Sondermeldungen - Breaking news

Aktuelle Sondermeldungen - Breaking news

Dienstag, 23.4.2024: Vor Ankauf wird gewarnt: Die britische Polizei und EUROPOL bitten um Hinweise zu zwei Gemälden, die bei demselben Einbruch in die Christ Church Picture Gallery in Oxford am 14. März 2020 gestohlen wurden. Dabei handelt es sich um „Soldaten zu Pferd“ von Anthonius van Dyck (ca. 1617) und einen „Trinkenden Jungen“ von Annibale Carracci (ca. 1580). Ein weiteres Gemälde dieses Einbruchs wurde kürzlich in Rumänien entdeckt und an die Galerie zurückgegeben.

Thames Valley Police, attn. Detective Chief Inspector James Mather, Ph. +44 1865 841 148

Fotos: Christ Church/TVP


Dienstag, 23.4.2024: Zwei Heritage-Messe-Veranstalter - tg EXPO und Leipziger Messe - schließen sich zu Joint venture in Abu Dhabi zusammen: tg EXPO, unseren LeserInnen bekannt als Veranstalter der bereits 7. Heritage Istanbul (15.-17. Mai 2024), und die Leipziger Messe, Veranstalter u.a. von MUTEC und Denkmal im Herbst diesen Jahres, gehen für die Heritage Middle East in Abu Dhabi (10.-12. Dezember 2024) zusammen.

Anschrift von TG EXPO: TG Ekspo Uluslararası Fuarcılık A.Ş., Ertogay Is Merkezi No:3/27 Kadikoy, 34722 Istanbul Turkiye.

Quelle: tg EXPO, Leipziger Messe, (https://www.instagram.com/heritage.middleeast/ sowie https://www.lm-international.com/de/factsheets/2024/eigene-messen/hme-2024?_gl=1*1sgasls*_gcl_au*NTc5MDk5Mjg1LjE3MTM4NTg0Nzg


Dienstag, 23.4.2024: Das Institut für Museumsforschung hat die erste bevölkerungsrepräsentative Studie zu Vertrauen in Museen in Deutschland veröffentlicht. Die Studie „Das verborgene Kapital: Vertrauen in Museen in Deutschland“ liefert auch erstmals seit 2013 Daten zur Besuchshäufigkeit deutscher Museen. 5,3% der Befragten gehen gar nicht ins Museum. Der Anteil derjenigen, die 2023 mindestens einmal im Quartal ein Museum besucht haben, liegt mit 6% nur wenig darüber. Ein gutes Drittel (35,1%) hat in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal ein Museum betreten, bei knapp der Hälfte (47,7%) ist dies mehr als ein Jahr her.

Der Studie zufolge besitzen besonders Museen das Potenzial, das gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und Vertrauen in kulturelle Institutionen insgesamt zu befördern. Dieses verborgene Sozialkapital in die politische Diskussion zu rücken und die gesellschaftspolitische Dimension von Museumsarbeit endlich einmal empirisch zu unterfüttern, war Ziel der Studie, die das Institut im Dezember 2023 nach dem Vorbild einer US-amerikanischen Studie durchgeführt hat. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört, dass Museen im persönlichen und institutionellen Umfeld das höchste Vertrauen nach Familie und Freunden, aber noch vor Wissenschaft und Medien genießen. Sie erzielen die höchsten Vertrauenswerte unter allen öffentlichen Einrichtungen und heben sich damit deutlich ab von allen politischen Organisationen, zu denen ebenfalls Vertrauenswerte erhoben wurden. Das Vertrauen in Museen speist sich aus der Perzeption von Neutralität. Menschen, die Museen als neutral und unparteiisch wahrnehmen, vertrauen diesen wesentlich stärker als diejenigen, die diese Neutralität nicht anerkennen. In diesem Zusammenhang nicht uninteressant ist, dass DMB und ICOM Deutschland nicht der Auffassung sind, Museen sollten sich zu allem und jedem neutral verhalten, sondern sich durchaus für ethische Zielsetzungen engagieren.

Interessanterweise genießen Museen selbst bei Menschen, die nie oder nur selten Museen besuchen, abstraktes Vertrauen in Form eines Vertrauensvorschusses. Zugleich wächst das Vertrauen mit der Zahl der konkreten Besuchskontakte. Je höher die Besuchshäufigkeit, desto höher auch die angegebenen Vertrauenswerte. Diese Korrelation ist bei allen anderen Institutionen nicht feststellbar.

Quelle: Institut für Museumsforschung, Berlin


Dienstag, 23.4.2024: Die großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland lehnen den Vorschlag der Unionsfraktion im Bundestag, Schüler zu Besuchen der Einrichtungen zu verpflichten, deutlich ab. Das berichtet die WELT unter Berufung auf eine eigene Abfrage. Hinter dem Ruf nach Pflichtbesuchen stecke manchmal die naive Vorstellung, dass KZ-Gedenkstätten „demokratische Läuterungsanstalten“ seien, sagte Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Die Forderung nach Pflichtbesuchen werde häufig „reflexhaft nach antisemitischen Vorfällen für Gruppen erhoben, von denen man fälschlicherweise annimmt, sie heilen oder immunisieren zu können“. Ein ehemaliges Konzentrationslager könne für junge Menschen eine „emotionale Überforderung“ darstellen, die niemandem aufgezwungen werden sollte, sagte zudem der für Sachsenhausen und Ravensbrück zuständige Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. Auch Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, setzt auf Freiwilligkeit. Der Leiter der Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, nannte die Forderung eher schwierig - "weil sie die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sich auf allen Ebenen und in allen Altersgruppen mit der NS-Herrschaft und ihren Folgen auseinanderzusetzen auf eine spezifische Gruppe verschiebt". Die Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Elke Gryglewski, sagte, sie befürworte, dass möglichst viele Menschen eine Gedenkstätte besuchen könnten. "Dabei wünsche ich mir, dass die Besuche unter Bedingungen stattfinden, die Lernprozesse real ermöglichen." Zwangsbesuche seien dazu nicht geeignet. Lediglich Jörg Skriebeleit, Leiter der kleineren KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern begrüßte den Vorschlag. Im Freistaat gebe es bereits die Besuchspflicht für Gymnasiasten und Realschüler und man mache dort „sehr gute Erfahrungen mit einem in den Lehrplänen integrierten obligatorischen Besuch von Schülerinnen und Schülern“, sagte er.

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article251111848/Union-fuer-Pflichtbesuche-Naive-Vorstellung-dass-KZ-Gedenkstaetten-Laeuterungsanstalten-sind.html


UPDATE Montag 22.4.2024: Die Not der Berliner Museen: Die angespannte Haushaltslage zwingt Berlins Staatliche Museen dazu, daß Ausgaben drastisch reduziert werden müssen. Gleichzeitig will man künftig viel flexibler auf Besucherströme reagieren und bei erfolgreichen Ausstellungen die Öffnungszeiten auch erweitern.

Die Stiftung Preussischer Kulturbesitz hatte enorme Kostensteigerungen im Energie-Bereich und bei den Lohnkosten des Aufsichts- und Sicherheitspersonals, die durch Zuwächse im Haushalt nicht gedeckt waren: insgesamt rund 20 Mio. € jährlich. Durch die Erhöhung der Eintrittspreise und durch Umschichtung von Mitteln konnte man die Kostensteigerungen auf 4-5 Mio. € reduzieren. Der zusätzliche Schließtag bringt allein beim Alten Museum und beim Bode-Museum eine Ersparnis von etwa 1 Mio. €.

Angesichts knapper Mittel werden einige von ihnen ab Mitte April kürzere Öffnungszeiten haben. Davon betroffen sind auch Häuser auf der Museumsinsel. Vorgesehen sind dabei sowohl ein weiterer komplett geschlossener Tag pro Woche als auch die Reduzierung der Öffnungszeiten an manchen Tagen.

Ab dem 16. April sind folgende Museen montags und dienstags geschlossen: das Alte Museum, das Bode-Museum, die Friedrichswerdersche Kirche, das Kunstgewerbemuseum, das Museum Europäischer Kulturen MEK in Dahlem, die Sammlung Scharf-Gerstenberg in Charlottenburg und das Schloß Köpenick. Diese Häuser reduzieren zusätzlich teilweise auch ihre regulären Öffnungszeiten.

Gleichzeitig sollten bei bestimmten Ausstellungen die Öffnungszeiten erweitert werden, wenn viele Besucher erwartet werden. Das gelte zum Beispiel ab dem 5. Mai für die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Alten Nationalgalerie. Das Neue Museum und die James-Simon-Galerie sollen im Juli und August Dienstag bis Samstag bis 20 Uhr geöffnet sein.

Unverändert bleiben die regulären Öffnungszeiten für die Alte Nationalgalerie, die Gemäldegalerie, Hamburger Bahnhof, das Museum für Fotografie, Pergamonmuseum Das Panorama, sowie die Neue Nationalgalerie. Erhalten bleiben dabei auch die langen Donnerstagabende bis 20 Uhr in der Neuen Nationalgalerie, dem Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart und dem Museum für Fotografie.

Quelle: rbb24 und Berliner Printmedien


Sonntag, 21.4.2024: Konflikt zwischen Britischem Museum und britischer Regierung eskaliert um neuen Direktor: Ritchie Sunaks Regierung präsentierte unerwarteterweise in den letzten Tagen zwei Namen, aus denen sich George Osborne einen neuen Direktor aussuchen könne - der sich jedoch bereits Ende März für Nicholas Cullinan, Director der National Portrait Gallery, als neuen Direktor entschieden hatte.  Eine derartige versuchte Einflussnahme von Downing Street No 10 hatte es seit Theresa May nicht mehr gegeben (diese war damals damit gescheitert). Auch diesmal soll sich Osborne bereits einer solchen Einflussnahme widersetzt haben.  Sollte es dabei nur darum gegangen sein einen Direktor durchzuboxen, der die Restitution der Parthenon Marbles verhindert?

Quellen: artnet, The Guardian


Sonntag, 21.4.2024: Der Bundesgerichtshof hat die Revisionen von vier der fünf  Verurteilten des Diebstahls aus dem Grünen Gewölbe verworfen. Das Urteil des Landgerichts ist damit rechtskräftig; die Überprüfung habe keinen Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten ergeben.

Quelle: BGH v.  19.4.2024


Sonntag, 21.4.2024: Die sog. Münchner Hängung: Nach der Bundeskunsthalle nun auch in München: In einem Akt der Selbstmusealisierung hatte ein 51jährige Mitarbeiter des technischen Diensts der Pinakothek der Moderne in München ein eigenes Werk mit den Maßen 60 x 120 cm außerhalb der Öffnungszeiten an die Wand gehängt, weil er sich damit den künstlerischen Durchbruch erhoffte. In der Tat blieb das unbekannt gebliebene Werk etwa einen Tag lang dort hängen. Dann aber bekam er Ärger mit der Polizei wegen Sachbeschädigung - er hatte zwei Löcher in eine leere Wand in einem Durchgang gebohrt - und mit seinem Arbeitgeber: Er erhielt Hausverbot und wurde entlassen.

Quelle: SZ v. 8.4.2024


Donnerstag, 18.4.2024: Nicht die Verbraucher - Wer sind die Hauptsünder beim Co2?

Der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre trägt größtenteils zur Erderwärmung und zum Klimawandel bei. Die Carbon Majors Database (CMD) weist die historisch gewachsene Umweltverschmutzung im Lauf der letzten Jahrhunderte auf und benennt auch die Unternehmen, die dafür hauptverantwortlich sind. Laut CMD sind es nur 57 Unternehmen, die im letzten Untersuchungszeitraum (von 2016 bis 2022) für etwa 80% aller Kohlenstoffdioxidemissionen gesorgt haben. Die CMD unterteilt dabei von Privatinvestoren finanzierte und staatlich geförderte Unternehmen. 25% aller Emissionen entfallen "nur" auf private Unternehmen wie Chevron, ExxonMobil und BP, staatliche Unternehmen wie Saudi Aramco, Gazprom und die National Iranian Oil Company kommen auf 38% aller CO₂-Emissionen. Die restlichen 37% der Emissionen entfallen auf Länder wie Russland und China zu, die mit der Förderung von Kohle und Öl für Emissionen sorgen.

Nach der CMD-Datenbank ergibt sich folgende Liste der größten Umweltsünder seit 2016:

·       Saudi Aramco – 4,8 Prozent der globalen Emissionen

·       Gazprom – 3,3 Prozent der globalen Emissionen

·       Coal India – 3,0 Prozent der globalen Emissionen

·       National Iranian Oil – 2,8 Prozent der globalen Emissionen

·       Rosneft – 2,1 Prozent der globalen Emissionen

·       China National Petroleum Corporation – 1,7 Prozent der globalen Emissionen

·       Abu Dhabi National Oil – 1,7 Prozent der globalen Emissionen

·       ExxonMobil – 1,4 Prozent der globalen Emissionen

·       Iraq National Oil – 1,4 Prozent der globalen Emissionen

·       Shell – 1,2 Prozent der globalen Emissionen

Zusammen haben 57 Unternehmen von 2016 bis 2022 für etwa 251 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid gesorgt. Zum Vergleich: Seit Beginn der Aufzeichnungen 1854 wurden insgesamt 1.421 Gigatonnen freigesetzt. Quelle: t3n


Mittwoch, 17.4.2024: Vieles konnte gerettet werden, aber nicht alles: Die für eine Restaurierung der Fassade eingerüstete historische Börse von Kopenhagen, gebaut 1619-1640), ist zu großen Teilen abgebrannt. Durch das mutige Eingreifen von Passanten, Feuerwehr, Mitarbeitern des Nationalmuseums und der Handelskammer, darunter der Direktor der Handelskammer selbst, konnten wenigstens einige historische Zeugnisse gerettet werden.

Die "Børsen" wurde auf Veranlassung des damaligen Königs Christian IV. erbaut. Er wollte Kopenhagen mit der Warenbörse zu einem internationalen Handelszentrum machen. Um 1800 endete die Blütezeit der Warenbörse, in den 1970er Jahren zog auch die Kopenhagener Fondsbörse aus. Heute beherbergt das fast 400 Jahre alte Gebäude die dänische Handelskammer – mit einer Fülle an Kunstwerken.

Bilder des dänischen Rundfunks DR zeigten, wie Männer und Frauen mit Rucksäcken und Handtaschen unter dem Arm in das Gebäude liefen, als die Polizei den Brandort bereits abgesperrt hatte. Zu den geretteten Kunstschätzen gehört u.a.  das Gemälde "Von der Kopenhagener Börse" von P. S. Krøyer von 1895. Es zeigt eine Vielzahl der damals wichtigsten Börsenleute. Die Passanten und Einsatzkräfte retteten zunächst, was sie leicht wegtragen konnten – darunter Spiegel, Leuchter, Skulpturen und Uhren –, anschließend jedoch nach dem vorhandenen Wertrettungsplan. Insgesamt wurden mehrere Hundert Objekte in Sicherheit gebracht.  Vermutlich verloren ist z.B. eine große Statue von Christian IV. Unbeschädigt blieb die Spitze des Drachenturms. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Seit Dienstagnachmittag ist der Brand unter Kontrolle. Gelöscht wurde jedoch auch noch am Mittwoch. Auch die Brandursache muss noch ermittelt werden, möglichweise ebenso wie in Paris ein Versehen bei den Restaurierungsarbeiten.

Quelle: Danmarks Radio, "Berlingske", "Politiken", "B.T.", TV2, DPA und mehrere deutsche Medien


Mittwoch, 10.4.2024: Australisches Gericht beendet eine seit 2020 feministisch geprägte Besucherselektion: Kirsha Kaecheles "Ladies Lounge" im Museum of Old and New Art in Hobart muß nach dem Urteil des Tasmania’s Civil and Administrative Tribunal jetzt binnen 28 Tagen auch männliche Besucher hereinlassen oder die Lounge komplett schließen. Kaechele ist mit dem Eigentümer des Privatmuseums, David Walsh, verheiratet und versteht die "Ladies Lounge" als Protest gegen Clubs und Gaststätten, bei denen Frauen keinen Zutritt haben; die mit einem männlichen Butler ausgestattete clubähnliche Installation sei zudem auch eine Reaktion auf separate „Damenlounges“ in australischen Pubs vor der Gesetzesänderung von 1965. Das Gericht befand, die Lounge diskriminiere mit künstlerischen Mitteln de facto genauso wie die kritisierte diskriminierende Praxis in australischen Freizeiteinrichtungen. Quelle: ARTNewspaper v. 10.4.24


Sonntag, 7.4.2024: UPDATE: Das British Museum verklagt Kurator Higgs: Einem Bericht von ARTnews zufolge hat das British Museum nunmehr seinen ehemaligen Kurator Peter Higgs* zivilrechtlich verklagt und ihm dabei vorgeworfen, mehr als 1800 Objekte aus seiner Sammlung gestohlen zu haben. Zusätzlichen laufen polizeiliche Ermittlungen noch weiter, der in einen Strafprozeß münden könnte.

Higgs war schon im Juli 2023 entlassen worden. Bei den fehlenden, beschädigten und gestohlenen Gegenständen handelte es sich um antike Gemmen und Goldschmuck sowie andere kleine Stücke, die nicht öffentlich ausgestellt waren. Laut AP erklärten die Anwälte des Museums, Higgs habe seine Vertrauensstellung missbraucht und die Objekte über einen Zeitraum von zehn Jahren an sich gebracht, um sie vor allem über eBay zu verkaufen. Higgs ist durch das Gericht bereits angehalten worden, alle noch in seinem Besitz befindlichen Museumsgegenstände innerhalb von vier Wochen aufzulisten oder zurückzugeben. Das kann nur bedeuten, dass sich noch sehr viele Objekte in der Grauzone befinden.

Laut anwaltlicher Vertretung habe Higgs versucht, seine Aktivitäten durch die Verwendung falscher Namen, falscher Dokumente, die Manipulation von Museumsunterlagen sowie das Auflisten und Verkaufen von Gegenständen unter ihrem Wert zu verbergen. Diese Behauptung steht im Einklang mit früheren Berichten, wonach Higgs einige der fehlenden Artikel bei eBay für nur 51 US-$ angeboten hatte. Higgs hat diese Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen, aus gesundheitlichen Gründen hatte er nicht an der richterlichen Anhörung am 26. März teilgenommen.

Im Rahmen seiner Bemühungen um mehr Transparenz eröffnete das British Museum am 15. Februar eine Ausstellung mit zehn der 351 bislang sichergestellten Gemmen (siehe EXPOTIME!-Februar-Ausgabe, S. 67-69, https://www.museumaktuell.de/home/eTime/ExpoTime!-2024-02/index.html)

Quelle: Karen K. Ho: British Museum Sues Former Curator over Alleged Theft of More Than 1,800 Items. ARTnews v. 26. 3.2024                                         

* nicht zu verwechseln mit Prof. Peter Higgs, dem kürzlich verstorbenen Nobelpreisträger.


Mittwoch, 2.4.2024: Untersuchungen an der V2 des Deutschen Museums: Musealisierte V2 oder deren Teile finden sich heute u.a. in den USA, Großbritannien und Russland. Das Deutsche Museum in München zeigt die einzige in Deutschland ausgestellte, vollständige Originalrakete dieses Typs. Tausende dieser Raketen gingen im Zweiten Weltkrieg auf London und Antwerpen nieder, rund 20.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter starben allein im KZ-Komplex Mittelbau-Dora, wo die Rakete unter unmenschlichen Bedingungen produziert wurde, weitere rund 8000 Menschen verloren ihr Leben durch Einschläge der Rakete.

Das Münchner Exemplar war allerdings schon in schlechtem Zustand, als es 1962 ins Museum kam. Die Rakete hatte, bevor sie ins Museum kam, schon eine weite Reise hinter sich: Die USA hatten bei Kriegsende aus den verbliebenen V2-Raketen Teile für etwa 100 Stück über den Atlantik nach Amerika bringen lassen. Später sorgte Wernher von Braun selbst dafür, dass die V2 1955 zurück nach Deutschland kam, um sie in einem in Stuttgart geplanten Raumfahrtmuseum auszustellen. Diese Pläne scheiterten. Die Rakete wurde im Deutschen Museum 1963 zum ersten Mal gezeigt.

Die Terror-Waffe der Nazis ist im Deutschen Museum von einer Wendeltreppe umgeben und dominiert eben nicht die ganze Luft- und Raumfahrthalle des Museums: Die Ausstellungsmacher wollten der schrecklichen Waffe keinen allzu großen Auftritt geben. Was innen in der alkoholgetriebenen Rakete alles an Technik verbaut ist, können BesucherInnen durch Aufschnitte der Außenhaut entdecken. Aufklärung und Kontext stehen somit im Mittelpunkt.

Zur Eröffnung der Luftfahrthalle des Museums 1984 kam die Waffe an ihren jetzigen Platz. Bei der Sanierung des Deutschen Museums stand die Rakete 2015- 2022 fast sieben Jahre lang ummantelt auf einer Baustelle, denn sie war zu groß, um sie für die Zeit der Bauarbeiten aus dem Gebäude zu holen. In dieser Zeit kam es zu einem kleineren, anfangs nicht entdeckten Wassereinbruch; an der Rakete gibt es seitdem Korrosionsspuren. Ein Ziel der derzeitigen Restaurierungsmaßnahmen ist, diese Korrosion zu stoppen. Die Restauratorin Anna Dohnal, die in ihrem Masterprojekt den Zustand der V2 als Voraussetzung für ein Restaurierungskonzept klären soll, verwies darauf, dass die Konstruktion der V2 natürlich nicht auf Dauerhaftigkeit in einem Museum ausgelegt war. Sie führt derzeit eine Schadenskartierung durch, was sich als schwierig erweist, denn ursprünglich hatten die Verantwortlichen gedacht, die Rakete ließe sich auf ihrem Original-Starttisch drehen – dafür ist das Treppenhaus aber zu eng.

Andreas Hempfer, Kurator für Historische Luftfahrt und Raumfahrt im Deutschen Museum, hat jedoch noch Zusatzfragen: „Ist das Grün, das man unter der jetzigen weißen Lackierung sehen kann, die ursprüngliche Lackierung – oder hatte sie ursprünglich für den langen Transport und die Startrampen einen Tarnanstrich, der dann in den USA übermalt wurde? Oder ist sie später im Museum umlackiert worden?“ Deshalb wird die Rakete jetzt von drei Forscherinnen vom TU-Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung mit zwei Methoden der Thermographie untersucht. Es werden dabei Bilder am Computer generiert, mit denen man unter die Oberfläche der jetzigen Lackierung schauen kann. Erste Untersuchungen haben allerdings keinen Beleg für einen Tarnanstrich und aufgemalte Seriennummern erbracht, aber man wird auch noch andere Stellen daraufhin untersuchen. Will man mit diesen Verfahren denn zudem herausfinden, ob alle Bestandteile der Rakete eine einheitliche „Seriennummer“ tragen oder die Rakete aus den USA später aus verschienen Originalteilen zusammengesetzt wurde. Im Anschluss beginnt dann die Restaurierung, damit diese Waffe und mit ihr die Erinnerung an den Terror des Zweiten Weltkriegs mahnend erhalten bleibt.
Quelle: PM des Dt. Museums; Telefonat mit Andreas Hempfer


Freitag, 29.3.2024: Zur Schließung des Berliner Zeughauses: Wie seit längerem gemeldet (*), ist die Dauerausstellung zur deutschen Geschichte im Berliner Zeughaus auf unbestimmte Zeit geschlossen. Bei den Sanierungsarbeiten wurde entdeckt, dass nicht nur die Fassade restauriert und die Klimatechnik (Erneuerung der Klimageräte) und die Sicherheit, sondern auch die gesamte IT-Verkabelung und das Wassserrohrsystem in Böden und Wänden erneuert werden muss. Aufgrund der langjährig ausgebliebenen Investitionen für den Funktionserhalt in den Gebäudeteilen des DHM war ein Sanierungsstau entstanden. Zum Austausch der Rohre und IT-Verkabelung müssen die Böden und Wände im Zeughaus flächendeckend geöffnet werden. Da die ausgeräumten Objekte in angemieteten Depotflächen untergebracht werden mussten, wird sich durch die Zusatzbauaufgaben und höheren Mietkosten die Gesamtsanierung erheblich verteuern. Aus diesem Grunde werden andere DHM-Baumaßnahmen in Depots und Archiven verschoben. Ein neuer Eröffnungstermin für das Zeughaus steht noch nicht fest.

Erst im Februar 2024 hatte das DHM mitgeteilt, dass es nach einer europaweiten Ausschreibung das Stuttgarter Büro ATELIER BRÜCKNER mit der Gestaltung beauftragt habe. In den vorangegangen Jahren hatte das DHM selbst ein Konzept für die inklusiv und barrierefrei angelegte Ausstellung erarbeitet und in zahlreichen Workshops mit in- und ausländischen ExpertiInnen sowie einem eigens eingesetzten Fachbeirat diskutiert und weiterentwickelt. Die alte Dauerausstellung von 2006 war bereits nach 15 Jahren wieder abgebaut worden. Eigentlich hätte die neue Dauerausstellung in nur 20 Monaten Ende 2025 eröffnet werden sollen; durch die Eröffnungsverschiebung haben die Szenographen von Frau Shirin Frangoul-Brückner viel mehr Zeit bekommen, etwa um zu entscheiden, welche bisher gezeigten und neu erworbenen Objekte eines Tages zu sehen sein werden.

In der neuen Dauerausstellung soll die chronologische Darstellung komprimiert werden, um in Themenräumen Grundfragen der deutschen Geschichte diachron und vergleichend behandeln zu können. Ein eigener Bereich soll Fragen von Kindern an die Vergangenheit aufgreifen und zu einem Familienbesuch einladen. Der wechselvollen Geschichte des ältesten Gebäudes Unter den Linden soll ebenfalls ein Ausstellungsbereich gewidmet werden. Außerdem soll der europäische Kontext berücksichtigt werden. Ziel der Dauerausstellung soll es sein, den künftigen Besuchern den Gang der Dinge nicht als schicksalhaft vorgezeichnet, sondern als "offen" nahezubringen. Besuchende sollen auf der Basis eines eigenen Urteils anschließend den Geschichtsverlauf mitbestimmen können.

Ein neuer "Arsenal" genannter Bereich wird sich mit den unterschiedlichen Bedeutungsebenen von Objekten beschäftigen und sich dabei auch mit Fragen der Provenienz der Sammlungen des DHM befassen. Inklusive sowie mehrsprachige und digitale Angebote werden künftig die Besucherfreundlichkeit der Ausstellung stärken. Das Zeughaus wird zudem einen zweiten Besuchereingang erhalten, nur wenige Schritte entfernt von einem der vier U-Bahnhofausgänge „Museumsinsel“. Die aktuellen Ausstellungen des Museums sind weiterhin im Pei-Bau zu sehen.

Quellen: div. Mitteilungen des Bundes und des DHM 

* MUSEUM AKTUELL 293, Dez. 2023, S. 7; vgl. auch Michael Stanic: Teure Retromode: Berlins Millionengräber, ebenda, S. 23-29


Donnerstag, 28.3.2024: Neuer Direktor des British Museum bekanntgegeben: Nicholas Cullinan (46), Director der National Portrait Gallery, übernimmt vom Interimsdirektor Mark Jones nach Hartwig Fischers Rücktritt im vergangenen August.


Donnerstag, 21.3.2024: Auslegungssache: Nur Österreich feiert den Internationalen Museumstag mit eigenem zeitgemäßen Schwerpunkt: Während weltweit der Internationale Museumstag von ICOM mit dem höchst allgemeinen - und damit nichtssagenden und austauschbaren Thema - "Museums, Education and Research" gefeiert wird wird, hat sich Österreich entschlossen, das Thema wirklich brisant umzuformulieren. Hier heißt es "Fakt nicht Fake - Wissenstransfer und Forschung in Museen" (http://icom-oesterreich.at/kalender/icom-internationaler-museumstag-2024). Herzlichen Glückwunsch - Österreich hat verstanden.


Donnerstag, 21.3.2024: Das Thema der kommenden Österreichausgabe von MUSEUM AKTUELL (298, ET: Anfang August) steht jetzt fest. Statt des ursprünglich geplanten Themas "Österreich restituiert!" wird es wieder eine objektspezifische Thematik, nämlich "Renaissance in Österreich" sein. Aus dienstrechtlichen Gründen war das ursprüngliche  Thema leider nicht machbar. Museen, Schlösser und Burgen, die einen Beitrag zur ihren Renaissanceobjekten einreichen wollen, mögen uns dies per eMail (verlagcms@t-online.de) bis 22. April mitteilen. Eine Einladung an 43 Institutionen mit Renaissanceobjekten im Bestand ergeht heute separat.


Mittwoch 20.3.2024: Bayern verbietet bayerischen Behörden das Gendern

In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden ist es künftig verboten zu gendern. Das Kabinett beschloss, die dafür notwendige Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern. Sie verpflichtete die staatlichen Behörden und damit auch die Schulen zwar bereits jetzt, die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung im dienstlichen Schriftverkehr anzuwenden, diese Regelung sei nun aber nochmals "klarstellend ergänzt" worden. De facto hat damit Bayerns Landeschef Landesmuseen, Schulen und Hochschulen verboten, in irgendeiner Weise zu gendern.


Kommentar:

Was nach einem gewaltigen Paukenschlag aussieht, könnte sich bald als Luftnummer im Wahlkampf erweisen. Natürlich wird sich Söder damit dem Populismusvorwurf aussetzen,  zumal sein Genderverbot nur den Behördensektor betrifft. Die Stoßrichtung geht aber nicht gegen bayerisches Gendern, sondern Gendern im Rest der Republik. Denn der Mehrzahl der Deutschen ist aus vielerlei Gründen das Gendern zuwider, sogar vielen Fortschrittlichen, die für die Rechte von Benachteiligten aller Geschlechter eintreten. Das wissen wir durch viele Umfragen. Und zwar das Gendern in all seinen Formen, egal, ob durch Schrägstrich, Sternchen, künstliches Aussetzen des Redeflusses, durch Texterweiterung (bei längeren Texten um 1/3 des Umfangs), groß geschriebenes Binnen-I oder "diverse" Stellenausschreibungen (wie heute bei der Bayerischen Staatsbibliothek: "Mitarbeiter/innen (m/w/d) für das Literaturportal Bayern". Außerdem kann man versuchen, Rechtsextremen dadurch Stimmen wegzunehmen.

Söder übersieht jedoch, wie stumpf sein Schwert ist. Bayern besteht nicht nur aus Behörden. Der Rest der bayerischen Menschen kann weiterhin so sprechen und schreiben, wie sie wollen. Schlimmer noch: Schulen wie Hochschulen in Bayern behaupten umgehend, fehlenden oder "falsches" Gendern sei hier nie negativ benotet und restriktiv behandelt worden. Wer hier gendert, tue dies stets freiwillig. Einen Zwang gäbe es nicht. Söders Anweisung laufe also ins Leere. (Eine erste Reaktion auf das "Genderverbot" findet sich hier: https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-genderverbot-reaktionen-1.6471197).

Zumindest kann nun niemand mehr in Bayern benachteiligt werden, wenn er nicht oder "falsch" gendert. Ob das ein Fakt ist, oder nur Wahlkampfrhetorik, wird sich zeigen. Denn mit dem Verbot löst Söder nämlich auch etwas aus: In den nächsten Wochen und Monaten werden sich zum Bestätigung zur Söders Einschätzung der Lage all diejenigen aus dem konservativen Lagern melden, die sich als Betroffene fühlen. Me two auf bayrisch also. Dann wird man ja sehen, ob bayerische Liberalitas tatsächlich in Gefahr war. (C. Müller-Straten)


Saturday, March 16, 2024: The V&A is acquiring the David Bowie Archive. Comprising c. 80,000 items spanning the entirety of Bowie's career, the archive is an important portrait of one of the most innovative and influential artists of our time. It includes costume, staging models and other performance artefacts, photography, fan art, musical instruments, personal notes, sketches and designs, make-up charts, song lyrics and sheet music, unrealised project documentation, writings and press coverage. Rich and varied, it demonstrates Bowie's thought processes, the genesis and development of individual albums, the evolution of his own image, his collaborations with musicians, photographers, fashion designers and other practitioners, and much more.


We are recruiting a multi-disciplinary team to deliver this unique project in time for the opening of the V&A's new David Bowie Centre for the Study of Performing Arts in 2025. We have available fixed term contracts for:

   3x Project Conservator (Paper and Photography)

   3x Project Conservator (Textiles)

   1x Project Conservator (Objects)

   1x Project Conservator (Costume Mounting)

Source: https://www.vam.ac.uk/vacancies

Pedro Gaspar

Head of Conservation, Victoria and Albert Museum (V&A), via AIC

See also https://museumaktuell.de/home/eTime/ExpoTime!-2023-02/index.html#p=26, p. 19


Donnerstag, 14. 3. 2024: Deutschland bekommt ein verbindliches Schlichtungsverfahren für Raubkunst-Restitutionsansprüche

Artnewspaper berichtet, dass die Bundesregierung zusammen mit den Bundesländern beschlossen hat, den Erben jüdischer Sammler bei der Wiedererlangung von NS-Raubkunst dadurch zu helfen, dass ein verbindliches Schiedsverfahren für Ansprüche eingeführt wird. Die Reform, die keiner parlamentarischen Zustimmung bedürfen, gewährt dann Anspruchstellern Zugang zu einem Schiedsverfahren - im Gegensatz zum aktuellen Modell, bei dem beide Parteien zustimmen müssen, bevor ein Anspruch zur Beurteilung vorgelegt werden kann. Dieser Änderungsvorschlag der Regierung stieß zuvor auf Widerstand bei den Bundesländern. Die Änderungen werden es Deutschland ermöglichen, seinen Verpflichtungen im Rahmen der Washingtoner Prinzipien besser und schneller nachzukommen, sagte Claudia Roth. Sie sagte nach einem Treffen von Regierungs- und Landeskulturbeamten, dass sie die Reform noch in diesem Jahr umsetzen will.


Die 25 Jahre alten Washingtoner Prinzipien wurden Anfang dieses Monats durch eine neue „Best Practices“-Vereinbarung gestärkt (vgl. Sondermeldung v. 7.3.24), die von 22 Ländern unterzeichnet und in Washington von US-Außenminister Antony Blinken vorgestellt wurde. Die „Best Practices“ legen zusätzlich zur Neuterminierung von Ansprüchen auf 1933 fest, dass Antragsteller grundsätzlich Zugang zu nationalen Schlichtungsgremien haben sollten. Derzeit sind Verfahren vor der "Ständigen Kommission" nur im Konsens möglich: die Nachfahren der Verfolgten und die Museen müssen einer Anrufung der Kommission zustimmen, bevor diese tätig werden kann.

Quelle: Artnewspaper v. 14.3.24



Montag, 11.3.2024:  Sensible Daten von mehr als 37.000 Besuchenden des Berliner Naturkundemuseums gehackt:    Das Museum für Naturkunde Berlin bedauert mitteilen zu müssen, dass 37.243 Kunden des Museums von dem Hackerangriff betroffen sind. Von ihnen stahlen die Hacker sensible Daten. Das Museum bittet die Betroffenen um Entschuldigung. Betroffen vom Hackerangriff sind ein Teil der Kunden, die seit 2021 Tickets im Onlineshop des Museums erworben und mit Paypal gezahlt haben. Insgesamt besuchten in dem Zeitraum mehr als 1,86 Millionen Menschen das Museum.
Das Museum für Naturkunde Berlin wurde Mitte Oktober Opfer eines gezielten Hackerangriffs. Es erstattete umgehend Anzeige und informierte die Öffentlichkeit unverzüglich über den Vorfall. Unmittelbar nach dem Cyberangriff wurde ein spezialisierter und renommierter First Response Cybersecurity Dienstleister mit der Analyse des Angriffs beauftragt. Diese Analyse ergab, dass die Hacker bei 2 Prozent der Kunden des Museums sensible Daten gestohlen haben. Diese Kunden wurden alle gezielt informiert und ihnen umfangreiche Hilfen angeboten. Betroffen sind 37.243 Kunden, die seit 2021 Tickets im Onlineshop des Museums erworben und mit Paypal gezahlt haben.
Der interne Krisenstab arbeitet derzeit gemeinsam mit renommierten Forensik-Dienstleistern an der Bereinigung und dem sicheren Wiederaufbau der Systeme. Ein Notbetrieb gewährleistet, dass zentrale Dienste des Museums laufen und weitere Dienste sukzessive in Betrieb genommen werden können.
Das Museum für Naturkunde Berlin kann weiterhin uneingeschränkt besucht, Tickets sicher gekauft werden. Weitere Informationen zum Ticketerwerb, zur Buchung von Bildungsprogrammen und Erreichbarkeit des Museums befinden sich auf Homepage
www.museumfuernaturkunde.berlin Quelle: Museum



Sonntag 10.3.2024: Strafaktion im Saarland Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz trennt sich von ihrer Kunstvorständin und Direktorin des Saarlandmuseums Dr. Andrea Jahn. Wie Kulturministerin Streichert-Clivot mitteilte, strebe man eine einvernehmliche Vertragsauflösung bereits zum 1. Mai an.

Der Hintergrund: Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hatte geplant, im kommenden Frühjahr die Ausstellung "TLDR" der in Berlin lebenden Video-Künstlerin Candice Breitz im Saarlandmuseum zu zeigen. Hierbei geht es um Prostitution in Südafrika. Breitz selbst stammt aus Südafrika, ist Jüdin und für ihre kritische Position sowohl gegenüber die Hamas als auch gegen die israelische Regierung bekannt. Sie nimmt damit in etwa die Position des US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden ein, bezeichnet allerdings noch deutlicher als Biden die rechtsextreme israelische Regierung als faschistisch. Diese doppeltkritische Meinung der Künstlerin, die sich u.a. in den sog. Sozialen Netzwerken und in einem taz-Interview zeigte, passte nicht in den politischen Mainstream; der Vorstand der  Stiftung Saarländischer Kulturbesitz teilte Ende November 2023 der Öffentlichkeit mit: "Der Vorstand trifft diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung in Anbetracht der medialen Berichterstattung über die Künstlerin im Zusammenhang mit ihren kontroversen Äußerungen im Kontext des Angriffskrieges der Hamas auf den Staat Israel." Man warf der Künstlerin vor, sich nicht klar genug gegenüber der Hamas zu positionieren. Zusammen mit knapp 1000 anderen Künstlern hatte auch sie einen offenen Brief unterschrieben, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, die israelkritische Bewegung nicht pauschal als antisemitisch einzustufen.

Die Entscheidung kam also nicht durch ein Gespräch der Verantwortlichen mit der Künstlerin, nicht durch eine Werkanalyse zustande. Breitz bekam keine Chance, sich gegenüber denjenigen zu verantworten, die diese Absage zu verantworten hatten. Wer wirklich diese Absage zu verantworten hat, war bis vor kurzem unklar. Mitgeteilt wurde sie von der Direktorin des Saarlandmuseums, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Dr. Andrea Jahn. Näher begründet wurde die Absage Tage später in einem SR-Interview von Jahn damit, dass Breitz "politische Aktivistin" sei und sich gerade in den "Sozialen Medien" unakzeptabel, ja "schockierend" verhalte. Die Stiftung möchte sich nicht in den Breitz'schen Aktivismus verwickeln lassen. In dem Interview heißt es zwar, die Entscheidung sei "gemeinsam im Vorstand beschlossen" worden. Allerdings habe, so Jahn, der Vorstand dabei eine Empfehlung des Kuratoriums, dem die saarländische Ministerin  Streichert-Clivot vorsteht, umgesetzt. Das SPD-Bildungsministerium war hierbei der Ansicht: "Man wolle niemandem ein Podium zur Verfügung stellen, der bewusst oder unbewusst in Hinblick auf den Nahostkonflikt eine Täter-Opfer-Umkehr unterstütze".

Eigentlich wäre Jahns Vertrag noch bis Juni 2025 gelaufen. In der offiziellen Begründung der Beendigung der Zusammenarbeit mit Jahn ist nicht von Jahns aufschlussreichen Interview mit dem SR die Rede, in der die politische Einflußnahme der SPD-Kulturministerin bestätigt wurde, sondern von „unterschiedlichen Auffassungen über die Zukunft der Stiftung“. Diese Formulierung wird in letzter Zeit immer dann gewählt, wenn die eigentlichen Gründe einer Kündigung nicht zur Sprache kommen sollen. Auch nicht die Rede in der Kündigungsbegründung ist, dass Jahn gar nicht persönlich für eine Absage der Ausstellung eingetreten ist, sondern eine Anordnung der Ministerin umgesetzt hat: dem SR bekannt wurde nämlich kürzlich der private SMS- und Mailwechsel zwischen Frau Dr. Jahn und Breitz aus dem vergangenen November, in dem sich die Museumsdirektorin deutlich von der Ausstellungsabsage distanziert ... Quelle: Berichterstattung des SR



Freitag, 8.3.2024: 51. Sitzung – Öffentliche Anhörung zum Thema „Restitution von NS-Raubkunst“

Zeit: Montag, 11. März 2024, 11 Uhr, Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus

Die 51. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien am Montag, 11. März 2024 wird live im Parlamentsfernsehen übertragen und ist später in der Mediathek des Deutschen Bundestages abrufbar. 

Quelle:  https://www.bundestag.de/ausschuesse/a22_kultur/oeffentliche_sitzungen/992278-992278

Dank an Johanna Poltermann M.A., Provenienzforschung,  Staatsgalerie Stuttgart



UPDATE: Donnerstag, 7.3.2024: Raubkunst-Beginn erneut auf 1933 festgelegt: Für den Umgang mit NS-Raubkunst wird der Beginn des Holocaust nun entsprechend den üblichen US-amerikanischen Vorstellungen auf 1933 datiert. Das ist ein Ergebnis einer Konferenz zum 25jährigem Jubiläum der Washingtoner Erklärung, die die Empfehlungen zur Rückgabe von in der Nazizeit geraubten Kunstwerken nochmals verdeutlicht hat. Am 5. März wurden in den USA die „Best Practices for the Washington Conference Principles on Nazi-Confiscated Art“ vorgestellt: https://www.state.gov/best-practices-for-the-washington-conference-principles-on-nazi-confiscated-art/

Eine entsprechende Pressemeldung findet sich hier: https://www.state.gov/release-of-best-practices-for-restitution-of-nazi-confiscated-art/.

Bislang hieß es in Deutschland in  der sog. Handreichung auf S. 38 von https://kulturgutverluste.de/sites/default/files/2023-04/Handreichung.pdf, dass erst Transaktionen ab September 1935 als problematisch zu gelten haben. In den vielen Weiterbildungsveranstaltungen wurde das den angehenden ProvenienzforscherInnen vermittelt: das ist der Stichtag, ab da müsst ihr aufpassen. Dies gilt offiziell bis heute, weil die deutsche Handreichung nicht aktualisiert wurde. Die jetzige Klassifizierung der World Jewish Restitution Organization (WJRO), mit " Januar 1933" nicht das NS-Regime, sondern die "Holocaust Era" 1933 beginnen zu lassen, eröffnet für Tausende von Nachfahren die Möglichkeit, erstmals einen Anspruch zu erheben.

Dank an Lena Grundhuber, Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, und Prof. Dr. Christian Fuhrmeister, Zentralinstitut für Kunstgeschichte


Donnerstag, 7.3.2024: 400 alte Schachteln: Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte hat in der Pandemie das Archiv des Bruckmann Verlags (150.000 Fotos und fotomechanische Drucke) geschenkt bekommen. 400 alte verstaubte und verblasste Schachteln lagern jetzt in Stahlregalen des Untergeschosses.

Der Münchner Bruckmann Verlag hatte seit 1863 seinen Sitz an der Nymphenburger Straße und gehörte zu den bedeutendsten Kunstverlagen im deutschsprachigen Raum. Bruckmann gehörte zu den ersten, die Museumsausstellungen in die Wohnzimmer brachten. Der Verlag gab die populäre Zeitschrift "Die Kunst für Alle", aus, er produzierte günstige Lose-Blatt-Sammlungen und Ausstellungskataloge, aber auch aufwendige Reproduktionen im Kupfertiefdruck und Fotogravur-Verfahren.

Als das Firmenareal 2016 verkauft wurde und der letzte Eigentümer die Gebäude räumen ließ, wurde es gefunden und dem ZI geschenkt. Dort wird es konserviert, erforscht und erstmals für Wissenschaftler aus aller Welt zugänglich gemacht. Das lange Zeit verschollen geglaubte Foto-Archiv besteht aus Abbildungen von rund 7000 Gemälden sowie Skulpturen und Architektur.

Hugo Bruckmann, ein Sohn und Nachfolger des Firmengründers Friedrich Bruckmann (1814-1898), gab mit seiner Frau Elsa regelmäßig einen Salon, bei der sich die Münchner Gesellschaft traf. Nachdem sie schon im Ersten Weltkrieg einen kriegsverherrlichenden dreiteiligen Bilderatlas und völkisch-nationalistische Werke publiziert hatten, luden sie bereits ab 1924 in diese Salons auch Adolf Hitler ein, später stiegen die Bruckmanns mit dem Verlag offenbar begeistert in die Propagandamaschinerie der Nazis ein und waren wichtige Verbreiter von Nazi-Pamphleten und Propaganda. Auffällig ist, dass dieses anderweitig feststellbare Bild-Propagandamaterial in diesem Archiv fehlt - es wurde wohl gezielt nach dem Zweiten Weltkrieg vernichtet.

Ansprechpartnerin für das Archiv ist Dr. Franziska Lampe. Sie würde gern noch viel mehr erfahren über die Fotografen, Drucker, Retuscheure, Kunsthistoriker und überhaupt alle, die im Verlag arbeiteten. Sie sucht alte Arbeitsverträge, Dokumente und Fotos aus den Werkstätten? Haben Verwandte von ihrem Alltag oder technischen Verfahren erzählt? Wer hat noch Sammlungen von bedeutenden Katalogen daheim wie den über die Alte Pinakothek oder Monografien wie Heinrich Wölfflins "Kunstgeschichtliche Grundbegriffe"? Wer vertrieb Kunstdrucke? Wo liegen noch hochwertige Reproduktionen auf Dachböden? Kontakt: bruckmann@zikg.eu

Quelle AZ v. 5.3.2024




Das Zeughaus des Deutschen Historischen Museums und das Pergamonmuseum bleiben bis auf weiteres total geschlossen. Letzteres soll erst wieder in 14 Jahren komplett geöffnet werden, ersteres bleibt auf absehbare Zeit komplett geschlossen. Und die "Scheune/ALDI-Nord" - das sog. Museum der Moderne - verschlingt immer mehr Millionen.

MEHR dazu in den letzten Ausgaben von MUSEUM AKTUELL und EXPOTIME! ...


Samstag, 10.2.2024: 10 Superstellen für ICOM-Mitglieder: "In a groundbreaking initiative, The #ICOM International Museum Research and Exchange Centre (ICOM-IMREC) will offer 10 fully funded scholarships exclusively for #ICOMmembers.  These scholarships are designed to support passionate individuals in pursuing their Master’s Degree within the esteemed School of Cultural #Heritage and Information #Management at Shanghai University." More here: https://ecs.page.link/fz4Nd.
Quelle: Facebook


Samstag, 10.2.2024: Abzugeben: "Due to the completion of a recant and unboxing project, Birmingham Museums Trust (Birmingham UK) has transit packaging and boxing-in timber which we would be pleased to pass on to a good home. 

There are 64 travel frames, mostly approximately 2100mm x 3000mm and upwards, with a small number of t-frames in the region of 850mm x 1200mm. 

There are 4 costume crates and 4 flat crates (approximately 800mm x 1500mm x 800mm). 

250 trays 1000mm x 720mm and 15 1250mm x 900mm. These have plastazote edges and card bases. They were used for moving prints and drawings. The card bases are not archival. 

There is an unquantified amount of ply-wood, particle board and timber varying in size from 2500 by 1000mm sheets to smaller pieces, mostly but not exclusively with straight edges.

These items are available for free, but they must be collected, preferably by the middle of March. They are at Birmingham Museum and Art Gallery in the centre of the city. Quelle: AIC


Jane Thompson-Webb
Conservation Team Leader   T:0121 348 8211 

www.birminghammuseums.org.uk/

Birmingham Museums Trust
Birmingham Museum & Art Gallery, Chamberlain Square, Birmingham, B3 3DH


Samstag 3.2.2024: Der Kunsthistoriker, umstrittene italienische Kunstkritiker und Polemiker Vittorio Sgarbi, gegen den u.a. die Staatsanwaltschaft in Macerata und die italienische Wettbewerbsbehörde ermittelt, ist am Freitag mit sofortiger Wirkung als Staatsekretär zurückgetreten. „Ich trete mit sofortiger Wirkung als Staatssekretär zurück und werde einen entsprechenden Brief an Meloni schreiben“, sagte der 71jährige am Freitag in einer Rede am Rande einer Mailänder Konferenz über die wirtschaftliche Zukunft Italiens. Sgarbi erklärte, er habe sich zum Rücktritt entschlossen, nachdem gegen ihn Hausdurchsuchungen durchgeführt wurden und er einen „langen und wirren Brief“ von der Wettbewerbsbehörde erhalten habe, in dem behauptet würde, seine kulturellen Betätigungen seien „unvereinbar, illegal und explizit verboten“. Damit kam er einem Mißstrauenantrag zuvor, über den am 15. Februar im Parlament abgestimmt werden sollte. Die italienische Wettbewerbsbehörde hatte bereits im Oktober nach einer Beschwerde des Kulturministers Gennaro Sangiuliano eine Untersuchung gegen Sgarbi eingeleitet, um festzustellen, ob Zahlungen, die Sgarbi durch öffentliche Auftritte verdient hatte, mit seiner Arbeit als Beamter des Ministeriums vereinbar seien. Die Forderungen an Sgarbi zurückzutreten hatten zugenommen, nachdem die Staatsanwaltschaft in Macerata im Januar Ermittlungen gegen ihn wegen des angeblichen Erwerbs eines Bildes, nämlich  "Die Gefangennahme Petri" in Gang gesetzt hatte – einem Gemälde aus den Jahren 1637-39, das einem gewissen Rutilio Manetti zugeschrieben wird. Es war aus dem Castello di Buriasco gestohlen worden. Bei dem Diebstahl wurde das Gemälde mit einem Cutter aus dem Rahmen geschnitten. Zudem soll eine Fackel auf das Original hinzugemalt worden sein. Ein Bündnis von Oppositionspolitikern, darunter auch aus der Fünf-Sterne-Bewegung, stellte daraufhin einen Mißtrauensantrag. Es ist derzeit nicht klar, wer ihn ersetzen wird. Eventuell Eike Schmidt?
Quellen: DER SPIEGEL, Il Messagero, The Art Newspaper



Freitag, 2.2.2024: Warnung vor dem Ankauf dieser Objekte: Im Oktober 2023 wurden diese drei Objekte, die in den Vitrinen des Museums beim Abbau einer Ausstellung verblieben waren, aus dem Hildesheimer Roemer- und Pelizäus-Museum gestohlen. Inzwischen wird bei der Polizei vermutet, daß der Diebstahl von hochprofessionellen Auftragstätern verübt wurde.

Alle drei Objekte sind ergänzt und mehrfach beschädigt. Es handelt sich um zwei blau-weiße Kerzenleuchter, um 1740, Qing-Dynastie, hergestellt wohl für den europäischen Markt,  und um einen blauweißen Ming-Schultertopf aus der Jiajing-Periode (1522-1566), im Handel oft als Ingwer-Topf bezeichnet.

Das Roemer- und Pelizaeus-Museum beherbergt die zweitwichtigste ägyptische Sammlung Deutschlands und ostasiatische sowie ethnologische Objekte aus diversen anderen Regionen der Welt, eine große naturkundliche Sammlung (Paläontologie, Geologie/Mineralogie, Zoologie und Botanik), die Sammlungen der Hildesheimer Stadtgeschichte sowie eine Gemälde- und Grafiksammlung. Die neue Leitung unter Lara Weiss sieht deswegen die Kraft des Museums in der Verknüpfung dieser Sammlungsgebiete.


Freitag, 2.2.2024: Das BASF-Museum für Lackkunst in der Münsteraner Windhorststraße existiert seit 1.2.2024 nicht mehr: bereits im November 2022 hatte die BASF bekanntgegeben, daß sie ihr 1993 eröffnetes Münsteraner Museum im Zuge einer "Neubewertung des gesellschaftlichen Engagements" schließen werde. Für den symbolischen Preis von 1 € ging die Sammlung weltweiter Lackkunst an das eher regional aufgestellte Landesmuseum "nebenan". Die ca. 1250 Objekte umfassende Sammlung und die ca. 4500 Medien umfassende Bibliothek besteht vor allem aus der Firmenkollektion des Kölner Lackherstellers Herbig-Haarhaus ("Herbol"), die dessen leitender Mitarbeiter Dr. Erich Zschocke in den 20er Jahren zusammengetragen hatte (1968 von der BASF übernommen), und der Privatsammlung des Wuppertaler Lackfabrikanten Kurt Herberts, die 1982 hinzugekauft wurde.

Allerdings konnte nur die Sammlung erhalten werden, nicht jedoch deren Eigenständigkeit; hier rächt sich die wirtschaftstypische Aufsplittung in Bestände  und Museumsgebäude. Das bisherige Haus, ein bürgerliches Palais von 1915, ist im Eigentum des Pensionsversicherungsvereins der BASF, der Mieten realisieren muß, die sich das Landesmuseum nicht leisten kann. Dessen Direktor Hermann Arnhold versprach jedoch noch für dieses Jahr die Integration von Highlights der Sammlung in die Dauerausstellung und für 2025 im Zuge einer Neugestaltung seines Hauses eine umfangreiche Präsentation der Lackkunst, jedoch nicht als eigene Abteilung. Auch der Freundeskreis will die von ihm fürs Museum für Lackkunst erworbenen Objekte nun dem LWL-Museum übereignen.

Die Kulturstiftung der Länder war als Moderatorin und Geldgeberin für eine zweijährige Projektleiterstelle und die anstehende Digitalisierung der Objekte eingesprungen. Die BASF übernimmt die Finanzierung einer auf fünf Jahre befristeten Kuratorenstelle am LWL-Museum, die Dr. Patricia Frick ausfüllen wird, die bisher am Museum für Lackkunst als Kuratorin tätig war. Davor war sie Assistenzkuratorin für ostasiatische Kunst am Linden Museum Stuttgart, unterrichtete mehrere Jahre am Institut für Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens, Sinologie, der Universität Würzburg und verbrachte Studienjahre in China, Taiwan, und Großbritannien. Quelle: FAZ v. 1.2.2024, Website der erwähnten Museen


Sonntag, 28. Januar 2024: Längst überfällig: Erst durch Gesetze der Biden-Administration beenden US-amerikanische Museen übergriffige Präsentationen indianischer Kulturen

Als Reaktion auf neue Regelungen, die vorschreiben, dass Museen die Zustimmung von Stämmen der Ureinwohner einholen müssen, bevor sie Objekte aus deren Kultur ausstellen, haben Museen in den USA ganze Abteilungen vorübergehend geschlossen und einzelne Vitrinenobjekte verhüllt, während Kuratoren dazu gezwungen wurden zu prüfen, ob sie unter den neuen Vorschriften überhaupt noch gezeigt werden können.

Die Neuregelung ist das Ergebnis von Bemühungen der Biden-Regierung, die Rückführung indianischer Kulturgüter zu beschleunigen. Der Prozess begann 1990 mit der Verabschiedung des Native American Graves Protection and Repatriation Act (NAGPRA). Da sich über 30 Jahre zu wenig tat, wurde die Umsetzung des Gesetzes von Stammesvertretern als zu langsam kritisiert. Die neuen Vorschriften sollen die Rückgabe beschleunigen und den Ureinwohnern mehr Befugnisse geben. Sie geben Museen fünf Jahre Zeit, um alle menschlichen Überreste und die dazugehörigen Grabbeigaben für die Rückführung vorzubereiten.

So schloss das American Museum of Natural History in New York die Ausstellungsräume über die Eastern Woodlands und die Great Plains auf unbestimmte Zeit. Die New York Times berichtet von einem Brief des Museumsdirektors Sean Decatur an das Museumspersonal: „Die Räume, die wir schließen, sind Relikte einer Zeit, in der Museen wie das unsere die Werte, Perspektiven und die Menschlichkeit der indigenen Völker nicht respektiert haben“. Zahlreiche weitere Vitrinen des Museums mit indianischen Kulturobjekten wurden verhüllt. Zudem prüft es auch den Rest seiner umfangreichen Sammlung, um sicherzustellen, dass die Präsentationen den neuen Vorschriften entsprechen. Auch das Field Museum in Chicago und das Cleveland Museum of Art hat Vitrinen verhüllt. Das Peabody Museum of Archaeology and Ethnology der Harvard University gab bekannt, alle Grabbeigaben aus der Ausstellung zu entfernen.

Quelle: Kira Kramer: US-Museen schließen Ausstellungen zu Native Americans. In: FAZ net v. 27.1.2024. Dank an R. Zapf für den Hinweis


Mittwoch, 24. Januar 2024: Schwerer Hackerangriff auf die British Library:

Die British Library ist die britische Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs und beherbergt etwa 200 Millionen Bücher, Zeitschriften, Magazine, Karten und mehr. Die Sammlung ist eine der größten der Welt und macht die Bibliothek zu einer wichtigen Ressource für die wissenschaftliche Forschung. Ohne Zugriff auf die von der Bibliothek aufbewahrten Dokumente haben Benutzer eine wichtige Rechercheressource verloren. Die British Library verfügt über ein umfangreiches und beeindruckendes IT-System – doch das hat entschlossene Hacker nicht aufgehalten. 

Am 31. Oktober meldeten Beamte der British Library, sie sei Opfer eines Cyberangriffs geworden. Die Bibliothek schaltete mehrere wichtige Systeme ab, um den Schaden zu begrenzen und die Verbreitung von Malware in ihrem Netzwerk zu verhindern. Die Website, Telefonleitungen und Vor-Ort-Dienste wie das Wi-Fi für Besucher und elektronische Zahlungen wurden lahmgelegt. BesucherInnen hatten keinen Zugriff auf den umfangreichen digitalen Katalog mehr; der Shop musste auf Barzahlung umstellen.  Hacker der Gruppe Rhysida drohten drei Wochen später damit, auch gestohlene persönliche Daten aus der Personalabteilung und von Benutzern zu verkaufen, wenn nicht ein immens hohes Lösegeld gezahlt werde. Sie gaben außerdem bekannt, dass ihre Hacker bei dem Angriff sensible persönliche Daten gestohlen hätten. Die Ankündigung erfolgte, als Rhysida die Daten im Darknet zum Verkauf bereitstellte, wobei die Gebote bei 20 Bitcoins (ca. 828.400 USD) begannen. Bilder mit niedriger Auflösung, die zur Werbung für die Auktion verwendet wurden, deuten darauf hin, daß die Informationen aus dem Personalsystem der British Library stammen und daher möglicherweise vertrauliche Adress- und Beschäftigungsdaten enthalten. Die Bande veröffentlichte auch Kopien von Pässen, Führerscheinen und anderen Dokumenten, die sie nach eigenen Angaben aus dem Bibliotheksbestand gestohlen hat. Erst am 15. Januar wurde die Website mit einem immer noch stark eingegrenzten OPAC wieder freigeschaltet. Wichtige Funktionen der British Library funktionieren immer noch nicht und man rechnet mit Monaten, bis die Folgen der Attacke beseitigt sind. Man rechnet mit einem Schaden von mehr als 8 Mio. €, da bei dem Hackerangriff auch Teile der IT-Infrastruktur zerstört wurden.
Wir werden in der kommenden EXPOTIME!-Ausgabe näher auf diesen Fall eingehen.


Mittwoch, 17. Januar 2024: Weitere Neubesetzungen in Italien:

An die Spitze der Nationalgalerie moderner und zeitgenössischer Kunst in Rom wurde vom italienischen Kulturmister Gennaro Sangiuliano Renata Cristina Mazzantini berufen. Sie leitete bislang das Projekt "Quirinale Contemporaneo", das jeweils 70-100 zeitgenössische Kunstwerke und Designobjekte in den herrlichen historischen Räumen des Amtssitzes des italienischen Staatspräsidenten ausstellte.
Nachfolger des seit 2015 an der historischen Mailänder Brera tätigen James Bradburn wird ebenfalls ein Spezialist für zeitgenössische Kunst, Angelo Crespi, der bislang als Präsident des Museo Arte Gallarate in der Mailand-nahen Kleinstadt Gallarate tätig war.
Zum neuen Direktor der Uffizien wurde Simone Verde berufen, bislang Leiter des Palazzo Pilotta in Parma. Verde studierte an der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales und leitete bisher u.a. die Publikationsabteilung des Louvre Abu Dhabi. Quelle: div. in- und ausländische Medien


Sonntag, 17. Dezember 2023: Managerkarrieren:

Der zum Jahreswechsel turnusgemäß ausscheidende Direktor der Uffizien, Eike Schmidt, führt künftig allein oder - lt. mehreren Medien - zusammen mit Cecilie Hollberg, der scheidenden Direktorin der Galleria dell'Accademia in Florenz, das Nationalmuseum Capodimonte in Neapel. Wenn letzteres zutrifft, dann dürfte es sich um eine Übergangslösung für Schmidt handeln. Das Museum beherbergt nach den Uffizien in Florenz die zweitgrößte Grafiksammlung Italiens und besitzt etliche hochkarätige italienische Meister.
Schmidt war 2017 zum Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien als Nachfolger von Sabine Haag designiert worden. Durch Veränderungen der politischen Verhältnisse in Italien sagte Schmidt Wien aber kurzfristig wieder ab. In letzter Zeit gab es reichlich Pressemeldungen um ihn wegen seiner politischen Ambitionen und Ansichten.
Der gebürtige Freiburger ist mit einer Italienerin verheiratet und hatte erst kürzlich die italienische Staatsbürgerschaft angenommen. Die Uffizien leitete er seit 2015. Sie hatten 2023 5 Mio. Besucher angezogen, was einen neuen Rekord darstellt. Auch bei den Einnahmen wurde mit 60 Mio. € ein Rekord vermeldet (70% mehr als im Pandemiejahr 2022). Quelle: italienische, österreichische und deutsche Medien


Mittwoch, 29. November: UNESCO und INTERPOL planen für 2025 ein virtuelles 3D-Museum gestohlener Kulturgüter:

In einer bahnbrechenden Zusammenarbeit wollen die UNESCO und INTERPOL das weltweit erste virtuelle Museum aufbauen, das sich der Bekämpfung des illegalen Handels mit Kultur-gütern widmet. Dieses visionäre Projekt, dessen Veröffentlichung für 2025 geplant ist, wurde von Saudi-Arabien mit einer anfänglichen Finanzierungszusage von 2,5 Millionen US-Dollar erheblich unterstützt. Das Hauptziel besteht darin, das Bewusstsein für das schwerwiegende Problem gestohlener Kulturgüter zu schärfen und die Wiederbeschaffung dieser unschätzbaren Objekte zu erleichtern. Nach der Generaldirek-torin der UNESCO, Audrey Azoulay, soll das Projekt verdeutlichen, was seinen Hütern entrissen, für die Forschung unzugänglich gemacht und nun Gefahr läuft, in Vergessenheit zu geraten. Die Zusammenarbeit mit INTERPOL zielt darauf ab, die Schwere des Kulturdiebstahls aufzuzeigen und aktiv zur Wiederbeschaf-fung gestohlener Artefakte beizutragen. Im Mittelpunkt dieses ehrgeizigen Projekts steht die Transforma-tion der umfangreichen Datenbank von INTERPOL, die über 52.000 gestohlene Artefakte in 3D-Darstel-lungen umwandelt. Es soll nicht nur ein Aufbewahrungsort gestohlener Artefakte sein, sondern auch ein wirkungsvolles Lehrmittel. Es ist nicht nur auf Behörden und Kulturschaffende zugeschnitten, sondern auch auf die breite Öffentlichkeit, mit besonderem Fokus auf jüngere Generationen, und sein virtueller Besuch soll sogar ein realitätsnahes Erlebnis bieten. Besucher können virtuelle Galerien erkunden, auf Bildungsressourcen zugreifen und sich ein Bild davon machen, wie wichtig der Schutz des kulturellen Erbes ist. So können sich die Besuchenden aktiv an der Bewahrung der Kulturgeschichte beteiligen. 3D-Darstellungen gestohlener Artefakte werden von detaillierten Informationen zu ihrer Geschichte und kulturellen Bedeutung begleitet. Dieses interaktive Erlebnis fördert eine tiefere Verbindung und ermöglicht es dem Einzelnen, den Wert jedes einzelnen Stücks und die Dringlichkeit des Schutzes unseres gemein-samen Erbes zu schätzen. Durch die Einbeziehung der Stimmen derjenigen, die in direktem Zusammen-hang mit den gestohlenen Artefakten stehen, schafft das virtuelle Museum eine Brücke zwischen den Kulturen und fördert Empathie und Verständnis. Quelle: ARTCENTRON NEWS


Share by: