robert van den Hoecke aus der Mitte des 17. Jh. (18,8 x 24,7 cm) sowie von Dirck de Bray "Narzissen und andere Blumen in Glasvase auf einer Marmorplatte" von 1673 (30,9 x 23,5 cm). Das Verschwinden der Bilder geschah im Zeitraum der aufwendigen Arbeiten zur Beseitigung der Folgen des Brandes, der im August 2022 in einem technischen Raum im Müller-Bau des Kunsthauses ausgebrochen war. Nach Untersuchung der Bilder durch die Restaurierungsabteilung des Kunsthauses konnte festgestellt werden, dass der Zustand beider Gemälde gut ist. Die sofort eingeschaltete Kantonspolizei hat gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl Ermittlungen aufgenommen, die noch andauern.
Quelle: Kunsthaus Zürich
Dienstag, 21.5.2024: Agitprop-Machwerk "Deutsche Schuld" über den Genozid in Namibia vom Nov. 2023 verstößt gegen den Rundfunkstaatsvertrag
Noch nie zuvor hatte es derartig viele Reaktionen auf einen gesendeten Inhalt gegeben. Und nun steht fest: Der Rundfunkrat des NDR entschied nach monatelangen internen Debatten und Querelen um den RBB/SWR/MDR/NDR-Film "Deutsche Schuld" mit der Mode-Moderatorin Aminata Belli und nach erneuter über zweistündiger öffentlicher Diskussion am 17.5.2024, dass der Film gegen den Rundfunkstaatsvertrag verstößt: Angeblich beteiligte Wissenschaftler entpuppten sich als Fake, interviewte Jugendliche und weitere beteiligte Protagonisten wurden mit falschen thematischen Zielstellungen hinters Licht geführt, die Evangelische Kirche in Namibia bloßgestellt, "alternative Fakten" zur Landfrage in Namibia präsentiert, zivilgesellschaftliche Versöhnungsinitiativen von Namibiern und Deutschen unter den Teppich gekehrt, Gedenkstätten - obwohl vor Ort dort drehend - mit Halbwahrheiten und Auslassungen präsentiert. Hunderte empörte Zuschauer aus Namibia und Deutschland hatten in Unterschriftenaktionen, öffentlichen Stellungnahmen, Briefen und Emails an die Redaktionen, die Intendanz, den Programmausschuss und den Rundfunkrat des NDR ihrem Unmut zum Ausdruck gebracht, der schließlich in vier offiziellen Programmbeschwerden gebündelt wurde und sowohl in der 1. Beschwerdeinstanz vom Februar 2024 als nun auch in der 2. Beschwerdeinstanz von den Verantwortlichen nicht entkräftet werden konnte. Der Film wurde mittlerweile überall gelöscht.
MEHR: https://www.sueddeutsche.de/medien/ndr-namibia-genozid-1.7253185
Freitag, 17.5.2024: Analoge Links zum Museum:
Archäologie wird Im Rahmen des Projektes „Archäologie München“, nicht nur in der Archäologischen Staatssammlung, sondern auch an 13 Orten der Altstadt mit zwei Methoden sichtbar gemacht: durch sog. Popup-Ausstellungen und künftig auch durch Stelen.
Das Projekt „Archäologie München“ ist seit 2014 bei der Archäologischen Staatssammlung angesiedelt. Anlass für die Gründung des Forschungsprojektes war u. a. die große Marienhofgrabung im Rahmen des Baus der zweiten Stammstrecke. Finanziell wird es von der Landeshauptstadt München gefördert. Ebenfalls beteiligt sind: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege; die LMU München: Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie; das Münchner Stadtmuseum; das Stadtarchiv München; die Staatssammlung für Paläoanatomie München; die Untere Denkmalschutzbehörde München und das Büro für Denkmalpflege Regensburg.
Allein in der Münchner Altstadt fanden bislang über 250 Ausgrabungen statt. Um die Fundobjekte und das damit verbundene Wissen möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen, werden besonders spannende Fundstücke regelmäßig an unterschiedlichen Orten in der Münchner Innenstadt vorgestellt. In den letzten Jahren haben bereits mehrere Geschäfte an den sog. Popup-Ausstellungen teilgenommen.
Um Geschichte um Grabungsfunde und ehemalige Orte auch direkt am Auffindungsort sichtbar zu machen, werden in den nächsten Monaten zusätzlich Stelen aufgestellt. Im Fokus stehen dabei Funde von den umfangreichen Ausgrabungen am Marienhof (2011-2018) sowie andere aus dem Altstadtbereich. Dass etwa am heutigen Marstallplatz einst einer der frühesten Renaissancegärten nördlich der Alpen stand, weiß in München heute fast niemand mehr. Farbige Keramikfragmente zeugen von einem prächtigen Kachelofen, der dort bis 1600 in einem Pavillon gestanden haben muss und bereits 1994/95 ausgegraben wurde.
Stelen-Orte:
1. Odeonsplatz, Eingang zum Hofgarten: Ein antikes Grabrelief
2. Apothekenhof der Residenz: Die "Älteste Münchnerin"
3. Marstallplatz, Alfons-Goppel-Straße/Ecke Hofgartenstraße: Ehemaliger Lustgarten, der Vorgänger des Hofgartens
4. Residenz, Max-Joseph-Platz/Ecke Residenzstraße: Die Nonnen vom Max-Joseph-Platz, Klöster und Gruft
5. Alter Hof, Innenhof: Die erste Residenz
6. Sparkassenstraße, vor dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege: Der Pfisterbach, ein Münchner Stadtbach
7. Marienhof, Dienerstraße (Höhe Baustelleneinfahrt): Eine wahre Fundgrube, die Ausgrabungen 2011 bis 2018
8. Marienhof, Dienerstraße (Höhe Baustelleneinfahrt): Unzerstörbares Geschirr aus dem ehemaligen Café Deistler sowie ein Mustopf
9. Marienhof, Dienerstraße (Höhe Baustelleneinfahrt): Was macht die Kuh im Schacht? Der "Schacht 5" und seine Funde
10. Weinstraße 7, Seite Filserbräugasse: Quecksilber gegen Syphilis, Medizin aus einer Weinschänke
11. Dienerstraße, Ecke Marienplatz: "Jedem Zecher sein Becher", die ehemalige Ratstrinkstube
12. Neuhauser Straße 14 vor der Bürgersaalkirche: Kapellenstraße, Bürgerhäuser und Jesuitenkolleg
13. St.-Jakobs-Platz am Kloster: Ein Pilgerzentrum im Mittelalter sowie dort ansässige Paternosterer
Unser Kommentar: Leider beschränkt sich diese Marketing-Aktion allein auf die Münchner Innenstadt. Man kann nur hoffen, dass einsichtige Entscheider diese Aktionen auch auf den gesamten Stadtbereich ausdehnen und andere Städte diese Ideen übernehmen. In diesem Zusammenhang sei auch auf zwei weitere Modelle, die in München praktiziert werden hingewiesen: auf "Munic Art to go", ein vom ZI und Staatsregierung betriebenes Online-Projekt, und die "Kulturgeschichtspfade" des Kulturreferats der Stadt.
Quelle: Archäologische Staatssammlung;
www.muenchen.de/kgp;
https://municharttogo.zikg.eu/
UPDATE: DIE FOLGENDE NACHRICHT DURFTE AUF FACEBOOK NICHT VERÖFFENTLICHT WERDEN UND WURDE VON FACEBOOK INNERHALB VON SEKUNDENBRUCHTEILEN GELÖSCHT.
Donnerstag, 9.5.2024: International conference on the decolonisation of museums: The new ICOM Working Group on Decolonisation invites all people engaged in decolonisation for June 17, 2024, 10:00 - 16:30 h at Smallepad 5, 3811 MG Amersfoort (The Netherlands) + online.
The concept of decolonising museums means different things in different parts of the world. ICOM, the International Council of Museums, established a Working Group on Decolonisation. The Working Group will meet in June in the Netherlands, and during this conference they will share experiences from their daily practice, offering a broad variety of perspectives.
Speakers from Barbados, Benin, Canada, India, Nigeria, Pakistan, Taiwan and Zambia, as well as from European countries, will shed light on what decolonisation means for their work. Many museums were established through colonialism. Discussions will include how to decolonise archival and artifact collections, how to work with diaspora communities and Indigenous peoples to reconcile colonial histories, how to renew conventional colonial museums and unpack colonial legacies, how to build a museum in the post-colonial era, the challenges countries and communities of origin meet in claiming back their cultural belongings, and what working in this field implies for the wellbeing of museum staff.
All speakers and moderators are members of the ICOM Working Group on Decolonisation. The conference is organised by the Cultural Heritage Agency of the Netherlands, in collaboration with ICOM, ICOM Netherlands, DutchCulture and Unesco NL.
Admission to this event is free. Register here for either the virtual or on-site participation in Amersfoort.
Source: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed
Montag, 6.5.2024: Anlässlich seiner aktuellen Jahrestagung veröffentlichte der Deutsche Museumsbund folgende Werte als Leitlinien und Grundlagen für seine Arbeit und seine Haltung zur gesellschaftlichen Rolle der Museen:
Demokratie & Bildung,
Toleranz & Verständigung,
Verantwortung & Diskurs.
Unter „Demokratie und Bildung“ betont der Verband, dass Bildung Menschen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern macht. Bildungsorte wie Museen stärken die Demokratie. Sie vermitteln komplexe Zusammenhänge und bieten Diskursen einen Ort. Dadurch beugen sie polarisierenden Desinformationen vor und tragen zur Prävention von Extremismus und Populismus bei.
Mit „Toleranz und Verständigung“ hebt der Deutsche Museumsbund hervor, dass sich Museen für einen respektvollen Umgang mit allen Menschen einsetzen. Durch Offenheit, Multiperspektivität und Meinungsaustausch fördern Museen Verständigung, Toleranz und Vielfalt. Durch diese Arbeit helfen sie, Unterschiede zu überwinden und Gemeinsamkeiten zu finden.
Unter „Verantwortung und Diskurs“ formuliert der Verband die Überzeugung, dass Museen gleichermaßen Orte der Geschichte und der Innovation sind. Sie übernehmen Verantwortung für Objekte, Geschichten und Erinnerungen und verbinden sie mit gesellschaftlichen Debatten. Sie handeln dabei unabhängig, sensibel und nachhaltig, eröffnen neue Blickwinkel und Zukunftsperspektiven.
Quelle: DMB
Freitag, 3.5.2024: Sachsen verklagt die Einbrecher ins Grüne Gewölbe und seine Sicherheitsfirma DWSI wegen Schadensersatz: Für den Einbruch ins Grüne Gewölbe stellt der Freistaat Sachsen den bisher verurteilten fünf Tätern Schadensersatz von knapp 76,1 Mio. € für den nicht auffindbaren Rest, Restaurierungen und Wertminderungen in Rechnung. Die Wertminderung sei bei einer Begutachtung durch Sachverständige der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ermittelt worden. Die Wertminderung der schon zurückgekehrten, teils stark beschädigten oder zerstörten Teile der Beute wurde mit knapp 52,5 Mio. € beziffert. An die Männer aus dem Berliner Remmo-Clan ergingen laut Rechtsanwalt Matthias Aldejohann diesbezüglich Mahnbescheide, um den Anspruch des Freistaates zu sichern. Einer von ihnen habe dem widersprochen, gegen die anderen lägen rechtskräftige Vollstreckungsbescheide vor.
Die Urteile gegen die fünf Täter zu mehrjährigen Haftstrafen sind inzwischen rechtskräftig. Im Zuge eines Deals hatten sie Ende 2022 den Großteil der Beute zurückgegeben, die wertvollsten Stücke fehlen allerdings weiterhin. Die Richter hatten seinerzeit zwar den Anspruch des Freistaates auf Schadenersatz bejaht, die Festlegung einer konkreten Summe jedoch abgelehnt, da deren Ermittlung zu aufwendig und langwierig wäre.
Eine Zivilkammer des LG Dresden beschäftigt sich zudem mit der Klage des Freistaates gegen die Sicherheitsfirma der SKD. Darin werden gut 15 Mio. € Schadenersatz plus 300.000 € für Reparaturen an dem Museum gefordert. Das Urteil wird für Anfang Juli erwartet.
Quelle: ntv.de, mdr mit Video: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/juwelendiebstahl-prozess-sicherheitsfirma-wachmann-100.html
Dienstag, 23.4.2024: Vor Ankauf wird gewarnt: Die britische Polizei und EUROPOL bitten um Hinweise zu zwei Gemälden, die bei demselben Einbruch in die Christ Church Picture Gallery in Oxford am 14. März 2020 gestohlen wurden. Dabei handelt es sich um „Soldaten zu Pferd“ von Anthonius van Dyck (ca. 1617) und einen „Trinkenden Jungen“ von Annibale Carracci (ca. 1580). Ein weiteres Gemälde dieses Einbruchs wurde kürzlich in Rumänien entdeckt und an die Galerie zurückgegeben.
Thames Valley Police, attn. Detective Chief Inspector James Mather, Ph. +44 1865 841 148
Fotos: Christ Church/TVP
Dienstag, 23.4.2024: Zwei Heritage-Messe-Veranstalter - tg EXPO und Leipziger Messe - schließen sich zu Joint venture in Abu Dhabi zusammen: tg EXPO, unseren LeserInnen bekannt als Veranstalter der bereits 7. Heritage Istanbul (15.-17. Mai 2024), und die Leipziger Messe, Veranstalter u.a. von MUTEC und Denkmal im Herbst diesen Jahres, gehen für die Heritage Middle East in Abu Dhabi (10.-12. Dezember 2024) zusammen.
Anschrift von TG EXPO: TG Ekspo Uluslararası Fuarcılık A.Ş., Ertogay Is Merkezi No:3/27 Kadikoy, 34722 Istanbul Turkiye.
Quelle: tg EXPO, Leipziger Messe, (https://www.instagram.com/heritage.middleeast/ sowie https://www.lm-international.com/de/factsheets/2024/eigene-messen/hme-2024?_gl=1*1sgasls*_gcl_au*NTc5MDk5Mjg1LjE3MTM4NTg0Nzg
Dienstag, 23.4.2024: Das Institut für Museumsforschung hat die erste bevölkerungsrepräsentative Studie zu Vertrauen in Museen in Deutschland veröffentlicht. Die Studie „Das verborgene Kapital: Vertrauen in Museen in Deutschland“ liefert auch erstmals seit 2013 Daten zur Besuchshäufigkeit deutscher Museen. 5,3% der Befragten gehen gar nicht ins Museum. Der Anteil derjenigen, die 2023 mindestens einmal im Quartal ein Museum besucht haben, liegt mit 6% nur wenig darüber. Ein gutes Drittel (35,1%) hat in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal ein Museum betreten, bei knapp der Hälfte (47,7%) ist dies mehr als ein Jahr her.
Der Studie zufolge besitzen besonders Museen das Potenzial, das gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und Vertrauen in kulturelle Institutionen insgesamt zu befördern. Dieses verborgene Sozialkapital in die politische Diskussion zu rücken und die gesellschaftspolitische Dimension von Museumsarbeit endlich einmal empirisch zu unterfüttern, war Ziel der Studie, die das Institut im Dezember 2023 nach dem Vorbild einer US-amerikanischen Studie durchgeführt hat. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört, dass Museen im persönlichen und institutionellen Umfeld das höchste Vertrauen nach Familie und Freunden, aber noch vor Wissenschaft und Medien genießen. Sie erzielen die höchsten Vertrauenswerte unter allen öffentlichen Einrichtungen und heben sich damit deutlich ab von allen politischen Organisationen, zu denen ebenfalls Vertrauenswerte erhoben wurden. Das Vertrauen in Museen speist sich aus der Perzeption von Neutralität. Menschen, die Museen als neutral und unparteiisch wahrnehmen, vertrauen diesen wesentlich stärker als diejenigen, die diese Neutralität nicht anerkennen. In diesem Zusammenhang nicht uninteressant ist, dass DMB und ICOM Deutschland nicht der Auffassung sind, Museen sollten sich zu allem und jedem neutral verhalten, sondern sich durchaus für ethische Zielsetzungen engagieren.
Interessanterweise genießen Museen selbst bei Menschen, die nie oder nur selten Museen besuchen, abstraktes Vertrauen in Form eines Vertrauensvorschusses. Zugleich wächst das Vertrauen mit der Zahl der konkreten Besuchskontakte. Je höher die Besuchshäufigkeit, desto höher auch die angegebenen Vertrauenswerte. Diese Korrelation ist bei allen anderen Institutionen nicht feststellbar.
Quelle: Institut für Museumsforschung, Berlin
Dienstag, 23.4.2024: Die großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland lehnen den Vorschlag der Unionsfraktion im Bundestag, Schüler zu Besuchen der Einrichtungen zu verpflichten, deutlich ab. Das berichtet die WELT unter Berufung auf eine eigene Abfrage. Hinter dem Ruf nach Pflichtbesuchen stecke manchmal die naive Vorstellung, dass KZ-Gedenkstätten „demokratische Läuterungsanstalten“ seien, sagte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Die Forderung nach Pflichtbesuchen werde häufig „reflexhaft nach antisemitischen Vorfällen für Gruppen erhoben, von denen man fälschlicherweise annimmt, sie heilen oder immunisieren zu können“. Ein ehemaliges Konzentrationslager könne für junge Menschen eine „emotionale Überforderung“ darstellen, die niemandem aufgezwungen werden sollte, sagte zudem der für Sachsenhausen und Ravensbrück zuständige Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. Auch Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, setzt auf Freiwilligkeit. Der Leiter der Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, nannte die Forderung eher schwierig - "weil sie die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich auf allen Ebenen und in allen Altersgruppen mit der NS-Herrschaft und ihren Folgen auseinanderzusetzen auf eine spezifische Gruppe verschiebt". Die Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Elke Gryglewski, sagte, sie befürworte, dass möglichst viele Menschen eine Gedenkstätte besuchen könnten. "Dabei wünsche ich mir, dass die Besuche unter Bedingungen stattfinden, die Lernprozesse real ermöglichen." Zwangsbesuche seien dazu nicht geeignet. Lediglich Jörg Skriebeleit, Leiter der kleineren KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern begrüßte den Vorschlag. Im Freistaat gebe es bereits die Besuchspflicht für Gymnasiasten und Realschüler und man mache dort „sehr gute Erfahrungen mit einem in den Lehrplänen integrierten obligatorischen Besuch von Schülerinnen und Schülern“, sagte er.
UPDATE Montag 22.4.2024: Die Not der Berliner Museen: Die angespannte Haushaltslage zwingt Berlins Staatliche Museen dazu, daß Ausgaben drastisch reduziert werden müssen. Gleichzeitig will man künftig viel flexibler auf Besucherströme reagieren und bei erfolgreichen Ausstellungen die Öffnungszeiten auch erweitern.
Die Stiftung Preussischer Kulturbesitz hatte enorme Kostensteigerungen im Energie-Bereich und bei den Lohnkosten des Aufsichts- und Sicherheitspersonals, die durch Zuwächse im Haushalt nicht gedeckt waren: insgesamt rund 20 Mio. € jährlich. Durch die Erhöhung der Eintrittspreise und durch Umschichtung von Mitteln konnte man die Kostensteigerungen auf 4-5 Mio. € reduzieren. Der zusätzliche Schließtag bringt allein beim Alten Museum und beim Bode-Museum eine Ersparnis von etwa 1 Mio. €.
Angesichts knapper Mittel werden einige von ihnen ab Mitte April kürzere Öffnungszeiten haben. Davon betroffen sind auch Häuser auf der Museumsinsel. Vorgesehen sind dabei sowohl ein weiterer komplett geschlossener Tag pro Woche als auch die Reduzierung der Öffnungszeiten an manchen Tagen.
Ab dem 16. April sind folgende Museen montags und dienstags geschlossen: das Alte Museum, das Bode-Museum, die Friedrichswerdersche Kirche, das Kunstgewerbemuseum, das Museum Europäischer Kulturen MEK in Dahlem, die Sammlung Scharf-Gerstenberg in Charlottenburg und das Schloß Köpenick. Diese Häuser reduzieren zusätzlich teilweise auch ihre regulären Öffnungszeiten.
Gleichzeitig sollten bei bestimmten Ausstellungen die Öffnungszeiten erweitert werden, wenn viele Besucher erwartet werden. Das gelte zum Beispiel ab dem 5. Mai für die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Alten Nationalgalerie. Das Neue Museum und die James-Simon-Galerie sollen im Juli und August Dienstag bis Samstag bis 20 Uhr geöffnet sein.
Unverändert bleiben die regulären Öffnungszeiten für die Alte Nationalgalerie, die Gemäldegalerie, Hamburger Bahnhof, das Museum für Fotografie, Pergamonmuseum Das Panorama, sowie die Neue Nationalgalerie. Erhalten bleiben dabei auch die langen Donnerstagabende bis 20 Uhr in der Neuen Nationalgalerie, dem Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart und dem Museum für Fotografie.
Quelle: rbb24 und Berliner Printmedien
Sonntag, 21.4.2024: Konflikt zwischen Britischem Museum und britischer Regierung eskaliert um neuen Direktor: Ritchie Sunaks Regierung präsentierte unerwarteterweise in den letzten Tagen zwei Namen, aus denen sich George Osborne einen neuen Direktor aussuchen könne - der sich jedoch bereits Ende März für Nicholas Cullinan, Director der National Portrait Gallery, als neuen Direktor entschieden hatte. Eine derartige versuchte Einflussnahme von Downing Street No 10 hatte es seit Theresa May nicht mehr gegeben (diese war damals damit gescheitert). Auch diesmal soll sich Osborne bereits einer solchen Einflussnahme widersetzt haben. Sollte es dabei nur darum gegangen sein einen Direktor durchzuboxen, der die Restitution der Parthenon Marbles verhindert?
Quellen: artnet, The Guardian
Sonntag, 21.4.2024: Der Bundesgerichtshof hat die Revisionen von vier der fünf Verurteilten des Diebstahls aus dem Grünen Gewölbe verworfen. Das Urteil des Landgerichts ist damit rechtskräftig; die Überprüfung habe keinen Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten ergeben.
Quelle: BGH v. 19.4.2024
Donnerstag, 18.4.2024: Nicht die Verbraucher - Wer sind die Hauptsünder beim Co2?
Der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre trägt größtenteils zur Erderwärmung und zum Klimawandel bei. Die Carbon Majors Database (CMD) weist die historisch gewachsene Umweltverschmutzung im Lauf der letzten Jahrhunderte auf und benennt auch die Unternehmen, die dafür hauptverantwortlich sind. Laut CMD sind es nur 57 Unternehmen, die im letzten Untersuchungszeitraum (von 2016 bis 2022) für etwa 80% aller Kohlenstoffdioxidemissionen gesorgt haben. Die CMD unterteilt dabei von Privatinvestoren finanzierte und staatlich geförderte Unternehmen. 25% aller Emissionen entfallen "nur" auf private Unternehmen wie Chevron, ExxonMobil und BP, staatliche Unternehmen wie Saudi Aramco, Gazprom und die National Iranian Oil Company kommen auf 38% aller CO₂-Emissionen. Die restlichen 37% der Emissionen entfallen auf Länder wie Russland und China zu, die mit der Förderung von Kohle und Öl für Emissionen sorgen.
Nach der CMD-Datenbank ergibt sich folgende Liste der größten Umweltsünder seit 2016:
· Saudi Aramco – 4,8 Prozent der globalen Emissionen
· Gazprom – 3,3 Prozent der globalen Emissionen
· Coal India – 3,0 Prozent der globalen Emissionen
· National Iranian Oil – 2,8 Prozent der globalen Emissionen
· Rosneft – 2,1 Prozent der globalen Emissionen
· China National Petroleum Corporation – 1,7 Prozent der globalen Emissionen
· Abu Dhabi National Oil – 1,7 Prozent der globalen Emissionen
· ExxonMobil – 1,4 Prozent der globalen Emissionen
· Iraq National Oil – 1,4 Prozent der globalen Emissionen
· Shell – 1,2 Prozent der globalen Emissionen
Zusammen haben 57 Unternehmen von 2016 bis 2022 für etwa 251 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid gesorgt. Zum Vergleich: Seit Beginn der Aufzeichnungen 1854 wurden insgesamt 1.421 Gigatonnen freigesetzt. Quelle: t3n
Mittwoch, 17.4.2024: Vieles konnte gerettet werden, aber nicht alles: Die für eine Restaurierung der Fassade eingerüstete historische Börse von Kopenhagen, gebaut 1619-1640), ist zu großen Teilen abgebrannt. Durch das mutige Eingreifen von Passanten, Feuerwehr, Mitarbeitern des Nationalmuseums und der Handelskammer, darunter der Direktor der Handelskammer selbst, konnten wenigstens einige historische Zeugnisse gerettet werden.
Die "Børsen" wurde auf Veranlassung des damaligen Königs Christian IV. erbaut. Er wollte Kopenhagen mit der Warenbörse zu einem internationalen Handelszentrum machen. Um 1800 endete die Blütezeit der Warenbörse, in den 1970er Jahren zog auch die Kopenhagener Fondsbörse aus. Heute beherbergt das fast 400 Jahre alte Gebäude die dänische Handelskammer – mit einer Fülle an Kunstwerken.
Bilder des dänischen Rundfunks DR zeigten, wie Männer und Frauen mit Rucksäcken und Handtaschen unter dem Arm in das Gebäude liefen, als die Polizei den Brandort bereits abgesperrt hatte. Zu den geretteten Kunstschätzen gehört u.a. das Gemälde "Von der Kopenhagener Börse" von P. S. Krøyer von 1895. Es zeigt eine Vielzahl der damals wichtigsten Börsenleute. Die Passanten und Einsatzkräfte retteten zunächst, was sie leicht wegtragen konnten – darunter Spiegel, Leuchter, Skulpturen und Uhren –, anschließend jedoch nach dem vorhandenen Wertrettungsplan. Insgesamt wurden mehrere Hundert Objekte in Sicherheit gebracht. Vermutlich verloren ist z.B. eine große Statue von Christian IV. Unbeschädigt blieb die Spitze des Drachenturms. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Seit Dienstagnachmittag ist der Brand unter Kontrolle. Gelöscht wurde jedoch auch noch am Mittwoch. Auch die Brandursache muss noch ermittelt werden, möglichweise ebenso wie in Paris ein Versehen bei den Restaurierungsarbeiten.
Quelle: Danmarks Radio, "Berlingske", "Politiken", "B.T.", TV2, DPA und mehrere deutsche Medien
Mittwoch, 10.4.2024: Australisches Gericht beendet eine seit 2020 feministisch geprägte Besucherselektion: Kirsha Kaecheles "Ladies Lounge" im Museum of Old and New Art in Hobart muß nach dem Urteil des Tasmania’s Civil and Administrative Tribunal jetzt binnen 28 Tagen auch männliche Besucher hereinlassen oder die Lounge komplett schließen. Kaechele ist mit dem Eigentümer des Privatmuseums, David Walsh, verheiratet und versteht die "Ladies Lounge" als Protest gegen Clubs und Gaststätten, bei denen Frauen keinen Zutritt haben; die mit einem männlichen Butler ausgestattete clubähnliche Installation sei zudem auch eine Reaktion auf separate „Damenlounges“ in australischen Pubs vor der Gesetzesänderung von 1965. Das Gericht befand, die Lounge diskriminiere mit künstlerischen Mitteln de facto genauso wie die kritisierte diskriminierende Praxis in australischen Freizeiteinrichtungen. Quelle: ARTNewspaper v. 10.4.24
Sonntag, 7.4.2024: UPDATE: Das British Museum verklagt Kurator Higgs: Einem Bericht von ARTnews zufolge hat das British Museum nunmehr seinen ehemaligen Kurator Peter Higgs* zivilrechtlich verklagt und ihm dabei vorgeworfen, mehr als 1800 Objekte aus seiner Sammlung gestohlen zu haben. Zusätzlichen laufen polizeiliche Ermittlungen noch weiter, der in einen Strafprozeß münden könnte.
Higgs war schon im Juli 2023 entlassen worden. Bei den fehlenden, beschädigten und gestohlenen Gegenständen handelte es sich um antike Gemmen und Goldschmuck sowie andere kleine Stücke, die nicht öffentlich ausgestellt waren. Laut AP erklärten die Anwälte des Museums, Higgs habe seine Vertrauensstellung missbraucht und die Objekte über einen Zeitraum von zehn Jahren an sich gebracht, um sie vor allem über eBay zu verkaufen. Higgs ist durch das Gericht bereits angehalten worden, alle noch in seinem Besitz befindlichen Museumsgegenstände innerhalb von vier Wochen aufzulisten oder zurückzugeben. Das kann nur bedeuten, dass sich noch sehr viele Objekte in der Grauzone befinden.
Laut anwaltlicher Vertretung habe Higgs versucht, seine Aktivitäten durch die Verwendung falscher Namen, falscher Dokumente, die Manipulation von Museumsunterlagen sowie das Auflisten und Verkaufen von Gegenständen unter ihrem Wert zu verbergen. Diese Behauptung steht im Einklang mit früheren Berichten, wonach Higgs einige der fehlenden Artikel bei eBay für nur 51 US-$ angeboten hatte. Higgs hat diese Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen, aus gesundheitlichen Gründen hatte er nicht an der richterlichen Anhörung am 26. März teilgenommen.
Im Rahmen seiner Bemühungen um mehr Transparenz eröffnete das British Museum am 15. Februar eine Ausstellung mit zehn der 351 bislang sichergestellten Gemmen (siehe EXPOTIME!-Februar-Ausgabe, S. 67-69, https://www.museumaktuell.de/home/eTime/ExpoTime!-2024-02/index.html)
Quelle: Karen K. Ho: British Museum Sues Former Curator over Alleged Theft of More Than 1,800 Items. ARTnews v. 26. 3.2024
* nicht zu verwechseln mit Prof. Peter Higgs, dem kürzlich verstorbenen Nobelpreisträger.
Freitag, 29.3.2024: Zur Schließung des Berliner Zeughauses: Wie seit längerem gemeldet (*), ist die Dauerausstellung zur deutschen Geschichte im Berliner Zeughaus auf unbestimmte Zeit geschlossen. Bei den Sanierungsarbeiten wurde entdeckt, dass nicht nur die Fassade restauriert und die Klimatechnik (Erneuerung der Klimageräte) und die Sicherheit, sondern auch die gesamte IT-Verkabelung und das Wassserrohrsystem in Böden und Wänden erneuert werden muss. Aufgrund der langjährig ausgebliebenen Investitionen für den Funktionserhalt in den Gebäudeteilen des DHM war ein Sanierungsstau entstanden. Zum Austausch der Rohre und IT-Verkabelung müssen die Böden und Wände im Zeughaus flächendeckend geöffnet werden. Da die ausgeräumten Objekte in angemieteten Depotflächen untergebracht werden mussten, wird sich durch die Zusatzbauaufgaben und höheren Mietkosten die Gesamtsanierung erheblich verteuern. Aus diesem Grunde werden andere DHM-Baumaßnahmen in Depots und Archiven verschoben. Ein neuer Eröffnungstermin für das Zeughaus steht noch nicht fest.
Erst im Februar 2024 hatte das DHM mitgeteilt, dass es nach einer europaweiten Ausschreibung das Stuttgarter Büro ATELIER BRÜCKNER mit der Gestaltung beauftragt habe. In den vorangegangen Jahren hatte das DHM selbst ein Konzept für die inklusiv und barrierefrei angelegte Ausstellung erarbeitet und in zahlreichen Workshops mit in- und ausländischen ExpertiInnen sowie einem eigens eingesetzten Fachbeirat diskutiert und weiterentwickelt. Die alte Dauerausstellung von 2006 war bereits nach 15 Jahren wieder abgebaut worden. Eigentlich hätte die neue Dauerausstellung in nur 20 Monaten Ende 2025 eröffnet werden sollen; durch die Eröffnungsverschiebung haben die Szenographen von Frau Shirin Frangoul-Brückner viel mehr Zeit bekommen, etwa um zu entscheiden, welche bisher gezeigten und neu erworbenen Objekte eines Tages zu sehen sein werden.
In der neuen Dauerausstellung soll die chronologische Darstellung komprimiert werden, um in Themenräumen Grundfragen der deutschen Geschichte diachron und vergleichend behandeln zu können. Ein eigener Bereich soll Fragen von Kindern an die Vergangenheit aufgreifen und zu einem Familienbesuch einladen. Der wechselvollen Geschichte des ältesten Gebäudes Unter den Linden soll ebenfalls ein Ausstellungsbereich gewidmet werden. Außerdem soll der europäische Kontext berücksichtigt werden. Ziel der Dauerausstellung soll es sein, den künftigen Besuchern den Gang der Dinge nicht als schicksalhaft vorgezeichnet, sondern als "offen" nahezubringen. Besuchende sollen auf der Basis eines eigenen Urteils anschließend den Geschichtsverlauf mitbestimmen können.
Ein neuer "Arsenal" genannter Bereich wird sich mit den unterschiedlichen Bedeutungsebenen von Objekten beschäftigen und sich dabei auch mit Fragen der Provenienz der Sammlungen des DHM befassen. Inklusive sowie mehrsprachige und digitale Angebote werden künftig die Besucherfreundlichkeit der Ausstellung stärken. Das Zeughaus wird zudem einen zweiten Besuchereingang erhalten, nur wenige Schritte entfernt von einem der vier U-Bahnhofausgänge „Museumsinsel“. Die aktuellen Ausstellungen des Museums sind weiterhin im Pei-Bau zu sehen.
Quellen: div. Mitteilungen des Bundes und des DHM
* MUSEUM AKTUELL 293, Dez. 2023, S. 7; vgl. auch Michael Stanic: Teure Retromode: Berlins Millionengräber, ebenda, S. 23-29
Mittwoch 20.3.2024: Bayern verbietet bayerischen Behörden das Gendern
In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden ist es künftig verboten zu gendern. Das Kabinett beschloss, die dafür notwendige Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern. Sie verpflichtete die staatlichen Behörden und damit auch die Schulen zwar bereits jetzt, die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung im dienstlichen Schriftverkehr anzuwenden, diese Regelung sei nun aber nochmals "klarstellend ergänzt" worden. De facto hat damit Bayerns Landeschef Landesmuseen, Schulen und Hochschulen verboten, in irgendeiner Weise zu gendern.
Kommentar:
Was nach einem gewaltigen Paukenschlag aussieht, könnte sich bald als Luftnummer im Wahlkampf erweisen. Natürlich wird sich Söder damit dem Populismusvorwurf aussetzen, zumal sein Genderverbot nur den Behördensektor betrifft. Die Stoßrichtung geht aber nicht gegen bayerisches Gendern, sondern Gendern im Rest der Republik. Denn der Mehrzahl der Deutschen ist aus vielerlei Gründen das Gendern zuwider, sogar vielen Fortschrittlichen, die für die Rechte von Benachteiligten aller Geschlechter eintreten. Das wissen wir durch viele Umfragen. Und zwar das Gendern in all seinen Formen, egal, ob durch Schrägstrich, Sternchen, künstliches Aussetzen des Redeflusses, durch Texterweiterung (bei längeren Texten um 1/3 des Umfangs), groß geschriebenes Binnen-I oder "diverse" Stellenausschreibungen (wie heute bei der Bayerischen Staatsbibliothek: "Mitarbeiter/innen (m/w/d) für das Literaturportal Bayern". Außerdem kann man versuchen, Rechtsextremen dadurch Stimmen wegzunehmen.
Söder übersieht jedoch, wie stumpf sein Schwert ist. Bayern besteht nicht nur aus Behörden. Der Rest der bayerischen Menschen kann weiterhin so sprechen und schreiben, wie sie wollen. Schlimmer noch: Schulen wie Hochschulen in Bayern behaupten umgehend, fehlenden oder "falsches" Gendern sei hier nie negativ benotet und restriktiv behandelt worden. Wer hier gendert, tue dies stets freiwillig. Einen Zwang gäbe es nicht. Söders Anweisung laufe also ins Leere. (Eine erste Reaktion auf das "Genderverbot" findet sich hier: https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-genderverbot-reaktionen-1.6471197).
Zumindest kann nun niemand mehr in Bayern benachteiligt werden, wenn er nicht oder "falsch" gendert. Ob das ein Fakt ist, oder nur Wahlkampfrhetorik, wird sich zeigen. Denn mit dem Verbot löst Söder nämlich auch etwas aus: In den nächsten Wochen und Monaten werden sich zum Bestätigung zur Söders Einschätzung der Lage all diejenigen aus dem konservativen Lagern melden, die sich als Betroffene fühlen. Me two auf bayrisch also. Dann wird man ja sehen, ob bayerische Liberalitas tatsächlich in Gefahr war. (C. Müller-Straten)
Sonntag 10.3.2024: Strafaktion im Saarland Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz trennt sich von ihrer Kunstvorständin und Direktorin des Saarlandmuseums Dr. Andrea Jahn. Wie Kulturministerin Streichert-Clivot mitteilte, strebe man eine einvernehmliche Vertragsauflösung bereits zum 1. Mai an.
Der Hintergrund: Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hatte geplant, im kommenden Frühjahr die Ausstellung "TLDR" der in Berlin lebenden Video-Künstlerin Candice Breitz im Saarlandmuseum zu zeigen. Hierbei geht es um Prostitution in Südafrika. Breitz selbst stammt aus Südafrika, ist Jüdin und für ihre kritische Position sowohl gegenüber die Hamas als auch gegen die israelische Regierung bekannt. Sie nimmt damit in etwa die Position des US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden ein, bezeichnet allerdings noch deutlicher als Biden die rechtsextreme israelische Regierung als faschistisch. Diese doppeltkritische Meinung der Künstlerin, die sich u.a. in den sog. Sozialen Netzwerken und in einem taz-Interview zeigte, passte nicht in den politischen Mainstream; der Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz teilte Ende November 2023 der Öffentlichkeit mit: "Der Vorstand trifft diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung in Anbetracht der medialen Berichterstattung über die Künstlerin im Zusammenhang mit ihren kontroversen Äußerungen im Kontext des Angriffskrieges der Hamas auf den Staat Israel." Man warf der Künstlerin vor, sich nicht klar genug gegenüber der Hamas zu positionieren. Zusammen mit knapp 1000 anderen Künstlern hatte auch sie einen offenen Brief unterschrieben, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, die israelkritische Bewegung nicht pauschal als antisemitisch einzustufen.
Die Entscheidung kam also nicht durch ein Gespräch der Verantwortlichen mit der Künstlerin, nicht durch eine Werkanalyse zustande. Breitz bekam keine Chance, sich gegenüber denjenigen zu verantworten, die diese Absage zu verantworten hatten. Wer wirklich diese Absage zu verantworten hat, war bis vor kurzem unklar. Mitgeteilt wurde sie von der Direktorin des Saarlandmuseums, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Dr. Andrea Jahn. Näher begründet wurde die Absage Tage später in einem SR-Interview von Jahn damit, dass Breitz "politische Aktivistin" sei und sich gerade in den "Sozialen Medien" unakzeptabel, ja "schockierend" verhalte. Die Stiftung möchte sich nicht in den Breitz'schen Aktivismus verwickeln lassen. In dem Interview heißt es zwar, die Entscheidung sei "gemeinsam im Vorstand beschlossen" worden. Allerdings habe, so Jahn, der Vorstand dabei eine Empfehlung des Kuratoriums, dem die saarländische Ministerin Streichert-Clivot vorsteht, umgesetzt. Das SPD-Bildungsministerium war hierbei der Ansicht: "Man wolle niemandem ein Podium zur Verfügung stellen, der bewusst oder unbewusst in Hinblick auf den Nahostkonflikt eine Täter-Opfer-Umkehr unterstütze".
Eigentlich wäre Jahns Vertrag noch bis Juni 2025 gelaufen. In der offiziellen Begründung der Beendigung der Zusammenarbeit mit Jahn ist nicht von Jahns aufschlussreichen Interview mit dem SR die Rede, in der die politische Einflußnahme der SPD-Kulturministerin bestätigt wurde, sondern von „unterschiedlichen Auffassungen über die Zukunft der Stiftung“. Diese Formulierung wird in letzter Zeit immer dann gewählt, wenn die eigentlichen Gründe einer Kündigung nicht zur Sprache kommen sollen. Auch nicht die Rede in der Kündigungsbegründung ist, dass Jahn gar nicht persönlich für eine Absage der Ausstellung eingetreten ist, sondern eine Anordnung der Ministerin umgesetzt hat: dem SR bekannt wurde nämlich kürzlich der private SMS- und Mailwechsel zwischen Frau Dr. Jahn und Breitz aus dem vergangenen November, in dem sich die Museumsdirektorin deutlich von der Ausstellungsabsage distanziert ... Quelle: Berichterstattung des SR
UPDATE: Donnerstag, 7.3.2024: Raubkunst-Beginn erneut auf 1933 festgelegt: Für den Umgang mit NS-Raubkunst wird der Beginn des Holocaust nun entsprechend den üblichen US-amerikanischen Vorstellungen auf 1933 datiert. Das ist ein Ergebnis einer Konferenz zum 25jährigem Jubiläum der Washingtoner Erklärung, die die Empfehlungen zur Rückgabe von in der Nazizeit geraubten Kunstwerken nochmals verdeutlicht hat. Am 5. März wurden in den USA die „Best Practices for the Washington Conference Principles on Nazi-Confiscated Art“ vorgestellt: https://www.state.gov/best-practices-for-the-washington-conference-principles-on-nazi-confiscated-art/
Eine entsprechende Pressemeldung findet sich hier: https://www.state.gov/release-of-best-practices-for-restitution-of-nazi-confiscated-art/.
Bislang hieß es in Deutschland in der sog. Handreichung auf S. 38 von https://kulturgutverluste.de/sites/default/files/2023-04/Handreichung.pdf, dass erst Transaktionen ab September 1935 als problematisch zu gelten haben. In den vielen Weiterbildungsveranstaltungen wurde das den angehenden ProvenienzforscherInnen vermittelt: das ist der Stichtag, ab da müsst ihr aufpassen. Dies gilt offiziell bis heute, weil die deutsche Handreichung nicht aktualisiert wurde. Die jetzige Klassifizierung der World Jewish Restitution Organization (WJRO), mit " Januar 1933" nicht das NS-Regime, sondern die "Holocaust Era" 1933 beginnen zu lassen, eröffnet für Tausende von Nachfahren die Möglichkeit, erstmals einen Anspruch zu erheben.
Dank an Lena Grundhuber, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, und Prof. Dr. Christian Fuhrmeister, Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Freitag, 2.2.2024: Warnung vor dem Ankauf dieser Objekte: Im Oktober 2023 wurden diese drei Objekte, die in den Vitrinen des Museums beim Abbau einer Ausstellung verblieben waren, aus dem Hildesheimer Roemer- und Pelizäus-Museum gestohlen. Inzwischen wird bei der Polizei vermutet, daß der Diebstahl von hochprofessionellen Auftragstätern verübt wurde.
Alle drei Objekte sind ergänzt und mehrfach beschädigt. Es handelt sich um zwei blau-weiße Kerzenleuchter, um 1740, Qing-Dynastie, hergestellt wohl für den europäischen Markt, und um einen blauweißen Ming-Schultertopf aus der Jiajing-Periode (1522-1566), im Handel oft als Ingwer-Topf bezeichnet.
Das Roemer- und Pelizaeus-Museum beherbergt die zweitwichtigste ägyptische Sammlung Deutschlands und ostasiatische sowie ethnologische Objekte aus diversen anderen Regionen der Welt, eine große naturkundliche Sammlung (Paläontologie, Geologie/Mineralogie, Zoologie und Botanik), die Sammlungen der Hildesheimer Stadtgeschichte sowie eine Gemälde- und Grafiksammlung. Die neue Leitung unter Lara Weiss sieht deswegen die Kraft des Museums in der Verknüpfung dieser Sammlungsgebiete.
(C) Verlag Dr. Christian Müller-Straten Munich 2024
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